pte20200917001 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

USA: Opioid-Überdosen gehen nicht zurück

2018 war lediglich eine Ausnahme - Rolle von China laut Experten besonders aufschlussreich


Kurve: deutlicher Anstieg wissenschaftlich bestätigt (Foto: pitt.edu)
Kurve: deutlicher Anstieg wissenschaftlich bestätigt (Foto: pitt.edu)

Pittsburgh (pte001/17.09.2020/06:00) Der leichte Rückgang bei Todesfällen durch Überdosierungen im Jahr 2018 fällt laut einer Studie der University of Pittsburgh http://pitt.edu mit Veränderungen der chinesischen Bestimmungen zu einem hochwirksamen Opioid zusammen und ist eher nicht das Ergebnis von Anstrengungen, diese Pandemie in den Griff zu bekommen. Die Forschungsergebnisse wurden in "Addiction" veröffentlicht.

Exponentieller Anstieg

Was viele, wie auch US-Präsident Donald Trump, als Rückgang der Todesfälle 2018 aufgrund einer Überdosis wahrgenommen haben, scheint vielmehr die Rückkehr zu der historisch gewachsenen exponentiellen Kurve zu sein. Gestützt wird dieses Ergebnis durch vorläufige staatliche Daten, die zeigen, dass die Zahl der Todesfälle im vergangenen Jahr zu ihrem langjährigem Wachstumsmuster zurückgekehrt ist. In den USA sind in den vergangenen vier Jahrzehnten mehr als eine Mio. Menschen an einer derartigen Überdosis gestorben.

Laut Forschungsleiter Hawre Jalal ist es der USA nicht gelungen, die Kurve der Überdosis-Epidemie abzuflachen. "Wir sind besorgt, dass die Entscheidungsträger den Rückgang 2018 als Beleg für eine besonders effektive nationale Reaktion oder den Beginn eines langfristigen Trends interpretiert haben. Unglücklicherweise wird das von den Daten nicht bestätigt."

Forscher von Pitt Public Health haben bereits gezeigt, dass die Todesfälle aufgrund einer Überdosis zumindest seit 1979 einer exponentiellen Kurve entsprechen. Die Zahl der Todesfälle verdoppelt sich alle 10,7 Jahre. 2016 und 2017 überstiegen die Todesfälle die Vorhersage der Kurve um 22 respektive elf Prozent. 2018 verringerten sich die Todesfälle um 4,1 Prozent. Dabei handelte es sich um den ersten Rückgang seit 1990.

Carfentanil näher erforscht

Jalal und Kollege Donald Burke nutzen die überkreuzten Daten zu Medikamentenüberdosen der U.S. Centers for Disease Control and Prevention (CDC) mit den Informationen der U.S. Drug Enforcement Administration (DEA) zu den Arten der sichergestellten und an die staatlichen Kriminallabore weitergeleiteten Drogen. Carfentanil, ein Opioid, das 10.000 Mal so stark wie Morphin ist und keine bekannte medizinische Anwendung beim Menschen hat, wurde in diesen Laboren vor 2016 kaum entdeckt. Dann tauchte es bei Drogen-Beschlagnahmungen auf, erreichte 2017 einen Höhepunkt und nahm 2018 plötzlich ab. Die Spitze im Jahr 2017 konzentrierte sich auf fünf Bundesstaaten: Ohio, Florida, Pennsylvania, Kentucky und Michigan.

2017 setzte China Carfentanil auf die Liste der kontrollierten Substanzen und kurz darauf versiegte die Versorgung in den USA übereinstimmend mit dem Rückgang der Todesfälle im Jahr 2018. Als die Forscher den gesamten Rückgang bei Todesfällen durch Überdosierung in jenen fünf Bundesstaaten mit dem größten Rückgang an Beschlagnahmungen von Carfentanil untersuchten, zeigte sich, dass diese fast zu 100 Prozent dem gesamten nationalen Rückgang im Jahr 2018 entsprachen. Vorläufige Daten der CDC für das Jahr 2019 zeigen bei diesen Todesfällen einen Wiederanstieg um 5,6 Prozent.

Den Wissenschaftlern zufolge wird die COVID-19 Pandemie wahrscheinlich zu mehr Todesfällen aufgrund von Überdosierungen führen. Sie folgen eher dem Verlust des Arbeitsplatzes. Die räumliche Distanzierung führe dazu, dass Menschen eher alleine eine Überdosis nehmen und sich damit ihre Überlebenschancen verringern. Laut Jalal gibt es keine Hinweise darauf, dass die Epidemie, die seit einem halben Jahr unter der COVID-19-Pandemie gegärt hat, sich verlangsamt.

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