pte20110713003 Bauen/Wohnen, Umwelt/Energie

Nachhaltiges Wohnen braucht ehrgeizigere Politik

Härtere Regelungen auf EU- und Nationalebene gefordert


Heizung: Bauen und Wohnen setzen das meiste CO2 frei (Foto: pixelio.de/Sturm)
Heizung: Bauen und Wohnen setzen das meiste CO2 frei (Foto: pixelio.de/Sturm)

Freiburg (pte003/13.07.2011/06:05) Die Politik muss klare Vorgaben und Hilfen liefern, um Europas Energieverbrauch für das Bauen und Wohnen zu senken. Zu diesem Schluss kommen Forscher des EU-Projekts "Policies to Promote Sustainable Consumption Patterns" (EUPOPP) http://www.eupopp.net. "Bis zu 400 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten könnten durch bestehende und zusätzliche Maßnahmen bis 2030 eingespart werden. Die EU und die Nationalstaaten müssen dazu jedoch weitaus ambitionierter vorgehen", betont Projektleiterin Bettina Brohmann vom deutschen Öko-Institut http://www.oeko.de im pressetext-Interview.

Der Bereich Bauen und Wohnen ist Europas größter Treibhausgas-Verursacher mit einem Anteil von 40 Prozent am Energieverbrauch und 36 Prozent der CO2-Emissionen in der EU. Neue Weichenstellungen würden Umweltschäden als auch Kosten reduzieren. "Die 887 Mio. Tonnen CO2-Emissionen der bisherigen Vorgangsweise könnten durch mehr Ehrgeiz auf bis zu 646 Mio. Tonnen gesenkt werden - und die Kosten dafür von 454 Mio. Euro auf 399 Mio. Euro. Die vorgeschlagenen Maßnahmen wären auch sozial ausgeglichen", rechnet Brohmann vor.

Bisherige Ansätze zu kurz gegriffen

In den vergangenen Jahrzehnten gab es viele Bemühungen zur Verbesserung der Hauptprobleme wie etwa schlechte Isolierungen, veraltete Heizungen, ineffiziente Haushaltsgeräte und Klimaanlagen. Dennoch blieb Einsparpotenzial auf der Strecke liegen, bemangelt die Expertin. Schuld daran seien Verwässerungen durch Kompromisse mit Interessensgruppen, jedoch auch Regelungen, die kaum zu nationalen Situationen passen. "Bei Zertifikaten ziehen etwa Makler und Banken nicht an einem Strang. Auch bei der Kontrolle der Einhaltung gibt es vielerorts Rückstände."

Einige der Probleme betreffen den Handel. "Teils sind die Empfehlungen der Händler kontraproduktiv und lassen die Käufer nur auf die kurzfristige Investitionssumme statt auf den gesamten Lebensweg blicken." Der Ersatz eines veralteten Haushaltsgerätes durch ein viel größeres mit höherer Energieeffizienz sei in Summe oft kein Energiesparen. Doch auch die Kennzeichnung der Energielabels von A bis A+++ erzeuge bei vielen den Irrglauben, ein "A" reiche schon, obwohl es drei bessere Energieklassen gibt.

Besseres Sanieren, Heizen und Beraten

Als "Heilmittel" schlagen die Forscher Verbessungen in drei Bereichen vor: Der energetischen Gebäudesanierung, dem Heizen mit erneuerbaren Energien sowie der Verbraucherberatung zu Energiefragen. Zu erreichen seien diese Ziele nur mit harten gesetzlichen Regelungen durch die EU und die Nationalstaaten. "Wir brauchen eine progressive Energiesteuer, klare Verbrauchsobergrenzen und auch die Miteinbeziehung der Energieunternehmen beim Erreichen von Einsparzielen", so Bohrmann.

Auch Anhaltspunkte für konkrete Maßnahmen werden im Projektsbericht angeführt. Dazu gehören ein Umstieg auf klare Produktklassen von G bis A, die jährlich angepasst werden oder eine Rückgabeprämie für Altgeräte beim Neukauf, dank derer alle zehn Jahre die ineffizientesten Stromfresser vom Markt verschwinden sollen. Effizienzstandards für Neubauten und Renovierungen sollen verbessert und der Zugang zu Finanzierungshilfen erleichtert werden. Ein Register sollte zudem die ohnehin bereits verpflichtenden Energieausweise erfassen und Auskunft über tatsächlich realisierte Sanierungen und CO2-Einsparungen geben.

(Ende)
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