pte20110706024 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Englische Zeitung behindert Mord-Ermittlungen

Für Exklusiv-Informationen Mailbox der Ermordeten abgehört


Handys: Abhören von Exklusiv-Informationen (Foto: Pixelio.de/Harald Wanetschka)
Handys: Abhören von Exklusiv-Informationen (Foto: Pixelio.de/Harald Wanetschka)

London (pte024/06.07.2011/13:45) Die englische Zeitung von Medienmogul Rupert Murdoch, "News of the World" ist bekannt für das illegale Abhören von Anrufbeantwortern prominenter Zeitgenossen, wie Prince William. Ein Journalist ging dafür 2006 sogar ins Gefängnis. Aktuell soll ein Mitarbeiter des Blattes die Mailbox eines ermordeten Mädchens abgehört haben, um an exklusive Storys zu kommen. Jüngste Meldungen bringen immer neue Fälle von Mailbox-Hacking durch das Murdoch-Medium ans Licht.

Im Jahr 2002 wurde die 13-jährige Milly Dowler von einem Sexualtäter ermordet. Nach ihrem Verschwinden soll ein Mitarbeiter regelmäßig die Mailbox des Mädchens abgehört und so die Seiten der Zeitung gefüllt haben. Um Platz für neue Nachrichten zu schaffen, löschte jener Mitarbeiter die bereits abgehörten Nachrichten. So erweckte er den Eindruck, dass das Mädchen regelmäßig die gespeicherten Botschaften abhörte und führte somit die Polizei und die Familie in die Irre.

Skandal im mächtigsten Zeitungshaus Großbritanniens

Erst im Juni 2011 wurde der Mörder überführt und verurteilt. Der Anwalt der Familie erklärt jetzt der Öffentlichkeit, dass die Familie erst während des Prozesses von der Abhörung des Mobiltelefons ihrer Tochter erfuhr. Die Polizei sei den Informationen hinsichtlich "News of the World" nicht nachgegangen, ebenso wenig wurden von der Medienkommission Maßnahmen gegen das Medium vollstreckt.

Die Konsequenzen finden sich jedoch in der Branche selbst. Zwei Werbekunden überdenken nun ihre Aufträge bei "News of the World". Das Stromunternehmen "Npower" teilte über die englische Zeitung "The Guardian" mit, dass das Unternehmen aufgrund der Vorfälle seine Optionen neu bewerten wird. Ford UK zeigte sich entschiedener und zog sämtliche Werbeaufträge an das Medium zurück.

Neue Fälle werden bekannt

Die Liste der Fälle, wo Redakteure von "News of the World" die privaten Mailboxen von Opfern und Promis anzapften, wird immer länger. Unter anderem wurden die Anschlüsse der Familien der beiden im Jahr 2002 ermordeten Mädchen aus Soham, sowie die Verwandten der Opfer der Londoner Bombenanschläge vom 7. Juli 2005 unerlaubterweise abgehört. Mittlerweile gibt es sogar eine Website http://www.pint.org.uk/notw.html , wo sowohl Leser, als auch Kunden ihre Bedenken bezüglich der Seriosität der Zeitung kundtun. "News of the World" ist Teil der News International, der britischen Tochter von Murdochs News Corp, welche für 35 Prozent der landesweiten Zeitungsauflage verantwortlich ist.

(Ende)
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