pte20180718016 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Aggressive Bakterien nutzen Beifußpollen als Taxi

Endotoxin in der Luft steigt - und damit auch die Gefahr für Asthmatiker


Beifußpollen-Aufnahme via Rasterelektronenmikroskop (Foto: J. Buters, tum.de)
Beifußpollen-Aufnahme via Rasterelektronenmikroskop (Foto: J. Buters, tum.de)

München (pte016/18.07.2018/11:30) Hauptsächlich der Pollen des Beifußes transportiert Bakterien und wirkt so vor allem auf Asthmatiker noch aggressiver. Dies ist jedoch nicht der Fall in bestimmten alpinen Regionen wie Davos. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler der Technischen Universität München http://tum.de und des Helmholtz Zentrums München http://www.helmholtz-muenchen.de . Details dazu wurden im "Journal of Allergy and Clinical Immunology" veröffentlicht.

Eindeutiger Zusammenhang

Fünf Jahre lang haben die Experten täglich die Luft in der Innenstadt von München und im alpinen Raum (Davos) untersucht. Sie analysierten zum einen, welche unterschiedlichen Pflanzenpollen in der Luft zu finden waren, zum anderen maßen sie die Konzentration von sogenannten Endotoxinen. Diese chemischen Verbindungen, die Bakterien auf ihrer Oberfläche ablagern, können bei manchen Personen Entzündungen auslösen. Endotoxine werden auch freigesetzt, wenn Bakterien absterben, also in ihre Einzelteile zerfallen.

Als die Forscher den Pollenanteil und die bakteriellen Bestandteile der Münchner Luftwerte analysierten, kamen sie zu einem deutlichen Ergebnis: Die Menge an Endotoxin in der Luft nahm nur zu, wenn auch die Pollenkonzentration der Beifuß-Pflanze anstieg - unabhängig von klimatischen Veränderungen. Parallele Kontrollmessungen in Davos zeigten, dass die allgemeine Luftbelastung durch Pollen und Endotoxine dort sehr viel geringer war. Dennoch war auch hier ein Zusammenhang von Beifußpollen und den Bakteriengiften nachweisbar.

Allergiker rechtzeitig warnen

"Wir konnten zeigen, dass die Pollen wie ein Taxi für die Bakterien und somit für ihre Toxine dienen. Der von Natur aus sehr allergene Pollen des Beifußes wird dadurch noch problematischer für Allergiker und Asthmatiker", so die Forscher. Der Beifuß ist in Europa weit verbreitet und kann bis zu zwei Meter hoch wachsen. Sein Pollen ist seit Langem als Auslöser für Heuschnupfen bekannt. Das Studienteam untersuchte ebenfalls den Bakterienbewuchs auf Beifußpflanzen, um herauszufinden, von welcher Bakterienart die Endotoxine auf dem Pollen stammen. Sie konnten eine einzige Art als Hauptquelle identifizieren: das Bakterium Pseudomonas luteola. Es war auf 95 Prozent der Pflanzen zu finden.

Zuletzt testeten die Fachleute ihre Ergebnisse in einem komplexen Allergiemodell. Sie konnten aufzeigen, dass Beifuß-Pollen in Verbindung mit hohen Mengen von Endotoxinen des identifizierten Bakteriums starke Entzündungsanzeichen in den Atemwegen verursacht. Bei geringen Dosen des Endotoxins, mit dem Endotoxin alleine oder nur dem Pollen waren diese starken Effekte nicht zu messen. "Mit diesem Wissen können wir künftig und indirekt über die Pollenmessung auch eine Vorhersage darüber treffen, wann die Endotoxinbelastung in der Luft sehr hoch ist. Dadurch können wir Allergiker und Asthmatiker sinnvoll warnen", so die Experten.

(Ende)
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