Rüde Kunden irritieren viele Wirtschaftsprüfer
Profis schauen laut aktueller Untersuchung in Nordamerika dann nicht mehr so genau hin
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Ala Mokhtar: Grobheit führt zu schlechten Wirtschaftsprüfungen (Foto: mcmaster.ca) |
West Hamilton/Waterloo/Blacksburg (pte004/14.11.2025/06:15)
Fehler von Wirtschaftsprüfern sind zu einem gewissen Teil auch auf die rüde Behandlung durch die Auftraggeber zurückzuführen. Zu dem Ergebnis gelangt Ala Mokhtar, Doktorandin im Fach Rechnungswesen von der McMaster University.
Grober Umgang schädlich
"Gemeinsam mit Tim Bauer von der University of Waterloo und Sean Hillison von der Virginia Tech konnten wir zeigen, dass etwas unerwartet Menschliches Wirtschaftsprüfer daran hindert, ihre Arbeit gut zu machen: Unhöflichkeit oder Grobheit", schreibt Mokhtar.
Kunden, die Wirtschaftsprüfer anschnauzten, abwiesen oder herabsetzten, seien nicht nur verletzend, sondern würden auch die Qualität der Prüfung beeinträchtigen. Bei einer Befragung von 70 Wirtschaftsprüfern in den USA und in Kanada haben 90 Prozent angegeben, im Laufe ihrer Karriere schon einmal mit negativem Kundenverhalten konfrontiert worden zu sein.
77 Prozent haben in der Befragung gestanden, dass Kunden ihnen auf unhöfliche Weise gesagt hätten, wie sie ihre Arbeit zu erledigen oder ihre Vorgehensweise infrage gestellt hätten. Bei mehr als 60 Prozent wurden Fähigkeiten oder Kompetenzen angezweifeltt, und mehr als 50 Prozent wurden ignoriert oder mit Feindseligkeit konfrontiert, wenn sie sich an einen Kunden wandten. Ein Drittel gab an, irgendwann in der Karriere gemobbt worden zu sein.
114 erfahrene Prüfer getestet
Um zu prüfen, ob rüde Methoden im Umgang tatsächlich schlechte Prüfergebnisse zur Folge haben, führten die Forscher ein Experiment mit 114 erfahrenen Wirtschaftsprüfern durch. Sie sollten sich das Szenario einer Interaktion zwischen einem Wirtschaftsprüfer und seinem Kunden vorstellen. In einer Version war der Kunde offen unhöflich, in einer anderen nicht.
"Wir fragten die Wirtschaftsprüfer dann, wie wahrscheinlich es wäre, dass sie eine aggressive Bilanzierungsentscheidung inrage stellen würden - also die Entscheidung des Kunden, einen bevorzugten Wertberichtigungsbetrag für Vorräte anzugeben, der auf schwachen Annahmen beruht. Wir stellten fest, dass Wirtschaftsprüfer bei unhöflichem Betragen ihrer Kunden weniger geneigt waren, eine ihrer offensichtlich aggressiven Bilanziefrungsentscheidungen infrage zu stellen - also das Gegenteil von dem taten, was Prüfungsstandards in einer Situation verlangen, in der Skepsis besonders wichtig ist", sagt Mokhtar.
Die Fachfrau weiß auch, wie sich die Betroffenen in einer solchen Situation helfen können: "Als wir die Wirtschaftsprüfer dazu ermutigten, einen aktiven Bewältigungsansatz zu verfolgen, etwa einen erfahrenen Kollegen hinzuzuziehen, kehrte ihre Bereitschaft, sich gegen aggressive Bilanzierungsentscheidungen zu wehren, weitgehend auf ein normales Niveau zurück. So ließ sich das Urteilsvermögen der Wirtschaftsprüfer wiederherstellen", schließt die Expertin.
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