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Bildungsexperte: Mehr Sozialprojekte in Schulen!

Benachteiligte profitieren von leichterem Zugang zu Ehrenamt


Pfadfinder: Ehrenamt öffnet Tür in die Gesellschaft (Foto: FlickrCC/Beat)
Pfadfinder: Ehrenamt öffnet Tür in die Gesellschaft (Foto: FlickrCC/Beat)

Würzburg (pte003/15.07.2011/06:10) Die Schule sollte Jugendlichen mehr Möglichkeiten des Ehrenamts bieten, da dieses besonders sozial benachteiligte Schüler stärkt. Das berichten Bildungsforscher der Universität Würzburg http://www.uni-wuerzburg.de . "Derzeit ist soziales Engagement vor allem bei Gymnasiasten verbreitet. Verstärkte Angebote für Hauptschüler würden diese gesellschaftlich aufwerten", erklärt Studienleiter Heinz Reinders im pressetext-Interview.

Jeder Zweite engagiert sich

Jeder zweite Jugendliche im Alter von 14 bis 15 Jahren ist ehrenamtlich aktiv, zeigte Reinders mit seinem Team repräsentativ bei 2.400 Jugendlichen. "Am häufigsten erfolgt das Engagement in kirchlichen Einrichtungen, gefolgt von Schule, Feuerwehr, Vereinen und Verbänden sowie Altersheimen", berichtet Reinders. Der Umfang des Einsatzes beträgt rund 22 Stunden im Monat, wobei die meisten Befragten schon länger als ein Jahr aktiv waren.

Wer sich sozial engagiert, stärkt dadurch seinen Selbstwert, so das Ergebnis. Das dürfte nicht zuletzt darauf zurückgehen, dass ehrenamtlich aktive Jugendliche auch dreimal häufiger als nicht-Aktive behaupten, in ihrer Freizeit etwas Sinnvolles zu tun. Auch der Glaube, die Gesellschaft im Kleinen verändern zu können, ist bei ihnen viermal stärker ausgeprägt. Zugleich beabsichtigen sozial Engagierte deutlich öfter, an politischen Wahlen teilzunehmen. Reinders bezeichnet das Ehrenamt deshalb als "Türöffner zur Gesellschaft".

Hauptschüler im Hintertreffen

Jeder zweite Gymnasiast, doch nur jeder dritte Hauptschüler ist ehrenamtlich tätig. Für den Bildungsexperten ist das Anlass zur Sorge. "Hauptschüler werden zusätzlich zu anderen Benachteiligungen auch hier von den Gymnasiasten abgehängt. Das geht einerseits auf die soziale Vererbung zurück, der zufolge Eltern höherer Bildungsschichten sozial aktiver sind. Andererseits haben Hauptschüler weniger Freizeit, wenn sie schon mit 16 im Beruf stehen und Geld verdienen müssen."

Programme für ehrenamtliches Engagement sollte sich stärker auf Hauptschüler ausrichten, so die Botschaft des Wissenschaftlers. Für das Thema ansprechbar sei diese Gruppe sehr wohl. "Gymnasiasten suchen ihr Engagement eigenständig, während sich Hauptschüler eher von Freunden motivieren lassen. Sie suchen möglichst konkrete, interessante Projekte, bei denen sie auch fürs Leben lernen können." Spaß ist für sie dabei weniger wichtig als bei Gymnasiasten.

Schule als Schlüssel

Als "beste Wegweiser für das Ehrenamt" bezeichnet Reinders schulische Sozialprojekte, da diese alle Jugendlichen erreichen. Einzelne deutsche Schulen bieten bereits "Service-Learning"-Programme, wo etwa im Fach Physik Projekte für den Kindergarten erarbeitet werden. "Mit dem Fall der Wehrpflicht werden sich höher Gebildete eher für das Freiwilligenjahr entscheiden, während die finanziellen Anreize der Bundeswehr eher Jugendliche mit geringer Bildung anlocken. Eine Situation wie in den USA, wo nur sozial Schwache ihr Leben in Kriegsgebieten riskieren, gilt es zu vermeiden", betont der Forscher.

(Ende)
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