pte20180523018 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

China: Gesichtserkennung schnappt Verdächtige

Polizei-Software fand Flüchtigen bei Pop-Konzert mit 20.000 Besuchern


Jacky Cheung: Unter den Fans werden Kriminelle gefiltert (Foto: jackycheung.hk)
Jacky Cheung: Unter den Fans werden Kriminelle gefiltert (Foto: jackycheung.hk)

Zhejiang (pte018/23.05.2018/12:30) Während Datenschützer gegen den Einsatz von Gesichtserkennungs-Software im Rahmen polizeilicher Ermittlungen protestieren, haben chinesische Behörden in der Hinsicht kaum Bedenken. Diese berichten nämlich stolz davon, dass es ihnen damit gelungen ist, bei einem Pop-Konzert mit knapp 20.000 Zusehern eine Person aufzuspüren, die seit 2015 gesucht wird. Einen Monat zuvor soll es bei einem Event mit 60.000 Besuchern geglückt sein, auf diese Weise einem Kriminellen auf die Schliche zu kommen.

Totaler Überwachungsstaat

"Schon wenige Minuten, nachdem die betreffende Person den Sicherheits-Checkpoint passiert hatte, spuckte unser Gesichtserkennungssystem eine Warnung aus, dass es sich hierbei um einen gesuchten Verdächtigen handelt", zitiert die chinesische Tageszeitung "Qianjing Evening News" aus der Schilderung des Polizeibeamten Shen Yueguang vom Nanhu Public Security Bureau, der die erfolgreiche Computer-Fahndung live miterlebt hat.

Ort des Geschehens war ein Konzert von Jacky Cheung http://jackycheung.hk , das im ausverkauften Jiaxing Sports Centre Stadium in Zhejiang stattfand. "Der Flüchtige hat wohl geglaubt, dass er sich unter den tausenden von Cheung-Fans verstecken kann. Er ist aber nicht der Erste in China, den wir durch unsere Software eines Besseren belehren konnten", so Yueguang.

"Keine Garantie für Sicherheit"

"Überwachungsmaßnahmen, mit denen eine flächendeckende Großraumüberwachung in Echtzeit möglich ist, sind aus Gründen des Schutzes der Privatsphäre abzulehnen", betont Datenschutz-Experte Christian Jeitler von Quintessenz http://quintessenz.at gegenüber pressetext. Dass man sich mit derartigen Technologien schnell auf dem Weg in Richtung eines totalen Überwachungsstaates begebe, müsse jedem klar sein. "In die Entwicklung von Gesichtserkennungs-Software ist in den letzten Jahren viel Geld geflossen. Und je mehr Geld in eine Technologie investiert wird, umso besser wird die Erkennungsquote. In Europa sind die Fahndungserfolge aber bislang trotzdem eher bescheiden ausgefallen", erklärt Jeitler.

Dass sich gerade die Behörden in China aufgrund ihrer aktuellen Fahndungserfolge gegenseitig auf die Schulter klopfen, ist für Jeitler auch ein Ausdruck der Einstellung zum Thema Datenschutz. "China ist ein Staat, dem man sicherlich nicht vorwerfen kann, seine Bürger mit demokratischen Freiheiten zu überhäufen. Dort hat man einfach andere Prinzipien als hierzulande", meint der Quintessenz-Experte. Das bedeute aber nicht, dass ähnliche System schon bald auch bei uns zum Einsatz kommen könnten. "Eines muss uns aber allen klar sein: Auch mit Gesichtserkennungs-Technologie kann man die Sicherheit nicht garantieren", ist Jeitler überzeugt.

(Ende)
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