pte20171227002 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Rückblick 2017: Werbung geht unter die Gürtellinie

Rassismus und Sexismus gezielt missbraucht, um Produkte zu vermitteln


"Free a Girl": Mädchen untersucht Sexspielzeug (Foto: Foto: freeagirl.nl)

Wien (pte002/27.12.2017/09:00) Im Jahr 2017 hat die Werbebranche jegliche Grenzen gesprengt und dabei so manche Gemüter erhitzt. Von Sexismus über Rassismus bis hin zur Instrumentalisierung Minderjähriger blieb kein Tabu unangetastet. Insbesondere die Schutzbedürftigsten sind durch derartige Entwicklungen großen Gefahren ausgesetzt. Die durch Medien verursachte Überlastung fordert Opfer, die bis zum Suizid führen können. Doch die Medienindustrie schafft nicht nur Abgründe, sondern auch Verbindungen, die mittels Online-Dating besiegelt werden - wenngleich auch dieser Bereich - wie die Flut an Fake News - mit Vorsicht zu genießen ist.

TV-Spots lassen kein Fettnäpfchen aus

Hauptsache aus der Reihe tanzen: Unter diesem Motto wirbt die niederländische Organisation "Free a Girl" mit einem kleinen Mädchen, das mit Dildos und Vibratoren spielt. Dieser anstößige Videoclip soll auf Zwangsprostitution von Minderjährigen aufmerksam machen. Hier ist sich die User-Community nicht einig, ob der Zweck die Mittel heiligt (siehe: http://pte.com/news/20170522017 ). Unter Beschuss steht ebenfalls der britische Retailer Mothercare, der Putzspielsachen mit als Hausfrauen verkleideten Mädchen anpreist (siehe: http://pte.com/news/20170713003 ). Wer jetzt die Nase voll hat, kann aus Protest ein Bild seines Hinterns an das britische Magazin "Surf Europe" schicken und auf den Gewinn eines kostenlosen Urlaubs hoffen (siehe: http://pte.com/news/20170428030 ).

Im Fokus der Aufmerksamkeit stand dieses Jahr die weltbekannte Hauptpflegemarke Nivea, die mit dem Hautaufheller "Natural Fairness" in Afrika für Entsetzen gesorgt hat (siehe: http://pte.com/news/20171020018 ). Dass die Farbe Weiß bei Nivea großgeschrieben wird, stellt auch die fragwürdige Werbebotschaft "White is purity"unter Beweis. Diese Reklame wurde aufgrund von massiven Rassismus-Vorwürfen aus dem Verkehr gezogen. Zu diesen Aufregern gesellt sich auch das Handy-Game "Dirty Chinese Restaurant", das sämtliche Klischees - bis zum Auftischen von Hunden und Katzen - bedient (siehe: http://pte.com/news/20171002004 ).

Auch Coca-Cola hat gezeigt, dass Rassismus offensichtlich nicht genug ist und missbraucht zusätzlich Frauenrechte zu kommerziellen Zwecken. So ist in einem Videospot zu sehen, wie eine junge Frau mit Kopftuch erst nach einem Schluck des Erfrischungsgetränks richtig in Fahrt kommt (siehe: http://pte.com/news/20171110003 ). Der deutsche Automobilhersteller Audi hat seine chinesische Kundschaft mit einem Werbespot vergrault, in dem eine Braut wie ein Auto von ihrer Schwiegermutter begutachtet wird (siehe: http://pte.com/news/20170719002 ). Nach hinten los geht auch das "erste Bier für Frauen" der Firma Aurosa, das in rosa Flasche mit verschnörkelter Schrift daherkommt.

Entwicklungen mit weitreichenden Folgen

Vor allem Kinder sind durch das mediale Überangebot einem Risiko ausgesetzt. So können Massen-Online-Gemeinschaftsspiele Pädophilen laut Experten der Dublin Police School Tür und Tor öffnen (siehe: http://pte.com/news/20170517003 ). Nicht nur hier, sondern auch bei Videospielen wie "Grand Theft Auto V" , die zum Konsum von Alkohol und Tabak verleiten, sind die Eltern gefordert, einzugreifen (siehe: http://pte.com/news/20161031002 ). Sonst könnten Gehirne laut Erkenntnissen der Universität Ulm bald schrumpfen (siehe: http://pte.com/news/20171110017 ).

