pte20110722013 Medizin/Wellness

Strengere Regelung bei Tierversuchen gefordert

Britische Experten: Geltende Richtlinien weisen deutliche Lücken auf


Maus: Manipulation mit menschlichen Genen (Foto: aboutpixle.de/Rosita Sellmann)
Maus: Manipulation mit menschlichen Genen (Foto: aboutpixle.de/Rosita Sellmann)

London (pte013/22.07.2011/11:45) Die britische Academy of Medical Sciences http://www.acmedsci.ac.uk fordert strengere Bestimmungen zur Regulierung der immer mehr zunehmenden Forschung mit Tieren in Zusammenhang mit menschlichen Genen oder Gewebe. Es wird immer wieder argumentiert, dass derartige Studien für die medizinische Forschung notwendig sind. Es könnten jedoch gerade in diesem Zusammenhang immer wieder neue ethische Fragestellungen auftreten, so die aktuelle Studie von einem landesweiten Expertengremium. Gefordert wird unter anderem das Verbot von Experimenten mit den Gehirnen von Affen, die zu einem menschenähnlichen Verhalten führen. Die britische Regierung will sich mit diesen Empfehlungen auseinandersetzen, berichtet die BBC.

Robin Lovell-Badge vom National Institute for Medical Research http://www.nimr.mrc.ac.uk betonte, dass alle über sprechende Erdmännchen oder Katzen mit opponierbaren Daumen lachten. "Würden wir diese Experimente wirklich im Labor durchführen, kann ich mir nicht vorstellen, dass die Menschen so glücklich darüber wären." Die Einbringung von menschlichen Substanzen in Tiere hat die medizinische Forschung erweitert.

Das Einpflanzen von menschlichen Brustkrebszellen in Mäuse zum Beispiel hat den Wissenschaftlern ermöglicht, Krebsmedikamente an menschlichem Gewebe zu testen. Mäuse erholten sich nach einem Schlaganfall nachdem ihnen menschliche neurale Stammzellen ins Gehirn injiziert worden waren. In der Folge wurden entsprechende klinische Tests mit Patienten durchgeführt. Mäusen mit Down-Syndrom wurde ein ganzes menschliches Chromosom hinzugefügt, um den Forschern neue Erkenntnisse über diese Krankheit zu ermöglichen.

Ungenaue Regelungen

Christopher Shaw vom King's College London http://www.kcl.ac.uk , einer der Autoren der Studie, betonte, dass derartige Tests wichtig sind und sie zu neuen Behandlungsmöglichkeiten führen können. Es bestehen jedoch Bedenken, dass manche Fälle durch Lücken in den bestehenden Bestimmungen nicht abgedeckt sind. Als konkretes Beispiel nennen die Autoren Experimente mit Embryos. Enthält ein Embryo vorwiegend menschliche Zellen, wird das Vorgehen durch die Human Fertilisation and Embryology Authority http://www.hfea.gov.uk genau überwacht und nicht zugelassen, dass er mehr als zwei Wochen alt wird. Für Embryos, die zum Großteil aus tierischen Zellen und nur teilweise aus menschlichen bestehen, gibt es jedoch überhaupt keine Bestimmungen.

Martin Bobrow, der Vorsitzende der Academy of Medical Sciences, wies darauf hin, dass die Studie dem britischen Innenministerium die Einrichtung einer Expertenkommission empfehlt. Für die Forschung mit Tieren, die auch menschliche Anteile enthalten, wird eine dreistufige Klassifikation vorgeschlagen. Die meisten Tests würden in die Kategorie 1 fallen und unterlägen so den gleichen Bestimmungen wie andere Tierversuche. Versuche der Kategorie 2 wären demnach erlaubt, erforderten jedoch eine klare wissenschaftliche Notwendigkeit. In diese Kategorie gehörten das Hinzufügen von Genen bei nichtmenschlichen Primaten und deutliche Veränderungen der Tiere mit dem Ziel, sie menschenähnlicher zu machen.

Verbot von Kategorie 3

Experimente der Kategorie 3 wären verboten. In diesen Bereich fiele das Überleben eines Embryos aus menschlichen und tierischen Zellen für eine längere Zeitdauer als 14 Tage, das Züchten von Tieren mit durch menschliches Material verändertem Sperma oder Eizellen sowie das Verändern von nichtmenschlichen Primaten in Richtung eines menschenähnlichen Bewusstseins oder Verhaltens. Bobrow betonte sehr deutlich, dass niemand bisher derartige Experimente durchgeführt habe. Die Academy of Medical Sciences fordert jedoch klare Richtlinien, die in Kraft treten, bevor es zu spät ist.

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