pte20220628004 Unternehmen/Wirtschaft, Umwelt/Energie

Umweltzerstörung treibt Länder in den Ruin

Fehlende staatliche Kreditwürdigkeit laut Cambridge-Studie mit Folgen auch für Arbeitnehmer


Müll im Wasser: Umweltschäden mit hohen Folgekosten (Foto: pixabay.com, yogendras31)
Müll im Wasser: Umweltschäden mit hohen Folgekosten (Foto: pixabay.com, yogendras31)

Cambridge (pte004/28.06.2022/06:15)

Die Zerstörung der Umwelt treibt einige Länder in den wirtschaftlichen Bankrott. Das besagt die Studie "Nature Loss and Sovereign Credit Ratings" http://bit.ly/3ng5isp der Universität Cambridge http://cam.ac.uk unter Mitwirkung von Forschern anderer britischer Hochschulen. Die Ökonomen haben erstmals eine um die biologische Vielfalt bereinigte Bewertung der Kreditwürdigkeit von Staaten vorgenommen und zeigen auf, dass die Vernichtung der Natur zur Herabstufung der Kreditwürdigkeit von Ländern sowie zu Schuldenkrisen und steigenden Kreditkosten führt.

Besser in Natur investieren

Bankrott und Zahlungsausfall bedeuten den Studienautoren zufolge für die betroffene Regierungen, die Steuern zu erhöhen, Ausgaben zu kürzen oder die Inflation anzuheizen. All das träfe vor allem einfache Arbeitnehmer. Besonders akut sei das Problem in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Die Wirtschaftswissenschaftler empfehlen Regierungen daher, jetzt für den Erhalt der Natur zu zahlen statt abzuwarten und später mit weit höheren Folgekosten konfrontiert zu werden.

Käme es in Teilen der Welt zum "teilweisen Zusammenbruch der Ökosysteme" in Fischerei, Tropenholzproduktion und der wilden Bestäubung - wie von der Weltbank simuliert - dann droht mehr als die Hälfte der 26 von dem Team untersuchten Länder eine Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit. Für sie würde dies jährliche Zinszahlungen für Schulden um bis zu 53 Mrd. Dollar pro Jahr erhöhen. Dies wiederum triebe viele Länder in den Bankrott, da sie ihre Schulden nicht mehr bedienen könnten. Die Forscher sehen ihre KI-basierte Prognose als vorsichtige Vorhersage, da sie sich nur auf Fischerei, Holz und Bestäuber bezieht. Die tatsächliche Belastung könne weit höher ausfallen. Sovereign Ratings bewerten die Kreditwürdigkeit von Staaten und decken mehr als 66 Bio. Dollar an Staatsschulden ab.

"Naturblindheit" Gift für Märkte

Derzeit bewerten Agenturen wie Moody's http://moodys.com und Standard & Poor's http://spglobal.com schwer quantifizierbare Finanzrisiken wie mögliche geopolitische Ereignisse, ignorieren aber weitgehend wirtschaftliche Folgen von Umweltkatastrophen. Die Studienautoren kritisieren, dass "naturblinde" Investoren kein effektives Risiko-Management betreiben können. Die Nichtberücksichtigung von Biodiversitätsverlusten in diesen finanziellen Berechnungen könne die Marktstabilität untergraben.

"Es sind nicht nur die Geldgeber, die verlieren", äußert der Hauptautor der Studie, Matthew Agarwala, in einer Mitteilung der Universität. "Ein erhöhtes Staatsrisiko führt dazu, dass die Märkte höhere Risikoprämien verlangen, was bedeutet, dass Regierungen und letztlich die Steuerzahler mehr für Kredite zahlen müssen." Den Forschern zufolge halten Ökosysteme die Wirtschaft in Schwung - von Bienen, die Nutzpflanzen bestäuben, bis hin zu Pflanzen, die Überschwemmungen verhindern.

"Volkswirtschaften, die auf Ökosysteme angewiesen sind, stehen vor der Wahl: Entweder sie zahlen jetzt, indem sie in die Natur investieren oder sie zahlen später durch höhere Kreditkosten und eine steigende Verschuldung", sagt Mitautor Matt Burke, Dozent an der Sheffield Hallam University http://shu.ac.uk . "Die Option 'Jetzt zahlen' bringt langfristige Erträge für Menschen, Unternehmen und die Natur. Die Option 'Später bezahlen' birgt erhebliche Risiken und bietet nur wenige oder gar keine Vorteile."

(Ende)
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