pte20110727002 Forschung/Entwicklung

Forscher nehmen Sternsystem Mira unter die Lupe

Doppelsonne durchkreuzt Sternenwind in 300 Lichtjahren Entfernung


Mira: Schweif erinnert an einen Kometen (Foto: NASA)
Mira: Schweif erinnert an einen Kometen (Foto: NASA)

Wien (pte002/27.07.2011/06:05) Wiener Astronomen haben in einem internationalen Team die Strukturen der Umgebung des Sternsystems Mira, die "Wundersame", erforscht. Mira verändert seine Helligkeit in regelmäßigen Abständen und besitzt einen kometenähnlichen Schweif. Neue Beobachtungen mit dem Infrarotteleskop Herschel der Europäischen Weltraumorganisation, die am Institut für Astronomie der Universität Wien ausgewertet wurden, fügen diese Beobachtungen zusammen und erweitern das Wissen um Miras rätselhafte Erscheinung. "In der Umgebung des Sternsystems sind bogenförmige und aufgebrochene Strukturen zu erkennen, zusammen mit einem zarten Schweif", so Andreas Mayer vom Institut für Astronomie der Universität Wien und Erstautor der aktuellen Publikation in Astronomy & Astrophysics im pressetext-Gespräch.

"Dem liegt wahrscheinlich das Zusammenspiel zweier Faktoren zugrunde: Einerseits die Bewegung des Weißen Zwergs durch den Sternenwind, der eine spiralförmige Struktur hinterlässt. Diese Spiralen werden andererseits durch den starken Masseausstrom 'durchbohrt' und durch die Bewegung des interstellaren Mediums zusammengedrückt", erläutert Mayer. Der astronomische Name von Mira ist Omikron Ceti, auch der Rote Riese genannt, und befindet sich im Sternbild Walfisch. Er ist einer der bekanntesten und meistbeobachtesten Sterne der Menschheitsgeschichte.

"Omikron Ceti wurde schon seit dem 17. Jahrhundert beobachtet", sagt der Astronomie-Experte. Die Bekanntheit des Sterns beruht auf seinem vermeintlichen Erscheinen und Verschwinden, das Astronomen schon vor etwa 400 Jahren erstaunte.

Die Wundersame stirbt

Omikron Ceti ist in seinen hellsten Phasen leicht mit freiem Auge sichtbar, wird jedoch regelmäßig bis zu 1.500 mal schwächer. Seine Helligkeitsschwankungen wiederholen sich in einer Periode von etwa 331 Tagen. "Unsere Sonne wird in vier Milliarden Jahren ähnlich sein wie dieser Stern", sagt Mayer. Mira pulsiert und ist ein sterbender Stern. "Er wird irgendwann die komplette Sternhülle abwerfen und übrig bleibt ein weißer Zwerg, der keine Energie produziert - der Leichnam eines Sterns", sagt Mayer.

Heute wissen die Experten, dass Mira, etwa 300 Lichtjahre von der Erde entfernt, ein Doppelsternsystem ist. Das System besteht aus dem sehr hellen und pulsierenden Roten Riesen Mira A und dem kleineren, sehr leuchtschwachen Weißen Zwerg Mira B. Beobachtungen im Röntgenbereich aus dem Jahr 2005 zeigten, dass Mira A einen Teil ihrer Masse auf Mira B überträgt. "Massenverlust in Form eines staubreichen Windes ist eines der zentralen Merkmale von 'sterbenden' roten Riesensternen", erklärt Franz Kerschbaum, Leiter des Instituts für Astronomie der Universität Wien.

Eine weitere eindrucksvolle Eigenschaft ist Miras Bewegung durch das interstellare Gas. "Mit etwa 110 Kilometern pro Sekunde rast der Stern durch das All", sagt Thomas Posch vom Institut für Astronomie der Universität Wien. Der staubreiche Wind wird, ähnlich wie bei einem Kometenschweif, nach hinten getragen. Spektakuläre Aufnahmen aus dem Jahr 2007 zeigten dies erstmals und offenbarten einen starken Ausstrom an Masse entlang der Bewegungsbahn. "Mira ist wegen der Variabilität sehr bekannt - das wird auch nicht das letzte sein, was wir über Mira erfahren haben", sagt Mayer.

(Ende)
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