pte20210928003 Bildung/Karriere, Politik/Recht

Web-Nachhilfe: China verbietet fremde Tutoren

Verschärfungen im Bildungsbereich - Online-Plattformen dürfen Dienste nur noch gratis anbieten


Chinesischer Junge mit einer US-Tutorin: ab sofort Geschichte (Foto: vipkid.com)
Chinesischer Junge mit einer US-Tutorin: ab sofort Geschichte (Foto: vipkid.com)

Peking (pte003/28.09.2021/06:10)

Die chinesische Regierung hat die kostenpflichtige Nutzung von Nachhilfeprogrammen in Englisch verboten und die Einstellung ausländischer Lehrer für einheimische Nachhilfe-Plattformen untersagt. Die Dienste waren vieltausendfach genutzt worden, um die Sprachkenntnisse in Englisch zu verbessern. Um ihren Kindern eine optimale Ausbildung zu ermöglichen hatten unzählige Eltern die kostenpflichtigen Dienste gebucht, die via Internet ins chinesische Haus kamen. Das chinesische Bildungssystem ist besonders hart. Schon eine einzige Prüfung, die nicht bestanden wird, kann das künftige Leben massiv negativ beeinflussen.

[b]Nachilfe darf nichts mehr kosten[/b]

Die Regeln, die Nachhilfeplattformen dazu zwingen, ihre Dienste kostenlos anzubieten und einige Kurse an Wochenenden und Feiertagen verbieten, begründet Peking mit der Notwendigkeit, den Stress für überarbeitete Schüler zu verringern und die Bildungskosten zu senken. Kritiker halten das für vorgeschoben. Es gehe der chinesischen Regierung vor allem darum, Schüler und Studenten gegen ausländische Einflüsse abzuschirmen und die sozialistische Ideologie bei jungen Leuten zu festigen. 

„Wir haben die Kluft zwischen den beiden Ländern überbrückt, und es scheint, als hätte es aufgehört, bevor wir es beenden konnten", sagt Sam Josti, eine ehemalige Grundschullehrerin in den USA, die 2017 hauptberuflich in die Online-Nachhilfe einstieg. Der Schritt der chinesischen Regierung bedeutet für sie einen herben finanziellen Verlust. 

[b]Aus für Tutoren aus dem Ausland[/b]

Cindy Mi, Gründerin der Pekinger Online-Lernplattform VIPKid https://www.vipkid.com/, sagte im März gegenüber dem chinesischen Staatsfernsehen, dass ihr Unternehmen 800.000 chinesische Studenten in einem so genannten „globalen Online-Klassenzimmer" unterrichtet. Nur wenige Monate später gab VIPKid bekannt, dass auf Grund der neuen Regeln keine Englischkurse mehr mit Tutoren aus dem Ausland verkauft würden – dem Kern seines Geschäftsmodells.

„Vieles war Edutainment – lustiger, interaktiver Kurzunterricht mit Muttersprachlern und eine großartige interkulturelle Kommunikation", sagt der kanadische VIPKid-Tutor Tim Gascoigne

[b]Mehr Kontrolle im Bereich Bildung[/b]

Die Reformen scheinen Teil umfassenderer Maßnahmen zur Kontrolle des Lernens sein, nachdem China 2020 ausländisches Lehrmaterial verboten und angeordnet hatte, dass die politische Ideologie des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in allen Schulen gelehrt wird.

[b]Schwarzmarkt in China[/b]

Chinesische Staats- und Regierungschefs „achten auf mehrere Faktoren wie sozialistische Werte, Patriotismus und Bildungssouveränität", sagt Claudia Wang, Partnerin und Leiterin des Bereichs Bildung in Asien bei der in Schanghai ansässigen Beratungsfirma Oliver Wyman. Da nach wie vor eine große Nachfrage nach Englischunterricht bestehe gebe es einen aufstrebenden Schwarzmarkt, verlautet aus Tutorenkreisen in China.

(Ende)
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