pte20081122002 in Business

Diamanten: Finanzkrise bewirkt Nachfrageeinbruch

Dubiose Händler sowie Überkapazitäten belasten Edelsteinpreise


Diamanten-Branche bekommt Finanzkrise zu spüren (Foto: pixelio.de, Henrik G. Vogel)
Diamanten-Branche bekommt Finanzkrise zu spüren (Foto: pixelio.de, Henrik G. Vogel)

Antwerpen/Schmitten (pte002/22.11.2008/06:00) Nach dem Platzen der US-Immobilienblase gerät neben der Autoindustrie nun auch das einst lukrative Geschäft mit Diamanten massiv in die Bredouille. Obwohl der Handel gerade erst vom höheren Lebensstandard in Schwellenländern wie Indien, China oder Russland profitiert hat, wurde die Diamanten-Branche im Oktober dieses Jahres von dem bis dato schlimmsten Nachfrageeinbruch erschüttert. Dass sich Investoren derzeit eher zurückhalten, zeigt sich auch darin, dass das renommierte Auktionshaus Sotheby's bei einer Juwelen-Auktion am Mittwoch in Genf einen spektakulären Riesen-Diamanten nicht verkaufen konnte. Für das Mindestgebot von 6,7 Mio. Franken (4,1 Mio. Euro) fand sich für den blauen 10,48 Karat-Diamanten kein Käufer. Ebenfalls scheiterte der Verkauf zweier als Highlights geltender Edelsteine.

"Obwohl der Markt derzeit nachfragebezogen nicht gerade explodiert, wirkt sich die globale Finanzkrise insofern auf unser Geschäft aus, dass die Anzahl dubioser Händler drastisch nach oben schnellt", unterstreicht Torsten Möller, Geschäftsführer des deutschen Diamanten- und Edelsteinfachhandels EuroGem.biz, auf Nachfrage von pressetext. Laut dem Branchenkenner würden sich Kriminelle immer öfter per Telefon melden und als Vermittler vorstellen. Ziel der Aktionen ist es, dass Händler wie Möller dazu überredet werden, mit dem Diamantenkoffer nach Mailand oder Brüssel zu fahren. "Diese dubiosen Händler argumentieren damit, dass sie hinter finanzstarken Personen, wie Diplomaten stehen, die in Edelsteine investieren wollen", so Möller. Um einen Raub zu verhindern, sollten sich Händler keinesfalls darauf einlassen.

Neben diesem kriminellen Anstieg unseriöser Anbieter belastet die internationale Finanzkrise die Branche vor allem nachfragebezogen. Die Furcht unter den Marktakteuren ist sogar so groß, dass sich die großen Diamantenplayer erst kürzlich in Antwerpen, dem europäischen Zentrum des Diamantenhandels, zu einem Krisentreffen versammelt haben. Thematisiert wurden neben Produktionskürzungen auch der Aufbau von Lagerbeständen sowie Preisnachlässe. Dabei ist die Diamanten-Industrie von zwei Seiten mit Problemen konfrontiert. Das Hauptproblem liegt darin, dass Banken bei der Kreditvergabe an Großhändler restriktiver vorgehen. Großhändler, die Rohdiamanten auf Kreditbasis kaufen, macht die Kreditklemme zu schaffen. Zudem wird die Nachfrage 2009 um 15 Prozent in Nordamerika und um zehn Prozent in Europa sinken.

Dass diese Schätzungen zutreffen könnten, zeigt sich im zurückliegenden Oktobergeschäft. Nach Angaben des Antwerp World Diamond Centres http://www.awdc.be brach der Export von polierten Edelsteinen aus dem europäischen Diamantenzentrum dem Volumen nach im Monatsverlauf um fast 13 Prozent ein. Parallel dazu ging auch der Import polierter Steine volumenbezogen um 53,29 Prozent zurück. Branchendienst Polishedprices.com warnte sogar davor, dass der Handel mit polierten Steinen fast zum Erliegen gekommen ist. Problematisch ist auch, dass die Minengesellschaften ihre Produktionsvolumen aufrecht erhalten. Dass die Preise somit kurzfristig fallen würden, sei unvermeidbar, so der Informationsdienst. Dennoch scheinen erste Gesellschaften wie De Beers nachzugeben. So wolle man die Produktion in den beiden neuen kanadischen Minen um zehn bis 20 Prozent drosseln.

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