pte20090720037 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Nutzung von Teletext hat den Zenit erreicht

Digital-TV weist analogen Informationsklassiker in die Schranken


Die Digitalisierung bedroht den analogen Teletext (Foto: Wikimedia Commons)
Die Digitalisierung bedroht den analogen Teletext (Foto: Wikimedia Commons)

London/Wien/Berlin (pte037/20.07.2009/17:30) Per Januar 2010 wird der Teletext, der analoge Instant-Nachrichtendienst am TV-Gerät, in Großbritannien nach über 35 Jahren Dienstzeit eingestellt. Ursprünglich wollte man den Dienst erst 2012, zeitgleich mit der landesweiten Abschaltung des analogen TV-Signals, abschaffen. Aufgrund der schlechten finanziellen Performance habe man sich jedoch entschieden, bereits Anfang des nächsten Jahres aufzuhören, sagten Unternehmenssprecher der Teletext Ltd. http://www.teletext.co.uk/ gegenüber der Times. Zuletzt hatten auf den britischen Teletext noch elf bis zwölf Mio. Nutzer pro Woche zugegriffen, sagt Geschäftsführer Mike Stewart. Als Hauptgründe für die Einstellung werden sinkende Anzeigeneinnahmen, die stetig wachsende Bedeutung des Internets und der hohe Anteil an digitalen TV-Haushalten in Großbritannien genannt. 2012 soll schließlich auch der stärkste Mitbewerber der Teletext Ltd., der Ceefax von BBC, seinen Dienst für immer quittieren.

In Österreich und Deutschland hingegen wird dem etwas altmodisch anmutenden Teletext noch immer hohe Anerkennung zuteil. Der ORF Teletext verzeichnet pro Woche über zwei Mio. Nutzer und verfügt über einen überragenden Marktanteil von mehr als 71 Prozent. In Deutschland sind der ARD-Text und der RTL-Text mit je 15 Prozent Marktanteil führende Anbieter von analogen Videotext-Diensten. Beide kommen je etwa auf fünf bis sechs Mio. Nutzer in der Woche. Dennoch dürfte sich auch hierzulande ein Abwärtstrend bei den Zugriffszahlen abzeichnen. "Die Teletextnutzung dürfte ihren Zenit überschritten haben. Die weitere Verbreitung digitaler Fernsehtechnik wird einen Rückgang der (traditionellen) Teletextnutzung mit sich bringen", schreibt Stefan Geese, Medienforscher des Ersten Deutschen Fernsehens (ARD), in einem 2008 veröffentlichten Beitrag für die Fachzeitschrift Media Perspektiven. Die Digitalisierung des Fernsehens ist in Deutschland und Österreich jedoch bei weitem noch nicht so weit fortgeschritten wie in Großbritannien, wo bereits 90 Prozent aller Haushalte digitales TV empfangen. In Österreich waren 2008 etwa 54 Prozent aller TV-Haushalte auf digitalen Empfang geschaltet, in Deutschland sind es bislang nur etwa 37 Prozent (Stand: 1. Juli 2009). In beiden Ländern ist jedoch eine steigende Tendenz erkennbar. Dieser Umstand sei den Teletext-Verantwortlichen in den TV-Stationen "durchaus bewusst, und es gibt Modelle, wie das Medium Teletext in digitalen Umgebungen gewissermaßen veredelt werden kann", so Geese.

In seiner digitalen Form basiert der Teletext auf dem Multimedia-Home-Plattform-Standard (MHP), der die Darstellung von interaktiven Inhalten am Fernsehgerät ermöglicht. MHP-Dienste wie Rätsel, Abstimmungen, Homeshopping-Angebote oder eben der erweiterte Videotext haben im deutschsprachigen Raum jedoch bislang kaum Anklang gefunden. Da analoge Teletext-Services zum Großteil für das Abrufen von Programminformationen genutzt werden - ein Dienst, der im Digital-TV vom Electronic Program Guide (EPG) erledigt wird - läuft der Analog-Text jedoch Gefahr, von der Digitalisierungswelle geschluckt zu werden. Geese bleibt für die Zukunft dennoch optimistisch: "Den Charakter des Teletexts bestimmen maßgeblich kurze, prägnante Informationen. Es gibt keinerlei Indizien dafür, dass diese Form der schnellen Unterrichtung einem Nachfragerückgang ausgesetzt ist."

Stefan Geese, Teletext 2008: http://www.media-perspektiven.de/uploads/tx_mppublications/Geese.pdf

(Ende)
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