pte20070420024 Bildung/Karriere, Sport/Events

Jungen nehmen Mädchen am Pausenhof Platz weg

Stereotypes Geschlechterverhalten weiterhin präsent


Pausenhof: Blaue Flächen werden von Jungen genutzt (Foto: univie.ac.at)
Pausenhof: Blaue Flächen werden von Jungen genutzt (Foto: univie.ac.at)

Wien (pte024/20.04.2007/13:50) An einem Großteil der Schulen ist immer noch ein stereotypes Geschlechterverhalten vorherrschend. So spielen Jungen zwischen sechs und 14 Jahren in der Pause Fußball, während Mädchen sich mit Seilspielen und Plaudern beschäftigen. Jungen beanspruchen dadurch in Pausenhöfen viel mehr Platz als Mädchen und drängen diese räumlich an den Rand. Zu diesem Schluss kommt das kürzlich abgeschlossene Forschungsprojekt "Schulfreie Räume und Geschlechterverhältnisse" des sportwissenschaftlichen Instituts der Universität Wien http://zsu-schmelz.univie.ac.at .

"Über die letzten Jahre hat sich trotz Gender-Mainstreaming offensichtlich wenig geändert", meint Projektleiterin Rosa Diketmüller. "Unsere Beobachtungen an 20 Volks- und Unterstufenschulen haben gezeigt, dass beide Geschlechter immer noch extrem dem klassischen Rollenbild entsprechend agieren." Geschlechterrollen-untypische Verhaltensweisen bildeten dabei eher die Ausnahme. So spielten Mädchen nur vereinzelt beim Fußball mit und waren auch kaum in Raufereien verwickelt. Die Dominanz der Ballspiele führt der Wissenschaftlerin zufolge dazu, dass das geschlechterspezifische Nutzungsverhältnis des Pausenraumes nicht ausgewogen ist.

Die Beobachtungen der Gender-Expertin decken sich mit früheren Studien zum Geschlechterverhalten von Kindern im öffentlichen Raum, die zeigen, dass Mädchen Freiräume wie Parks, Wiesen oder Plätze viel weniger nutzen als Jungen. Besonders die eingezäunten Spielflächen in Parks werden beinahe ausschließlich von Jungengruppen dominiert, Mädchen sind dort kaum sichtbar.

Um ein ausgewogeneres Nutzungsverhalten auf dem Pausenhof zu gewährleisten, rät Diketmüller die Raumaufteilung - wenn möglich - zu verbessern und Ballspiel-Flächen nicht zum dominierenden Element zu machen. Darüber hinaus habe sich auch gezeigt, dass das Ungleichgewicht sehr wohl mit genderorientierten Maßnahmen und einer verstärkte Bewusstseinsbildung behoben werden kann. Dass Mädchen sich nicht natürlicherweise an den Rand drängen lassen, beweist Diketmüller zufolge eine ehemalige Mädchenschule, die erst seit wenigen Jahren koedukativ geführt wird. "Hier nehmen sogar die Mädchen mehr Raum in Anspruch, da sie es gewohnt sind, Platz zu haben. Im Gegensatz zu den anderen untersuchten Schulen lassen sie sich ihre Bereiche nicht durch Fußball spielende Jungen wegnehmen", so Diketmüller.

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