pte20080310030 Tourismus/Reisen, Umwelt/Energie

Tourismus und Klima: Schaden überwiegt Nutzen

Deutsche-Bank-Studie prophezeit schwere Zeiten für Massenziele


Autobahn zu Reisezeiten (Foto: pixelio.de)
Autobahn zu Reisezeiten (Foto: pixelio.de)

Berlin/Frankfurt (pte030/10.03.2008/13:55) Den Urlaubsländern rund um das Mittelmeer droht nach der jüngsten Studie der Deutschen Bank Research http://www.dbresearch.de in Zukunft jede Menge Ungemach. Jene Urlaubsziele, die für die Mitteleuropäer seit Jahren als Top-Favoriten gelten, werden unter dem Klimawandel besonders stark leiden. Betroffen sein werden neben der östlichen Mittelmeerregion, den nordafrikanischen Urlaubsländern Tunesien und Marokko auch Portugal und das beliebte Reiseziel Spanien. Andere Länder in Mittel- und Nordeuropa hingegen werden bei der Veränderungen des Klimas aller Wahrscheinlichkeit nach auf der Gewinnerseite liegen, kommt die Studie zum Schluss.

"Die Studie zeigt, dass der Klimawandel nicht alle Tourismusziele in gleicher Weise treffen wird", so Studien-Co-Autor Philipp Ehmer, Economist bei der Deutsche Bank Research im pressetext-Interview. "Kernaussage ist jedoch, dass die hohe wirtschaftliche Abhängigkeit die Problematik noch verschärft." Überproportional betroffen seien daher etwa die Mittelmeerländer, aber auch Österreich, Jamaika und die Bahamas sowie Thailand und Malaysia. "In Österreich sind die Tourismuseinkünfte sowohl durch den Sommer als auch durch den Wintertourismus gegeben. In Zukunft sind jedoch aufgrund der Schneeunsicherheit besonders die Wintersportregionen gefährdet", erklärt Ehmer. Höher gelegene Wintersportorte wie etwa in der Schweiz oder in Frankreich hätten dieses Problem nicht. Zu diesem Schluss kommt übrigens auch eine Studie des Schweizer Forschungsinstituts für Freizeit und Tourismus der Universität Bern http://www.fif.unibe.ch , die von Hansruedi Müller bei der ITB-Berlin vorgestellt wurde.

Besonders dramatisch werde sich die Klimaänderung allerdings für die ohnehin ärmeren Länder auswirken, betont Ehmer. "Kanada, die USA und Neuseeland werden die einzigen außereuropäischen Länder sein, deren Tourismusindustrie auf der Gewinnerseite stehen", so der Experte. "Gerade für jene armen Länder, die große Hoffnungen auf den Tourismus als Entwicklungsmotor setzen, wird der Klimawandel in erster Linie Lasten bringen." Das gelte etwa für die Inselstaaten im Indischen und im Pazifischen Ozean. "Wenn die Fremden hier ausbleiben, werden die finanziellen Einbußen besonders gravierend sein", subsumiert Ehmer. "Trotz der turbulenten Zeiten mit Terroranschlägen, Erkrankungen wie SARS oder der Vogelgrippe sowie stetig steigenden Treibstoffpreisen hat der globale Tourismussektor seit 2000 erstaunlicherweise ein jährliches Wachstum von vier Prozent hinlegen können", meint Ehmer. Nur 2003 habe SARS zu einem merklichen Rückgang der Ankunftszahlen geführt. "Offensichtlich ist der Drang des Menschen zur Mobilität stärker als die Angst vor Krisen oder Problemen." Für die Tourismusindustrie sei es auch hilfreich, dass bereits kurz nach Terrorsanschlägen oder Naturkatastrophen die Menschen erneut in die betroffenen Regionen reisen.

Als Gewinner des Klimawandels gehen übrigens Deutschland, Großbritannien, die Benelux-Länder, Dänemark sowie die Baltischen Staaten hervor, kommen Ehmer und Eric Heymann zum Schluss. Interessant sei, dass Frankreich und Italien dank der diversifizierten Tourismusstruktur bis 2030 trotz negativer Effekte in der Mittelmeerregion - aufgrund der höheren Temperaturen - sogar leicht begünstigt sind.

"Wie sich das Klima weltweit verändern wird, können wir natürlich auch nicht genau vorhersagen", so Ehmer. Die Studie basiere auf Angaben des IPCC. "Dennoch können unsere Ergebnisse als Warnsignal gesehen werden, denn es ist ausgeschlossen, dass sich die klimatische Situation in den Staaten mit negativem Ausblick in der Zeit nach 2030 bessert."

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