pte20110524002 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Verschränkte Arme lindern Schmerzen

Änderung im Körperschema verwirrt Gehirn und macht es langsamer


Verschränkte Arme: Schmerz lässt nach (Foto: FlickrCC/istolethetv)
Verschränkte Arme: Schmerz lässt nach (Foto: FlickrCC/istolethetv)

München (pte002/24.05.2011/06:05) Schmerzen in der Hand verspürt man weniger stark, wenn man die Arme verschränkt, als wenn man sie offen hat. Laut Forschern vom University College London http://www.ucl.ac.uk verwirren verschränkte Arme das Gehirn und lenken es somit vom Schmerz ab. "Der Thalamus reagiert verblüffenderweise schon auf kleine Änderungen des Körperschemas", so der Kommentar von Thomas Tölle von der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes http://www.dgss.org gegenüber pressetext. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "Pain" veröffentlicht.

Vertauschte Karten

Die englischen Forscher um Giandomenico Iannetti verabreichten Versuchspersonen per Laser einen vier Millisekunden dauernden Schmerz auf die Handfläche. Bei einem Testdurchgang sollten sie die Arme offen lassen, dann diese vor der Körpermitte verschränken. Stets war bei verschränkten Armen der Reiz weniger unangenehm, egal ob die Schmerzintensität per Fragebogen abgefragt oder durch ein EEG-Gerät im Gehirn gemessen wurde. "Vielleicht sollten wir Schmerz künftig nicht nur wegreiben, sondern auch die Arme verschränken", so Iannetti.

Für den rechten und den linken Bereich des Körpers besitzt unser Gehirn zwei Karten, so die Erklärung der Forscher, wobei jedem Bereich eine Hand zugeordnet wird. "Im Alltag verbinden sich beide Karten und können starke Impulse auslösen, um somit besser auf Reize zu reagieren. Verschränkt man die Arme, werden die Karten falsch verbunden und die Seitengleichheit funktioniert nicht mehr. Das bremst die Informationsverarbeitung und verringert das Schmerzgefühl", so Studienleiter Giandomenico Iannetti.

Auch langsames Atmen hilft

Aus neurologischer Sicht muss der nur kurzfristig beobachtete Effekt erst in ein Therapiekonzept eingebaut werden, um für Schmerzpatienten von Nutzen zu sein. "Veranschaulicht wurde dennoch, wie wichtig das Körpergefühl und deren Veränderungen sind. Im Konzept des Körperschemas wird dies mit dem Entspannen, Spüren und Wahrnehmungsschulung gezielt ins Zentrum gestellt", sagt Tölle.

Während das in der Studie beobachtete Konzept auf ergo- und physiotherapeutische Prinzipien abzielt, gibt es auch kognitive Tricks, die bei Schmerzen im Alltag ein wenig Linderung bringen können. So gilt auch das bewusst langsame Atmen als eine Methode für die kurzfristige Schmerzminderung (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20100127120 ). "Auch Ablenken, Defokussieren und die Kombination des Schmerzreizes mit positiver Tönung können positive Effekte haben", ergänzt Tölle.

(Ende)
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