pte20110720024 Medizin/Wellness, Politik/Recht

Komplementäre Behandlung nicht teurer

Akupunktur und Homöopathie für holländische Kassen ein Segen


Homöopathische Globuli: Günstig für Versicherer (Foto: pixelio.de/Schwarz)
Homöopathische Globuli: Günstig für Versicherer (Foto: pixelio.de/Schwarz)

Tilburg/Berlin (pte024/20.07.2011/12:10) Patienten, deren Hausarzt eine Zusatzausbildung in Komplementärmedizin besitzt, kommen dem Gesundheitssystem billiger als jene, die bei reinen Schulmedizinern in Behandlung sind. Das behaupten Ökonomen um Peter Kooreman von der Universität Tilburg http://tilburguniversity.edu im "European Journal of Health Economics". Konkret beziehen sich die Forscher auf Akupunktur, Homöopathie und anthroposophische Medizin und begründen ihre Aussagen auf Daten von Versicherten in den Niederlanden.

Sieben Prozent billiger

Die Forscher verglichen Datensätze von 150.000 Menschen, die bei einem holländischen Versicherungsträger gemeldet waren. Untersucht wurden alle Kassenausgaben von 2006 bis 2009 für Hausarzt, Spitalsversorgung, Medikamente und Rettungseinsätze, daneben aber auch das jeweilige Geburts- und allfällige Todesdatum, das Geschlecht und der Wohnort. Von den knapp 2.000 Hausärzten, die die Untersuchten besuchten, waren 79 in Komplementärmedizin geschult.

Verfügt der Hausarzt neben der schulmedizinischen Ausbildung auch komplementäres Wissen, so reduzieren sich die Kosten pro Versichertem um durchschnittlich sieben Prozent, so das Ergebnis. Das sei vor allem eine Folge seltenerer Krankenhausaufhalte und weniger Medikamentenverschreibungen. Zumindest statistisch war bei diesen Patienten die Sterberate geringer. Das führen die Forscher unter anderem darauf zurück, dass komplementär geschulte Mediziner selten überbehandeln und verstärkt zu präventivem Verhalten raten.

Private Kosten fehlen

Grenzen der Studie zeigt Thomas Reinhold vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité-Universitätsmedizin Berlin http://epidemiologie.charite.de , gegenüber pressetext auf. "Die Querschnittstudie kann trotz sozioökonomischer Kontrolle nicht ausschließen, dass Patienten selektiert wurden. Zudem wird nicht gezeigt, welche Kosten die Komplementärmedizin für die gesamte Gesellschaft verursacht - da die privat bezahlten Leistungen und Medikamente nicht aufscheinen."

Denkbar sei auch, dass Patienten, die eine alternative Behandlungsmethode suchen, allgemein eher zurückhaltend bei medizinischer Behandlung sind und somit die Kosten senken. "Mit Einschränkungen kann man immerhin sagen, dass in den Niederlanden Komplementärmedizin für das Gesundheitssystem nicht teurer kommt als Schulmedizin. Aussagen für andere Länder sind unzulässig, da sich Arztgehälter und Medikamentenpreise zu sehr unterscheiden."

Jedes Land anders

Die Erstattung für Komplementärmedizin ist in Europa sehr unterschiedlich geregelt. "In vielen Ländern ist eine Kassenvergütung noch länger nicht vorstellbar, vor allem weil hochqualitative Studien fehlen", so Reinhold. Eher offen zeigen sich Teile Italiens wie etwa die Toskana, die Komplementär- und Schulmedizin gleichstellt. In Deutschland wird bisher erst Akupunktur bei chronischen Schmerzen vergütet. In der Schweiz werden ab 2012 fünf alternative Behandlungsmethoden vorübergehend zum Teil der Grundversorgung.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Johannes Pernsteiner
Tel.: +43-1-81140-306
E-Mail: pernsteiner@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|