pte20100609036 Unternehmen/Wirtschaft, Medizin/Wellness

Nutzlose Medikamente verstopfen den Markt

Barmer GEK stellt aktuellen Arzneimittel-Report 2010 vor


40 Prozent der neuen Medikamente sind nutzlos und überteuert (Foto: pixelio.de/Rainer Sturm)
40 Prozent der neuen Medikamente sind nutzlos und überteuert (Foto: pixelio.de/Rainer Sturm)

Berlin (pte036/09.06.2010/16:10) In den vergangenen zehn Jahren haben sich etwa 40 Prozent der als innovativ eingeführten Medikamente im Nachhinein als Präparate ohne Mehrwert für Patienten erwiesen. Zu dem Schluss kommt Gerd Glaeske, Professor am Zentrum für Sozialpolitik der Uni Bremen im heute, Mittwoch, in Berlin vorgestellten Barmer GEK Arzneimittel-Report 2010.

Unabhängiges Prüfverfahren gefordert

"Diese Arzneimittel verstopfen den Markt", so Glaeske und kritisiert weiter. "Jeder hierfür ausgegebene Euro fehlt dann an anderer Stelle." Er fordert ein herstellerunabhängiges Prüfverfahren. Dieses soll zuverlässige Aussagen über den Therapieerfolg gewährleisten.

"Die nachträgliche Kosten-Nutzen-Analyse muss Pflicht werden. Wenn sich langfristig kein Zusatznutzen feststellen lässt, muss man den Preis auch wieder absenken und die Kassen überbezahlte Beiträge zurückfordern können", resümiert Glaeske.

Auch im Bereich der Preisregulierung bei neuen Arzneimitteln fordert die Barmer GEK vom Gesetzgeber Unterstützung. Gerade bei Spezialmedikamenten gegen Rheuma, Krebs und Multiple Sklerose sind die Kosten kräftig angestiegen. Sie liegen zwischen zwölf und 25 Prozent. Der durchschnittliche Ausgabenzuwachs lag dagegen bei sechs Prozent.

Unterschiedliche Arzneimittelpreise in der EU

Barmer GEK Vize-Vorstand Ulrich Schlenker warnte vor einer Überforderung der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV): "Warum verlangen Pharmafirmen für das Krebsmittel Glivec in Großbritannien 1.800 Euro, bei uns aber 2.800 Euro?"

Ausdrücklich begrüßte er die Passage im Referentenentwurf zum Arzneimittelneuordnungsgesetz (AMNOG), dass in einem Schiedsverfahren - nach gescheiterten Verhandlungen - die Höhe des Abgabepreises in anderen europäischen Ländern zu berücksichtigen ist. "Das wäre der Durchbruch für faire Preise und gute Verträge."

Das Arzneimittelneuordnungsgesetz soll so verabschiedet werden, wie es im Entwurf steht. Das ist im parlamentarischen Verfahren ja nicht garantiert", so Schlenker gegenüber pressetext. "Es ist schon mal ein guter Schritt, dass wir als Krankenkasse bei der Preisregulierung nun mit ins Boot kommen", fügte er abschließend hinzu.

(Ende)
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