pte20080112008 Auto/Verkehr, Kultur/Lifestyle

Samoa: Ein Inselstaat führt den Linksverkehr ein

Finanzielle Bürde macht Bevölkerung mobil


Unruhe über die Straßenregeln: Apia, Hauptstadt von Samoa (Foto: Wolfgang Weitlaner)
Unruhe über die Straßenregeln: Apia, Hauptstadt von Samoa (Foto: Wolfgang Weitlaner)

Auckland/Apia (pte008/12.01.2008/13:25) Der Südseestaat Samoa wird ab Juli 2009 den gesamten Verkehr auf die "andere Straßenseite" umstellen und damit laut Weltstatistik der 59. Staat mit Linksverkehr sein. Mit 220 Staaten und Gebieten bleibt der Rechtsverkehr allerdings immer noch dominant. Statistiken zufolge ist keines der beiden Systeme sicherer. Verkehrsexperten betonen jedoch, dass eine schnelle Umstellung neben den immensen Kosten sehr wohl zu einer Vergrößerung des Unfallrisikos führen kann.

"Der Grund für die Umstellung in Samoa ist der Gebrauchtwagen-Markt", so die samoanische Journalistin Cherelle Jackson im pressetext-Interview. "Früher sind die meisten Fahrzeuge aus den USA importiert worden. Heute sind die wirtschaftlichen Verbindungen zu Australien und Neuseeland enger." Dies habe die Regierung dazu veranlasst, auf Linksverkehr umzustellen. Der Zeitplan sei extrem eng, argumentiert die Journalistin, die auch davon berichtet, dass mehr als 33.000 Samoaner gegen diese Regelung protestierten - zum Teil in Demonstrationen aber auch in einer Petition. "Selbst in einem so kleinen Staat wie Samoa sind derzeit mehr als 17.000 Autos angemeldet, die dann nach dem Juli 2009 auf der falschen Straßenseite fahren müssen", erklärt Jackson. Die Umstellung der Infrastruktur koste dem Staat umgerechnet 80 Mio. Euro. Für ein Land dessen Bruttoinlandsprodukt 2005 rund 404 Mio. Dollar betrug, ist das sehr viel Geld. "Was viele Samoaner an der raschen Umstellung stört, ist die Tatsache, dass besonders ärmere Menschen sich in Zukunft wohl kein Auto mehr leisten werden können", so Jackson gegenüber pressetext.

Ab Februar 2008 können in dem 160.000-Einwohner-Staat Autos mit Rechtslenkung erworben werden - und diese werden zumeist von Australien oder von Neuseeland importiert. Das soll zumindest die Umstellung im Juli 2009 schon vorab erleichtern, wie dies Tusa Misi Tupuola vom Samoa Transport Control Board gegenüber Radio New Zealand International http://www.rnzi.com mitteilte. Der stellvertretende Premierminister Misa Telefoni argumentiert im Samoa Observer ungeachtet der Proteste damit, dass ein Großteil der Bevölkerung den Linksverkehr vorziehe.

Jedem Land der Welt bleibt es nach der "UN Convention on Road Traffic" von 1949 vorbehalten, die Art der Verkehrregelung selbst zu übernehmen. Allerdings muss es der Konvention zufolge eine einheitliche Regelung für ein Staatsgebiet geben. Dass dies bis dahin nicht selbstverständlich war, zeigt sich am Beispiel Österreich: Jahrelang gab es keine einheitliche Regelung, sondern Rechts- und Linksfahrzonen. 1930 wurde der Rechtsverkehr im Westen Österreichs eingeführt, der allerdings für die restlichen Bundesländer bis 1938 nicht galt. Nach dem Anschluss an das Deutsche Reich und der Übernahme der deutschen Straßenverkehrsordnung, gab es noch mehrere Monate eine Ausnahmeregelung für Niederösterreich, Wien und Teile des Burgenlands und der Steiermark.

Traditionelle Linksfahr-Länder sind Großbritannien, Irland und alle ehemaligen britischen Kolonien. Einer der letzten verkehrsdichteren Staaten, die die Verkehrsregeln umgestellt haben, war Schweden. Hier herrschte bis 1967 Linksverkehr, während die Nachbarländer Dänemark und Norwegen immer rechts fuhren. Wie viel die Umstellung damals tatsächlich kostete, kann heute nicht mehr eruiert werden. Allerdings wurden in vielen schwedischen Städten mit der Einführung des Rechtsverkehrs die Straßenbahnen eingestellt, da diese vielfach nur Türen auf einer - in diesem Fall der falschen - Wagenseite hatten. 1968 stellte auch Island auf den Rechtsverkehr um. In späteren Jahren gab es Umstellungen in Staaten wie etwa in Nigeria, Sierra Leone, Ghana und Burma. Zumeist stellte man von Links- auf Rechtsverkehr um. Eine Umstellung in die andere Richtung gab nur in einem Fall: Während der argentinischen Besetzung der britischen Falkland-Inseln wurde im April 1982 der Straßenverkehr von Links- auf Rechtsverkehr umgestellt. Dies wurde nach dem Abzug der argentinischen Truppen im Juni 1982 wieder rückgängig gemacht.

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