pte20170919020 Technologie/Digitalisierung, Forschung/Entwicklung

Gezieltes Abfangen von SMS erlaubt Bitcoin-Klau

Beispiel zeigt Unsicherheit gängiger Zwei-Faktor-Authentifizierung


Digi-Währung: Beispiel-Beute für Forscher (Foto: geralt, pixabay.com)
Digi-Währung: Beispiel-Beute für Forscher (Foto: geralt, pixabay.com)

Framingham (pte020/19.09.2017/11:30) SMS sind kein ausreichend sicherer Kanal für Zwei-Faktor-Authentifizierung. Das haben Forscher des Sicherheitsspezialisten Positive Technologies http://ptsecurity.com mit einem spektakulären Beispiel nachgewiesen. Wie sie in einem Video zeigen, ist es durch Abfangen von SMS möglich, eine Bitcoin-Wallet der Handelsplattform Coinbase http://coinbase.com zu hacken. Möglich machen das grundlegende Schwachstellen im Mobilfunknetz.

Unsicherer Sicherheitsfaktor

Eine Zwei-Faktor-Authentifizierung mit zwei unabhängigen Kanälen soll eigentlich für mehr Sicherheit sorgen. Häufig, unter anderem auch im mTAN-Verfahren für das Online-Banking, kommen dabei SMS als ein Kanal zum Einsatz. Doch warnen Experten schon seit längerem, dass eben diese Kurznachrichten abgefangen werden könnten. Eben das haben die Positive-Technologies-Forscher jetzt anhand eines Beispiels bewiesen: Die Übernahme einer Coinbase-Wallet, die mit einem Gmail-Account verknüpft ist.

Für den Angriff mussten die Forscher Name und Telefonnummer ihres Test-Opfers kennen. Durch Ausnutzen grundlegender Schwächen in modernen Telekommunikationsnetzen war es ihnen möglich, eine Zeit lang sämtliche SMS an diese Nummer abzufangen. Das hat gereicht, um das Passwort des Gmail-Kontos zurückzusetzen und in weiterer Folge die Kontrolle über die Bitcoin-Wallet zu übernehmen. Ein echter Angreifer könnte diese einfach leerräumen, ehe es dem Besitzer vielleicht gelingt, die Kontrolle wiederzuerlangen. Da Transaktionen der Kryptowährung irreversibel sind, wären die Bitcoins für das Opfer unwiederbringlich verloren.

Telefonie als Grundproblem

Das Experiment macht sich keine Coinbase- oder Gmail-spezifische Sicherheitslücke zunutze. Vielmehr gelingt der Angriff aufgrund von teils seit Jahren bekannten und behebbaren Schwachstellen im Signalling System #7 (SS7), das grundlegende Bedeutung für die Signalisierung in Telekommunikationsnetzen hat. Entsprechend großes Potenzial haben SS7-Angriffe. "Dieser Hack würde für jede Ressource - echte oder virtuelle Währung - funktionieren, die SMS zur Passwortwiederherstellung verwendet", erklärt Positive-Forscher Dmitry Kurbatov gegenüber "Forbes".

Das vielleicht größte Hindernis für SS7-Angriffe ist, dass Kriminelle erst einmal Zugang zum SS7-Netzwerk bekommen müssen. Das Positive-Team selbst hatte diesen explizit für Forschungszwecke erhalten. Allerdings warnt Kurbatov, dass ein illegaler Zugang zum SS7 wohl im Darknet erworben werden könnte. Dass SS7-Attacken mehr als nur graue Theorie sind, ist seit diesem Jahr klar: In Deutschland waren O2-Kunden einem Angriff zum Opfer gefallen, bei dem Kriminelle auf Bankkonten aus waren.



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