pte20180110013 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Neue Superwaffe gegen resistente Bakterien

Australische Wissenschaftler möbeln ineffektive Medikamente auf


Mark Blaskovich mit einem modifizierten Antibiotikum im Labor (Foto: uq.edu.au)
Mark Blaskovich mit einem modifizierten Antibiotikum im Labor (Foto: uq.edu.au)

Brisbane (pte013/10.01.2018/11:30) Ein seit langem bekanntes, aber wenig effektives Antibiotikum haben Forscher in ein wirksames Mittel gegen aggressive Bakterien verwandelt, die gegen herkömmliche Antibiotika immun sind. Mark Blaskovich und Matt Cooper von der University of Queensland http://uq.edu.au nutzten hierzu die "Supercharging" genannte Technik. Mit dem gleichen Verfahren sollen auch andere wirkungslos gewordene Antibiotika wiederbelebt werden.

Zehn Mio. Tote befürchtet

Bakterien, die gegen Antibiotika resistent sind, verursachen jedes Jahr weltweit 750.000 Tote. Bis zum Jahr 2050 könnten es schon zehn Mio. sein, befürchtet die Regierung Großbritanniens. Das aufgemöbelte Antibiotikum ist Vancomycin, das gegen extrem gefährliche Bakterien eingesetzt wird. "Die Zunahme von Vancomycin-resistenten Bakterien und der Zahl der Menschen, die aus diesem Grund sterben müssen, weil sie nicht mehr erfolgreich behandelt werden können, hat unser Team dazu angeregt, alte Antibiotika zu revitalisieren", unterstreicht Blaskovich.

Die Forscher veränderten die Eigenschaften des Medikaments so, dass es lieber die Membran von Bakterien als menschliche Zellen angreift. Es entstanden mehrere Vancomycin-Derivate, die den Sammelnamen Vancapticins bekamen. Diese Vancomycin-Abkömmlinge bekämpfen erfolgreich das Bakterium Staphylococcus aureus, das gegen Methicillin resistent ist, und Enterokokken, denen Vancomycin nichts mehr anhaben kann. Ersteres löst Hautentzündungen und Muskelerkrankungen aus, in einzelnen Fällen auch Lungenentzündungen und Sepsis. Letzteres ist für Harnwegsinfekte, Sepsis und Endokarditis verantwortlich, eine tödlich verlaufende Entzündung der Herzinnenhaut, die unbehandelt meist tödlich verläuft.

Modifizieren statt neu entwickeln

Viele Pharmaunternehmen verzichteten darauf, neue Antibiotika zu entwickeln, so Cooper. Sie konzentrierten sich vielmehr auf wirtschaftlich attraktive Medikamente zur Blutdrucksenkung und Krebsbehandlung. Forschern außerhalb dieser Firmen gehe es bei Antibiotika ähnlich. Deshalb gebe es mehr Wissenschaftler, die versuchen, wirkungslose Antibiotika so zu modifizieren, dass sie wieder mit Erfolg eingesetzt werden können. Das sei auch nötig. Die Zahl der multiresistenten Bakterien nehme stark zu. Im Wettlauf mit der Zeit könnten Neuentwicklungen nicht mithalten, weil es zu lange dauere. "Deshalb müssen wir schnelle Lösungen finden", verdeutlicht der australische Forscher abschließend.

(Ende)
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