pte20171012003 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Sexting: US-Kids sollen "zweite Chance" bekommen

Erziehungskurs statt Aktenvermerk für Straftäter unter 21 Jahren in Ohio


Film: Sexting-Gesetzesentwurf in Ohio (Foto: flickr.com/Pro Juventute)
Film: Sexting-Gesetzesentwurf in Ohio (Foto: flickr.com/Pro Juventute)

Columbus (pte003/12.10.2017/06:15) Wenn es um das Aufnehmen, Besitzen und Weiterleiten von expliziten sexuellen Inhalten geht, könnte für Jugendliche im US-Bundesstaat Ohio bald ein neues Gesetz gelten. Der Entwurf sieht vor, dass Bürger unter 21 Jahren, die einer der oben genannten Tätigkeiten überführt werden, eine "zweite Chance" bekommen sollen. So soll verhindert werden, dass Minderjährige sofort nach einer erstmaligen Verfehlung kriminalisiert und als Sexualstraftäter gebrandmarkt werden. Stattdessen sollen sie einen Erziehungskurs besuchen.

"Nicht abstempeln"

"Kindern, die gerade eine Mittelschule oder High School besuchen und per Sexting mit ihrem Freund oder ihrer Freundin kommunizieren, sollte die Chance gegeben werden, nicht gleich mit einem Vermerk als Sexualstraftäter in der eigenen Akte leben zu müssen", zitiert das lokale Nachrichtenportal "Telegraph-Forum" den US-Politker Brian Hill, Mitglied des Ohio House of Representatives http://ohiohouse.gov . Wenn sein eigener Sohn so etwas tun würde, könnte er zwar aufgrund der harten Bestrafung "eine Woche lang nicht sitzen". "Ich glaube aber nicht, dass er deshalb als Gewaltverbrecher abgestempelt werden sollte", betont Hill.

Im Gesetzesentwurf des Politikers wird anstelle der ansonsten üblichen Strafverfolgung vorgeschlagen, dass überführte Straftäter nach dem ersten Sexting-Vergehen lediglich dazu verpflichtet werden sollen, ein speziell auf das Thema zugeschnittenes Erziehungsprogramm zu absolvieren. "Dieses Programm würde in allen Bezirken erforderlich sein und müsste von den lokalen Gerichten finanziert werden", erläutert Hill. Danach würde dann die Anklage gegen betreffende Minderjährige fallengelassen. "Wer das Programm nicht absolviert, wird schuldig gesprochen", betont der Politiker.

Skepsis bei Kollegen

Bei Experten und einigen Amtskollegen stößt der vorgebrachte Entwurf allerdings auf einige Skepsis. "Spezielle Erziehungsprogramme und reduzierte Strafen für jüngere Sexting-Täter mögen zwar eine gute Idee sein. Um das zu erreichen, brauchen wir aber nicht unbedingt ein neues Gesetz", meint etwa Matt Crall, Staatsanwalt im Bezirk Crawford. Hinzu komme die Tatsache, dass der Großteil der Sexting-Fälle, die in Ohio verhandelt werden, ohnehin von eigenen Jugendgerichten entschieden werden würden.

Andere Anwälte befürchten sogar, dass durch ein derartiges neues Gesetz eine Art "Schlupfloch" für Sexualstraftaten geschaffen werden könnte. "Dieser Entwurf legalisiert zumindest seinem aktuellen Wortlaut zufolge den Besitz und die Weiterverbreitung von Kinderpornografie für alle Bürger unter 21 Jahren", kritisiert Ron Welch, stellvertretender Staatsanwalt im Bezirk Muskingum. "Es ist sicher nicht meine Intention, Sexualstraftätern eine Möglichkeit zu bieten, ihrer Bestrafung zu entgehen. Ich möchte nur den Kindern, die es nicht besser wissen, eine zweite Chance geben", kontert Gesetzesinitiator Hill.

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