pte20181207014 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Schlamm hält Pflanzensamen 100 Jahre fit

Regensburger Forscher haben über 100 Teiche in Bayern und Baden-Württemberg untersucht


Forscher entnehmen Sedimentproben (Foto: uni-regensburg.de, Peter Poschlod)
Forscher entnehmen Sedimentproben (Foto: uni-regensburg.de, Peter Poschlod)

Regensburg (pte014/07.12.2018/12:30) Laut Biologen der Universität Regensburg http://www.uni-regensburg.de ist in über 100 Teichen in Bayern und Baden-Württemberg so mancher Samen in den Schlammböden über 100 Jahre keimfähig geblieben - und das, obwohl einige der gefundenen Keimlinge von Pflanzenarten stammen, die an den entsprechenden Standorten als verschollen oder ausgestorben gelten.

Ausgestorben, aber keimfähig

Laut dem Regensburger Naturschutzbiologen Peter Poschlod enthalten alle untersuchten Teiche, bis auf einen, keimfähige Samen von wenigstens einer gefährdeten Art der regionalen oder nationalen Roten Listen - und dies in zum Teil erstaunlich großer Menge (bis zu fast 3.000 pro Liter Sediment). Das Ergebnis ist umso erstaunlicher, weil viele dieser gefährdeten Arten in den Untersuchungsgebieten als entweder nicht vorkommend, seit längerem verschollen oder ausgestorben gelten.

Von insgesamt über 540.000 gezählten Keimlingen, die aus den Proben von jeweils sechs bis zehn Litern Sediment pro Weiher aufliefen, stammten über 300.000 Keimlinge von 49 typischen Schlammbodenarten. Von diesen 49 Arten gelten 22 aktuell regional (Bayern, Baden-Württemberg) oder national als gefährdet.

Wertvolle "versteckte" Vielfalt

Daten der floristischen Kartierungen der jeweiligen Länder, die Rekonstruktion der Nutzungsgeschichte der Weiher sowie weitere noch nicht publizierte Ergebnisse von Sedimenten der Donau und des Rheins zeigen, dass die Samen von Pflanzen der Schlammböden nicht nur über mehrere Jahrzehnte, sondern auch über 100 Jahre unter den Bedingungen eines überstauten Sediments überleben können.

Dies bedeutet, dass keimfähige Samen dieser Arten noch existieren, auch wenn diese selbst an den entsprechenden Standorten als verschollen oder ausgestorben gelten. Dieser "versteckten" Vielfalt sollte deshalb in Zukunft noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, fordert Poschlod. Denn in den Lebensräumen, in denen gefährdete Arten noch in der Samenbank im Boden vorkommen, könnte dieses Potenzial im Rahmen von Renaturierungsmaßnahmen genutzt werden, meint der Experte abschließend.

(Ende)
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