pte20170410002 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Soziale Medien bringen Graffiti-Kunst um die Ecke

Instagram erleichtert es, sich in Subkulturen einen Namen zu machen


"Echte" Graffitis werden immer seltener (Foto: Kevin Gessner, flickr.com)

Manchester (pte002/10.04.2017/06:05) "Die reichen Kids von Instagram haben den Graffiti-Künstler umgebracht." Dieser Ansicht ist Nicola Harding, Kriminologie-Doktorandin an der Manchester Metropolitan University http://www.mmu.ac.uk . Denn Jugendliche aus der Mittelschicht nutzen verstärkt das Internet und Plattformen wie Instagram, um sich in Subkulturen einen Namen zu machen. Wenn sie sprayen, nutzen sie zudem eher legal bereitgestellte Flächen. Die klassische Straßenkunst mit ihren Graffiti-Tags geht indes immer weiter zurück.

Mittelständische Sicherheit

Seit den späten 1970er-Jahren steht der Begriff Graffiti im Gemeinbewusstsein vor allem für illegale Straßenkunst mit aufwendigen Tags, die beispielsweise Punks an Wände sprayen. "Graffiti war eine Möglichkeit, wie junge Männer in geringer sozio-ökonomischen Stellung Risiken eingehen konnten, um subkulturelle Lorbeeren zu ernten", sagt Harding. Doch diese Form der Graffitis gehe in Großbritannien schon seit Anfang des Jahrtausends immer weiter zurück. Das liegt nicht zuletzt an den Möglichkeiten, die das Internet Kids aus der Mittelschicht bietet.

"Bessergestellte Künstler können sich schneller einen Ruf aufbauen, indem sie ihre öknomische Situation nutzen, um die Risiken urbaner Graffiti-Kunst zu umgehen", meint Harding. Denn sie haben das nötige Kleingeld für Laptop, Kamera und Bildbearbeitungs-Tools. Das macht es leicht, Arbeiten beispielsweise auf Instagram und YouTube zu präsentieren und dort Fans und Likes zu sammeln. Graffiti wird damit zunehmend Mainstream. Reiche Kids nutzen zudem auch eher nur solche Wandflächen, die beispielsweise von Gemeinden legal bereitgestellt werden. Ihre Arbeit hat also weder den Reiz noch das Risiko des Verbotenen.

Verachtung von Traditionalisten

Traditionelle Graffiti-Künstler blicken Harding zufolge eher verächtlich auf jene, die legale Wandflächen und das Internet nutzen. Ein Traditionalist hat demnach online gemeint: "Es gibt Jungs, die bearbeiten legale Wände und Aufträge, aber für mich ist das kein Graffiti. Graffiti ist Teil der Straßenkultur." Kritik gibt es auch daran, dass sich jeder im Internet Vorlagen besorgen kann und es den Online-Kids an Respekt für die Tradition mangele. "Für Graffiti-Künstler, die sich vor dem Aufkommen sozialer Medien ihre Sporen auf der Straße verdient haben, sind Cyberspace-Graffitis zudem zu Mainstream, als dass sie damit in Verbindung gebracht werden wollen", bringt Harding die Problematik abschließend auf den Punkt.

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