pte20170227001 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Breit nutzbarer Krebsimpfstoff bleibt Wunschtraum

Genetische Vielfalt reduziert mögliche Wirksamkeit auf nur 0,3 Prozent


Impfstoff: bietet nur geringe Chancen bei Krebs (Foto: pixelio.de, Jens Goetzke)
Impfstoff: bietet nur geringe Chancen bei Krebs (Foto: pixelio.de, Jens Goetzke)

Cambridge (pte001/27.02.2017/06:00) Die große genetische Vielfalt unterschiedlicher Tumore bedingt, dass ein neuer Krebsimpfstoff nur bei 0,3 Prozent der Menschen wirksam sein würde. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher von Foundation Medicine http://foundationmedicine.com . Der Einsatz von Krebsimpfstoffen gilt als Möglichkeit einer prospektiven Behandlung, bei der sich das Immunsystem gegen den Tumor wehren soll.

66.000 Tumore analysiert

Laut Forschungsleiter Ryan Hartmaier wäre ein breit oder auch nur eingeschränkt einsetzbarer Impfstoff, der auf viele verschiedene Tumore abzielt, der "Heilige Gral" der Krebstherapie. Bei einem Impfstoff wären Zeitaufwand und Kosten für die Behandlung deutlich geringer als bei einer individualisierten Therapie. Die Forscher führten eine umfassende genetische Analyse von über 60.000 Tumoren durch. Sie suchten nach genetischen Veränderungen, die genutzt werden könnten, um einen eingeschränkt einsetzbaren Krebsimpfstoff zu entwickeln.

Ein möglicher Ansatz für einen Krebsimpfstoff besteht im Erkennen eines biologischen Moleküls im Tumor des Patienten als fremd. Das Immunsystem würde dann ähnlich wie bei einer Infektion mit Bakterien reagieren. Entscheidend für die Entwicklung eines Impfstoffes ist jedoch herauszufinden, auf was in einem Tumor speziell abgezielt werden kann. Neoantigene sind Moleküle, die vom Tumor als Folge von tumorspezifischen genetischen Veränderungen produziert werden. Sie markieren den Tumor als nicht aus dem Körper selbst stammend.

Zu viele Genexpressionen

Individualisierte Krebsimpfstoffe könnten für jede Person, basierend auf ihren eigenen Neoantigenen, hergestellt werden. Das ist derzeit in großem Ausmaß weder machbar noch umsetzbar. Theoretisch könnte ein breit wirksamer Impfstoff auf zahlreiche Neoantigene abzielen und müsste nur einem Neoantigen in einem Tumor entsprechen, um eine Reaktion hervorzurufen. Damit könnten viele Menschen mit unterschiedlichen Krebserkrankungen behandelt werden. Nicht jede Veränderung eines Gens führt jedoch zu einem Neoantigen, auf das abgezielt werden kann. Dieser Umstand könnte bei der Entwicklung eines breit einsetzbaren Impfstoffes zu Problemen führen.

Laut Hartmaier würde eine Beschränkung der Analyse auf eine kleine Zahl sorgfältig ausgewählter genetischer Veränderungen dazu führen, dass viele der untersuchten Tumore zumindest über eine dieser Veränderungen verfügen. Damit könnte es einen Ansatzpunkt für einen Impfstoff geben. Da aber eben nicht alle diese genetischen Veränderungen zum Entstehen eines Neoantigens führen, mussten die Forscher eine computergestützte Analyse durchführen, um vorherzusagen, welche Veränderungen anvisiert werden könnten. "Wir konnten vorhersagen, dass zwischen zwei und zwölf Prozent der Veränderungen auch ein Neoantigen hervorbringen sollten."

"Aus diesen Veränderungen konnten wir ein Feld von zehn Neoantigenen auswählen, die auf die größtmögliche Menge an einzigartigen Tumoren in unserem Datenbestand anwendbar sind. Dabei zeigte sich, dass zwischen 0,7 und 2,5 Prozent der Tumore unserer Studie zumindest über eine der Veränderungen verfügten, die eines unserer vorhergesagten Neoantigene produzieren würden. Wir gehen davon aus, dass damit weniger als 0,3 Prozent der Bevölkerung erfasst werden können", resümiert Hartmaier abschließend.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Moritz Bergmann
Tel.: +43-1-81140-300
E-Mail: bergmann@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|