pte20180425002 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Ökonomen sind schlechte Twitter-Kommunikatoren

Naturwissenschaftler tweeten mehr und sind allgemein verständlicher


Twitter: Ökonomen sprechen zu abgehoben (Foto: PhotoMIX-Company, pixabay.com)
Twitter: Ökonomen sprechen zu abgehoben (Foto: PhotoMIX-Company, pixabay.com)

Reading (pte002/25.04.2018/06:05) Experten aus diversen Bereichen nutzen Twitter, um mit der breiteren Öffentlichkeit in Kontakt zu treten. Gerade Wirtschaftswissenschaftler sind darin allerdings ziemlich schlecht, so das Ergebnis einer Studie von Forschern der University of Reading http://reading.ac.uk . Top-Ökonomen tweeten demnach weniger, tauschen sich mit weniger Leuten aus und nutzen ein abgehobeneres Vokabular als führende Naturwissenschaftler. Das könnte mit ein Grund sein, warum Ökonomen in der Diskussion zu heißen Eisen wie dem Brexit kaum eine Rolle spielen.

Chancenlos gegen Populisten

"2016 wurde zum Jahr der Post-Wahrheits-Politik erklärt, das Jahr, in dem emotionale Appelle die Bedeutung von faktenbasierter Information verdrängt haben", meint Studien-Erstautorin Marina Della Giusta, Wirtschaftsprofessorin in Reading. Oft weit faktenferne rechtspopulistische Narrative haben die Brexit-Debatte und den US-Wahlkampf dominiert. Die Expertenmeinung von Ökonomen hat im öffentlichen Diskurs eine untergeordnete Rolle gespielt. Mit ihrer Studie zu Twitter - bekanntlich eine Lieblingswaffe von Populisten wie Donald Trump - wollten Giusta und Kollegen ergründen, warum genau die Öffentlichkeit Wirtschaftswissenschaftler kaum zu beachten scheint.

Dazu hat das Team jeweils über 60.000 Tweets von 25 führenden Ökonomen wie Paul Krugman, Joseph Stiglitz und Erik Brynjolfsson sowie von 25 Naturwissenschaftlern wie Neil deGrasse Tyson, Brian Cox und Richard Dawkins analysiert. Damit vergleichen sie zwei Bereiche mit komplexen Themen. Dabei zeigte sich zunächst, dass die Wirtschaftswissenschaftler weniger tweeten, weniger andere Personen erwähnen und seltener Konversationen mit Fremden eingehen als die Experten aus den Naturwissenschaften.

Zu oft abgehobene Schnösel

Womöglich noch problematischer ist der Studie zufolge die Sprache der Wirtschaftsexperten. Selbst im Vergleich zu Naturwissenschaftlern nutzen sie nämlich auf Twitter mehr komplexe Begriffe und fachspezifische Abkürzungen. Zudem wirkt die Tonalität der Ökonomen distanzierter. So nutzen sie inklusive Pronomen wie "wir" und "uns" nur halb so oft wie die Experten aus den Naturwissenschaften. Das spricht im Prinzip auch dafür, dass sich Ökonomen aufgrund ihrer größeren Bedeutung in unserer Gesellschaft letztlich für etwas Besseres halten.

All das trägt wohl dazu bei, dass Ökonomen bei der Allgemeinheit nicht so recht an Boden gewinnen können. "Die Lehre für unseren Berufsstand ist klar: Wenn wir mit der Öffentlichkeit kommunizieren, müssen wir unseren Zugang ändern", meint daher Wirtschaftsprofessorin Guiusta. Ihr Appell: "Hört auf, auf andere einzureden, sondern redet mit ihnen und legt Wert darauf, verstanden zu werden."

(Ende)
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