Kostenschätzung für Nummernportierung "um Faktor 10 zu hoch"
tele.ring und 3 kritisieren "Gefälligkeitsstudie" - mobilkom sieht hohe Kosten
Wien (pte002/14.03.2003/08:05) Aus Sicht der kleinen Netzbetreiber sind die von DMR Consulting geschätzten Kosten für die Einführung der Rufnummernportierung (MNP) in Österreich viel zu hoch gegriffen. Wie berichtet http://www.pte.at/pte.mc?pte=030312027 , hatte der IT-Consulter Erfahrungswerte aus anderen EU-Staaten auf Österreich umgelegt und war so auf 72,4 Mio. Euro oder 2,50 Euro pro Kunde und Jahr für Einrichtung und Betrieb bis 2006 gekommen. "Die Zahlen sind viel zu hoch", meinte Bernhard Wiesinger, bei 3 http://www.drei.at für MNP verantwortlich, im Interview mit pressetext.austria. tele.ring-Chef Hubertus J. Hofkirchner kritisierte, bei der Studie seien die Ergebnisse der österreichischen Arbeitsgruppe aller Netzbetreiber "völlig außer Acht gelassen" worden. Bestimmte Netzbetreiber hätten aber Interesse an höheren Portierungskosten. Elisabeth Mattes, Sprechern von mobilkom austria http://www.mobilkomaustria.com , sagte von pressetext.austria auf den Vorwurf angesprochen: "Davon sind wir weit entfernt. Für uns ist Tariftransparenz für den Kunden wichtig. Das kostet."
Seit längerem besteht bei der Regulierungsbehörde RTR http://www.rtr.at eine Arbeitsgruppe aller österreichischen Mobilfunk-Netzbetreiber unter dem Vorsitz von tele.ring http://www.telering.at zur Vorbereitung der Rufnummernmitnahme. "Die Arbeitsgruppe hat gearbeitet und hat sehr gute Ergebnisse. Die Kosten aus anderen Ländern können nicht einfach auf Österreich hochgerechnet werden. Die Ergebnisse von DMR sind Meinungsmache, an denen irgend jemand Interesse haben muss", sagte Hofkirchner zu pressetext.austria, "Es gab ein netzbetreiberübergreifendes Projekt, in dem alle aufgeworfenen Probleme gelöst waren und das eine zentrale Portierungsabwicklung vorgesehen hat. Die Kosten waren für alle sehr sehr überschaubar. Einige Netzbetreiber haben aber Interesse daran, dass das alles sehr teuer klingt und bevorzugen daher dezentrale Lösungen." Bei tele.ring würden sich die Kosten für die Einführung von MNP auf einen "sehr sehr niedrigen einstelligen Millionen-Betrag" beschränken, die von DMR geschätzten Kosten seien "um den Faktor zehn zu hoch" gegriffen. Es handle sich offensichtlich um eine Gefälligkeitsstudie. Statt 33 bis 160 Euro pro Portierungsvorgang würden bei dem von tele.ring favorisierten Modell eher Kosten zwischen drei und 15 Euro anfallen. Bei mobilkom austria belaufen sich die Schätzungen auf 30 Euro netto pro Portierungsvorgang, die der Marktführer im Gegensatz zu den kleineren Anbietern direkt den migrierenden Kunden und nicht dem aufnehmenden Konkurrenten verrechnen möchte.
Wiesinger beschrieb die wesentlichen Kostenfaktoren: "Die Hardware kostet einige hunderttausend Euro pro Mobilfunker. Das ist im Wesentlichen ein Standard-Add-On zum Switch. Die Prozesse dahinter kosten mehr. Diese Kosten, hauptsächlich für Programmierarbeit, sind sehr netzbetreiberabhängig. Aber auch eine Rolls-Royce-Lösung bleibt jedenfalls unter fünf Mio. Euro." mobilkom austria hingegen sieht "jedenfalls zweistellige Millionenbeträge", da man andere Qualitätsansprüche habe. Wiesinger berichtete, dass die Arbeitsgruppe bei der RTR derzeit Schlusspapiere erarbeiten würde; diese seien aber eher Optionenkataloge als Entscheidungen. "Für eine Entscheidung bedarf es eines Verfahrens beim Regulierer. Es gibt noch keine rechtliche Grundlage, da Reichhold geschlafen hat. Es ist an der Zeit, dass der neue Minister aktiv wird." An diesem Punkt scheinen sich auch tele.ring und DMR zu treffen. Laut Hofkirchner ist "die Arbeitsgruppe seit einiger Zeit so weit, dass das Machtwort des Regulierers möglich" sei; dieser müsse nun einen festen Einführungstermin und Pönalen festlegen sowie einige wenige Entscheidungen in sachlichen Fragen treffen. Markus Dürbeck von DMR Consulting hatte gestern gemeint: "Eine Einigung der Netzbetreiber ist eine Vorgehensweise, die erfolgversprechend ist, wenn noch viel Zeit bleibt. In Österreich sind die Fronten sehr verhärtet. Jetzt sind Vorgaben erforderlich, eine Einigung halte ich für unrealistisch." Wiesinger drückte sich direkter aus: "Freiwillig wird eine mobilkom keine kundenfreundliche Lösung installieren. Aus ihrer Sicht ist das auch verständlich."
Der angesprochene größte Netzbetreiber sieht das naturgemäß anders. "Unser Ziel ist eine transparente Lösung, mit der der Kunde gut leben kann. Wir wünschen uns eine ganz kurze Tonbandansage, einheitlich bei allen Netzbetreibern, wenn ein unerwartetes Netz angerufen wird", so Mattes. Den von der EU vorgeschriebenen Termin hält der Marktführer für machbar: "Der 25. Juli soll endlich ernst genommen werden. Alle sollen die Ärmel aufkrempeln und sich dahinter klemmen, dann ist das zu schaffen." Während mobilkom austria glaubt, dass sich nicht viel ändern wird, hoffen tele.ring und 3 auf höhere Wechselbereitschaft der User.
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