Sozialer Status beeinflusst Finanzgebaren
MIT-Wissenschaftler haben informelle Vereinbarungen am Beispiel Ostafrika genauer untersucht
Afrikas Jugend: Geldflüsse in 3. Welt vom Sozialstatus abhängig (Foto: Ian Ingalula, pixabay.com) |
Cambridge (pte005/30.09.2024/06:15)
Menschen sind oft auf informelle Finanzvereinbarungen angewiesen, bei denen sie über soziale Netzwerke Geld verleihen oder sich selbst leihen. Die Hintergründe dazu zu verstehen, gibt Aufschluss über die lokale Wirtschaft und hilft bei der Armutsbekämpfung, so Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT). In ihrer Studie untersuchen sie die informelle Finanzierung: In Ostafrika beispielsweise bewegt sich Geld in sehr unterschiedlichen Mustern, je nachdem, ob die lokalen Gesellschaften um familiäre Einheiten oder altersbasierte Gruppen herum strukturiert sind.
Großfamilie versus Gleichaltrige
Während in weiten Teilen der Welt die Großfamilie als grundlegende soziale Einheit fungiert, leben Hunderte Millionen Menschen in Gesellschaften mit stärkeren altersbasierten Kohorten. In diesen Fällen werden die Menschen gemeinsam ins Erwachsenenalter eingeführt und pflegen engere soziale Bindungen untereinander als zur Großfamilie. Das wirkt sich auch auf ihre Finanzen aus, so die MIT-Forscher.
"Wir haben festgestellt, dass die soziale Struktur einen großen Einfluss darauf hat, wie Menschen finanzielle Bindungen eingehen. In altersbasierten Gesellschaften fließt das Geld, das jemandem in Form einer Geldleistung ausgezahlt wird, in großem Umfang an andere Mitglieder seiner Altersgruppe, aber nicht an jüngere oder ältere Mitglieder einer Großfamilie. Und genau das gegenteilige Muster ist in verwandtschaftsbasierten Gruppen zu beobachten, in denen Geld innerhalb der Familie, aber nicht innerhalb der Altersgruppe transferiert wird", sagt Co-Studienautor Jacob Moscona.
Renten schützen Enkel vor Hunger
Dieser Umstand führt zu messbaren Auswirkungen auf die Gesundheit. In verwandtschaftlich organisierten Gesellschaften teilen Großeltern ihre Rentenzahlungen oft mit ihren Enkelkindern. In Uganda verringert ein zusätzliches Jahr der Rentenzahlungen an einen älteren Bürger in einer verwandtschaftlich organisierten Gesellschaft die Wahrscheinlichkeit von Unterernährung bei Kindern um 5,5 Prozent, verglichen mit einer altersbasierten Gesellschaft, in der Zahlungen weniger wahrscheinlich über Generationen hinweg fließen.
"In den verwandtschaftlich organisierten Gruppen gibt es weniger Ungleichheit zwischen den Generationen, da Jung und Alt miteinander teilen. In altersbasierten Gruppen sind die Jungen und Alten systematisch stärker gefährdet. Und in verwandtschaftlich organisierten Gruppen geht es einigen Familien viel schlechter als anderen, während in altersbasierten Gesellschaften die Altersgruppen oft über Abstammungslinien oder Großfamilien hinweggehen, wodurch sie gleichberechtigter sind. Das sollte man bedenken, wenn man über Armutsbekämpfung nachdenkt", so Moscona.
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