pte20170809001 Kultur/Lifestyle, Politik/Recht

Ausgrenzung fördert Radikalisierung

Umfragen unter Muslimen zeigen Risiken durch Diskriminierung


Liebe statt Hass: Hilft gegen Radikalisierung (Foto: clive wren, flickr.com)
Liebe statt Hass: Hilft gegen Radikalisierung (Foto: clive wren, flickr.com)

Washington, D.C. (pte001/09.08.2017/06:00) Muslimische Migranten, die sich in Einwanderungsländern marginalisiert und diskriminiert fühlen und zugleich mit der Erwartung konfrontiert sind, sich gesellschaftlich und kulturell anpassen zu müssen, laufen Gefahr, diese Situation als psychologische Bedrohung für ihren persönlichen Stellenwert wahrzunehmen. Das wiederum kann dazu führen, dass dieses Klientel vermehrt radikale Kräfte unterstützt. Diese Einschätzungen fußen auf zwei Studien, die die leitende Forscherin und Sozialpsychologin Sarah Lyons-Padilla von der Stanford University https://stanford.edu jüngst auf dem Jahreskongress der American Psychological Association http://apa.org präsentiert hat.

Wurzeln der Radikalität

Befragt wurden Muslime der ersten und zweiten Generation aus Deutschland und den USA. Für die Studie "When Disconnection Breeds Extremism: Marginalization, Discrimination and Risk for Radicalization" haben Lyons-Padilla und ihre Kollegen US-weit 198 Muslime (darunter 78 Männer) per Online-Fragebogen zu ihren Haltungen in Bezug auf kulturelle Identitäten und Haltungen befragt. Ausgrenzung und Anpassungszwänge führen demnach verstärkt zu geringem Selbstwertgefühl. Diese Tendenz erhärtet sich mit weiteren Erfahrungen von Diskriminierung, was wiederum radikale Gruppen für diese Menschen attraktiver macht.

In der zweiten Studie "Der Kampf um Zugehörigkeit: Die Marginalisierung von Immigranten und das Risiko einer hausgemachten Radikalisierung" unter Leitung von Lyons-Padilla und Mitwirkung der Jacobs University Bremen (JUB) http://jacobs-university.de und der University of Maryland http://umd.edu äußerten sich 464 Muslime, davon 204 aus Deutschland. Knapp die Hälfte der Teilnehmer waren Studierende.

Spürbare Islamophobie

89 Prozent fühlen sich demnach als Teil von Deutschland. Gleichzeitig tritt in ihren Aussagen zutage, dass die Deutschen von ihnen eine Assimilierung erwarten, die sie mehrheitlich ablehnen. 77 Prozent konstatieren ein "nicht unerhebliches Ausmaß" an Islamophobie im Land, wenngleich nur unter zehn Prozent der Befragten selbst Opfer von Diskriminierung wegen ihrer Religion oder Kultur geworden sind. Je stärker die Befragten sich diskriminiert fühlen, desto geringer ist ihre Bereitschaft, die Werte ihrer Herkunftsländer zugunsten vorherrschender Werte in ihrer neuen Heimat zurückzustellen.

Co-Autorin Marieke van Egmond sieht die Studie als Beleg dafür, dass Immigranten umso weniger anfällig sind für eine Radikalisierung, je respektierter sie sich fühlen. Eine JUB-Studie von 2011 hatte ergeben, dass um die zwei Prozent der in Deutschland lebenden Muslime offen für radikalen Islamismus seien.

(Ende)
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