pte20180810008 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Pessimismus: Ursprung im Gehirn erforscht

Nucleus caudatus spielt entscheidende Rolle


Pessimismus: Wahrnehmung verändert sich  (Foto: Jens Goetzke, pixelio.de)
Pessimismus: Wahrnehmung verändert sich (Foto: Jens Goetzke, pixelio.de)

Cambridge (pte008/10.08.2018/10:30) Zahlreiche Patienten mit neuropsychiatrischen Störungen wie Angst oder Depression erleben negative Stimmungslagen, die sie dazu bringen, sich eher auf die möglichen Nachteile einer Situation als auf die Vorteile zu konzentrieren. Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) http://www.mit.edu haben jetzt eine Gehirnregion identifiziert, die diese Art von pessimistischer Stimmung erzeugen kann.

Negativität auf dem Prüfstand

Für die aktuelle Studie wollten die Neurowissenschaftlern herausfinden, ob es möglich ist, einen Effekt zu reproduzieren, der häufig bei Patienten mit Depressionen, Angststörungen oder Zwangsstörungen beobachtet wird. Die Betroffene neigen zu ritualisiertem Verhalten, um die negativen Gedanken zu bekämpfen und gewichten die möglichen negativen Folgen einer Situation stärker. Diese Art des negativen Denkens könnte, so die Vermutung der Forscher, auch das Treffen von Entscheidungen durch eine Annäherungs-Vermeidung beeinflussen.

Um diese Hypothese zu überprüfen, stimulierte das Team den Nucleus caudatus, eine Gehirnregion, die mit emotionalen Entscheidungsprozessen in Zusammenhang steht, mit einer geringen Menge elektrischen Stroms. Den Tieren wurde dabei eine Belohnung in Form von Saft, gekoppelt mit einem unangenehmen Reiz, einem Lufthauch im Gesicht, angeboten. Bei jedem der durchgeführten Tests war das Verhältnis zwischen positiven und negativen Reizen unterschiedlich. Die Tiere konnten sich dabei entscheiden, ob sie sie akzeptierten oder nicht.

Kosten-Nutzen-Analyse verzerrt

Diese Art der Entscheidungsfindung erfordert eine Kosten-Nutzen-Analyse. Ist die Belohnung hoch genug, um den Lufthauch auszugleichen, werden sich die Tiere dafür entscheiden. Ist dieses Verhältnis jedoch zu gering, werden sie sich dagegen entscheiden. Als die Forscher den Nucleus caudatus stimulierten, wurde die Kosten-Nutzen-Analyse jedoch verzerrt. Die Tiere begannen Kombinationen zu vermeiden, die sie vorher angenommen hätten. Das setzte sich auch fort, nachdem die Stimulation längst beendet war.

Dieser Effekt konnte auch noch am nächsten Tag beobachtet werden. Danach verschwand er langsam wieder. Diese Forschungsergebnisse legen nahe, dass die Tiere begannen, die Belohnung abzuwerten, die sie vorher gewollt hatten, um sich mehr auf die Kosten des negativen Reizes zu konzentrieren - letzteren also überbewerteten.

Gehirnwellen verändern sich

Zusätzlich zeigte sich, dass sich die Aktivität der Gehirnwellen im Nucleus caudatus veränderte, wenn sich das Muster der Entscheidungsfindung veränderte. Dabei handelt es sich um die Beta-Frequenz. Laut Studienleiterin Ann Graybiel könnte diese Veränderung als Biomarker für die Überwachung der Wirksamkeit von Medikamenten eingesetzt werden. Die in "Neuron" veröffentlichten Forschungsergebnisse könnten Wissenschaftlern auch dabei helfen, besser zu verstehen, wie einige der lähmenden Auswirkungen von Depressionen und Angststörungen entstehen und zu neuen Behandlungsansätzen führen.

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