Hier gibt es jedoch kein Patentrezept für Eltern. Denn Analysen von Experten des britischen Education Policy Institute zeigen, dass ein begrenzter Zugang zu Internet und sozialen Medien keine wirkungsvolle Schutzmaßnahme darstellt (siehe: http://pte.com/news/20170703002 ). Immerhin kann online auch leicht nach Hilfe gesucht werden. So wird zum Beispiel die Suizid-Hotline "Childline" in Großbritannien alle 20 Minuten von Kindern in Anspruch genommen (siehe: http://pte.com/news/20171020002 ).

Das Internet bietet nicht nur Unterstützung. Denn in sogenannten "Death Groups" werden Jugendliche in Russland von anonymen Nutzern bis in den Suizid getrieben (siehe: http://pressetext.com/news/20170404002 ). Doch nicht nur zurückhaltende Mobbing-Opfer gehören zur Risikogruppe. Eine britische Forschungsarbeit von Public Health England zeigt, dass Frauen im Mediensektor das größte Suizidrisiko aufweisen (siehe: http://pte.com/news/20170321031 ). Ein Algorithmus von Forschern der Florida State University verspricht hier Abhilfe. Dieser prognostiziert Suizidpläne aus Patienten-Aufzeichnungen mit einer Genauigkeit von 92 Prozent.

Online-Dating ersetzt studentisches Einkommen

Online-Dating erfreute sich 2017 zunehmender Beliebtheit. Zu dem Schluss kommt das Unternehmen myLAB Box, das unter dem Slogan "Safe is sexy" Tests auf Geschlechtskrankheiten im Internet anbietet (siehe: http://pte.com/news/20170523002 ). Während Forscher der Queensland University ermittelt haben, dass Nutzer von Online-Dating-Plattformen ihre Ideale über Bord werfen, zeigt eine Erhebung der Singlebörse Coffee Meets Bagel, dass die politische Einstellung beim virtuellen Kennenlernen das wichtigste Kriterium ist. So war vor der US-Präsidentschaftswahl Donald Trump oft der Grund für ein aufgelöstes Match bei Tinder (siehe: http://pte.com/news/20171121002 ).

Für Kontroverse sorgte ebenfalls die Dating-Seite RichMeetBeautiful, die junge Mädchen an reiche "Sugar Daddys" vermittelt. Geworben wurde mit dem Slogan "Hey Studentinnen! 0,- (Norwegische Kronen) für Studiengebühren? Date einen Sugar-Daddy." (siehe: http://pte.com/news/20170906021 ). Als wäre das nicht genug, scheinen Online-Dating-Portale laut "Sky News"-Bericht auch die Gewaltbereitschaft ihrer User zu erhöhen (siehe: http://pte.com/news/20171010003 ).

Fake News nach wie vor Herausforderung

Wie in der Liebe, gilt es auch bei Fake News nicht alles zu glauben, was einem erzählt wird. So kommt eine Umfrage des Pew Research Center zu dem Schluss, dass jeder zweite Experte in Bezug auf Fake News ratlos ist. Nur knapp die Hälfte glaubt an technische Lösungsansätze beziehungsweise an die Vernunft der Menschen (siehe: http://pte.com/news/20171023003 ). Sollte ein Ausweg nicht gelingen, drohen verheerende Folgen. Dies zeigt ein Bericht der US-Menschenrechtsorganisation Freedom House. Demnach betreiben im Internet bereits 30 Staaten gezielte Manipulationen der öffentlichen Meinung (siehe: http://pte.com/news/20171114020 ).

Besonders junge Menschen neigen dazu, Fake News auf den Leim zu gehen. So geht aus einer Erhebung australischer Forscher hervor, dass nur ein Drittel der Jugendlichen in der Lage ist, Fake News als solche zu entlarven. Zudem dienen die Eltern oft als primäre Informationsquelle (siehe: http://pte.com/news/20171123001 ). Trotz massiver Kritik an Falschinformationen sind zwei Drittel der Chefs globaler Nachrichtenmedien laut Reuters-Studie davon überzeugt, dass Fake News traditionellen Medien den Rücken stärken. Hier kann der Qualitätsjournalismus sein Potenzial entfalten (siehe: http://pte.com/news/20170117021 ).

(Ende)
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