pte20070914001 Umwelt/Energie, Kultur/Lifestyle

Dreckigste Plätze der Welt: China und Indien führen Feld an

Blacksmith-Institute kürt die "Dirty Ten" der Umweltverschmutzung


Umweltverschmutzung tötet jährlich Millionen Menschen (Foto: Blacksmithinstitute.org)
Umweltverschmutzung tötet jährlich Millionen Menschen (Foto: Blacksmithinstitute.org)

Washington DC (pte001/14.09.2007/06:05) Einmal jährlich wird die "Liste des Schreckens" - die Top-Ten der weltweiten Umweltverschmutzung von der US-Umweltorganisation Blacksmith Institute http://www.blacksmithinstitute.org erstellt (pressetext berichtete http://www.pte.at/pte.mc?pte=061020002 ). Auch in diesem Jahr liegen acht der "Dirty Ten" in Asien. Vier Hot-Spots sind neu hinzugekommen.

China, Indien und Russland führen die traurige Weltrangliste der am stärksten verschmutzten Plätze der Welt an. Unter den Spitzenreitern liegt immer noch das ukrainische Tschernobyl, Schauplatz des bisher schlimmsten Atomunfalls in der Geschichte der Kernenergie-Gewinnung. Neu hinzu gekommen ist Sukinda in Indien , wo zwölf Chromerzminen ohne jede Umweltschutzmaßnahme arbeiten. Millionen Tonnen verschmutztes Gestein landen dadurch in der Umwelt und am Fluss Brahmani, in den auch das unbehandelte Abwasser der Minen fließt. Der Brahmani ist der einzige Fluss und damit auch Trinkwasserquelle für die Bewohner dieser Region. Auch neu in der Liste ist die indische Stadt Vapi Indien, in einem 400 Kilometer breiten Industriegürtel im Bundesstaat Gujarat. Hier arbeiten mehr als 1.000 Fabriken, die unter anderem Petrochemikalien, Pestizide, Arzneimittel, Textilien, Bleichstoffe, Düngemittel, Lederprodukte und Farben herstellen.

Wie im Vorjahr sind Norilsk und Dscherschinsk - zwei Städte, die Altlasten der ehemaligen Sowjetunion zu tragen haben - immer noch dabei. In Dscherschinsk wurden früher chemische Waffen und andere toxische Substanzen hergestellt. Wie sehr die Verschmutzung hier das Leben der Menschen beeinflusst, zeigt sich an der durchschnittlichen Lebenserwartung, die bei Männern bei 42, bei Frauen bei 47 Jahren liegt. In Norilsk, einer Industriestadt, die als Arbeitslager in Sibirien gegründet wurde, herrscht seit November 2001 Besuchsverbot für Ausländer. Hier ist die Luft erfüllt von Strontium-90, Caesium-137, Schwefeldioxid, Schwermetallen und allerlei anderen Substanzen, die der menschlichen Gesundheit nicht zuträglich sind. Auch das diesmal neu hinzugekommene Sumgait - im heutigen Aserbaidschan - trägt die Altlasten der Sowjetunion: Hier hat man billigst Chemikalien für die Industrie und die Landwirtschaft hergestellt. Die Krebsrate in der Stadt liegt um 22 bis 51 Prozent höher als im landesweiten Durchschnitt.

Chinas dreckigste Städte sind Linfen und Tianjin. Linfen, im Zentrum der Provinz Shanxi, ist Zentrum der Kohle-, Teer- und Stahlindustrie. Für die Bewohner bedeutet dies: Belastungen durch die Gifte Arsen und Blei sowie Kohlenmonoxid, Stickoxide und flüchtige organische Verbindungen. Linfen gilt als das Herz von Chinas riesiger und expandierender Kohleindustrie. Tianjin - neu in der Liste - ist vor allem für die Bleiproduktion bekannt. Die Hälfte der gesamten chinesischen Produktion stammt aus dieser Stadt, die unter den Folgen der Schwermetall-Verarbeitung leidet. Die durchschnittliche Bleikonzentration in der Luft und im Boden beträgt das 8,5- bzw. Zehnfache der internationalen Grenzwerte.

In der peruanischen Anden-Stadt La Oroya hat fast jedes Kind viel zu viel Blei im Blut. Der Grund dafür sind reiche Blei-, Kupfer-, Zink- und Silber-Vorkommen. Der Abbau von Eisenerzen in Kabwe, der zweitgrößten Stadt der Republik Sambia, sorgt dafür, dass die Menschen Blei und anderen Schwermetall-Belastungen ausgesetzt sind. Kabwe ist damit die schmutzigste Stadt Afrikas.

In den Top-Ten der schmutzigsten Städte leben insgesamt mehr als zwölf Mio. Menschen. "Es ist erwiesen, dass Kinder, die in diesen Regionen leben, krank sind und an den Folgen der Umweltverschmutzung sterben. Dabei ist keine großartige Wissenschaft nötig, um diese Zustände zu verändern", meint Richard Fuller, Gründer und Direktor des Blacksmith Institute. "In diesem Jahr gab es zwar mehr Medien-Berichte über Umweltverschmutzung. Aber es gab viel zu wenige Handlungen, die diese Katastrophen aufhalten und stoppen." Es fehle immer noch an geeigneten Aktionen und Programmen. "Wir müssen endlich aufwachen und tätig werden", so Fuller.

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