pte20180525001 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Krebsrisiko: Tau-Mutationen könnten Rolle spielen

Krebsart hingegen nicht beeinflusst - Weitere Erhebungen erforderlich


Tropf: Tau-Mutationen als neuer Risikofaktor (Foto: pixelio.de, NicoLeHe)
Tropf: Tau-Mutationen als neuer Risikofaktor (Foto: pixelio.de, NicoLeHe)

Mailand (pte001/25.05.2018/06:00) Mutationen des Proteins Tau, die häufig mit neurodegenerativen Erkrankungen in Verbindung gebracht werden, könnten laut einer Studie der Fondazione I.R.C.C.S. Istituto Neurologico Carlo Besta http://www.istituto-besta.it auch ein neuer Risikofaktor für Krebs sein. Tau ist für die Stabilisierung von Mikrotubuli von entscheidender Bedeutung, einem wesentlichen Bestandteil des eukaryontischen Zytoskeletts. Schädigungen des Proteins werden traditionell mit neurodegenerativen Erkrankungen in Zusammenhang gebracht.

Giftige Ablagerungen

Ein mutiertes Tau verfügt über eine geringere Fähigkeit, sich an Mikrotubuli anzubinden. Das führt zu einer Destabilisierung und Störung des Zytoskeletts. Zusätzlich können freie Tau-Proteine giftige Ablagerungen in den Nervenzellen bilden und damit die neuronale Funktion beeinträchtigen.

Frühere Studien des Labors von Forscher Fabrizio Tagliavini haben ergeben, dass Mutationen von Tau zu Chromatindefekten und Chromosomenstörungen führen können. Laut dem Experten ist bekannt, dass Veränderungen der Chromosomen zu Krebs führen können. Aus diesem Grund untersuchten die Wissenschafter einen möglichen Zusammenhang zwischen Tau-Mutationen und Krebs.

15 Familien untersucht

Das Team analysierte das Auftreten von Krebs bei 15 Familien, die über sieben verschiedene Tau-Mutationen verfügten und von der frontotemporalen lobären Degeneration betroffen waren. Für die Berechnung des Krebsrisikos wurden jeder dieser Familien drei mit in Hinblick auf Alter, Geschlecht und Herkunft deckungsgleiche Referenzfamilien gegenübergestellt. 15 Prozent der Mitglieder von Familien mit Tau-Mutationen erkrankten an Krebs. Bei der Kontrollgruppe waren es nur neun Prozent. Die Krebsarten in beiden Kohorten waren unterschiedlich. Die Mutationen standen mit keinen bestimmten Erkrankungen in Verbindung. Familien mit Tau-Mutationen erkranken 3,72 Mal so wahrscheinlich an Krebs.

In der Folge wurden die Interaktionen von Tau mittels Bioinformatik-Analyse mit anderen Proteinen untersucht. Fast ein Drittel der Proteine, mit denen Tau interagiert, spielen eine Rolle beim DNA-Stoffwechsel und der Kontrolle des Zellzyklus. Eine fehlerhafte Regulierung dieser Schlüsselprozesse kann laut Tagliavini zu Krebs führen. Nach einer weiteren Bestätigung dieser Ergebnisse sollte bei Patienten, die normalerweise auf eine Neurodegeneration untersucht werden, auch das Krebsrisiko überwacht werden.

Zu den Einschränkungen der Studie gehören fehlende Genanalysen mehrerer Patienten und Teilnehmer der Referenzfamilien. Grund dafür war, dass keine DNA zur Verfügung stand. Die fehlenden Daten hätten bei der statistischen Analyse Schätzungen notwendig gemacht. Die Forschungsergebnisse wurden in "Cancer Research" veröffentlicht.

(Ende)
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