pte20161027020 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Transplantation von Nebenschilddrüse erfolgreich

Erster Eingriff seiner Art für Patientin und Spender ohne Negativfolgen


Operative Entnahme der Nebenschilddrüsen beim Spender (Foto: UKR)
Operative Entnahme der Nebenschilddrüsen beim Spender (Foto: UKR)

Regensburg (pte020/27.10.2016/10:30) Mediziner des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) http://www.uniklinikum-regensburg.de haben einen neuen chirurgischen Therapieansatz entwickelt, mit dem sich eine dauerhafte Unterfunktion der Nebenschilddrüse behandeln lässt. Drei Jahre nach dem Eingriff ziehen die Mediziner Bilanz.

Chronische Hypokalzämie

"Die Lebendspende-Autotransplantation von Nebenschilddrüsengewebe stellt für Patienten mit einer dauerhaften Nebenschilddrüsenunterfunktion einen guten chirurgischen Therapieansatz dar; insbesondere dann, wenn kein eigenes Nebenschilddrüsengewebe zur Autotransplantation vorliegt, die konservativen Maßnahmen versagen und der Patient bereit ist, sich einer Langzeit-Immunsuppressionstherapie zu unterziehen", so der damals Leitende Oberarzt Ayman Agha.

Agha behandelte in seiner Zeit im UKR eine damals 32-jährige Patientin mit chronischer Hypokalzämie (Kalziummangel). Aufgrund eines papillären Schilddrüsenkarzinoms war die Patientin einige Jahre zuvor operiert worden, wobei die Nebenschilddrüsen beschädigt wurden. Die Nebenschilddrüsen bilden das Parathormon, das zusammen mit Kalzitonin, welches in der Schilddrüse gebildet wird, und dem Vitamin-D-Hormon für das Kalziumgleichgewicht im Körper verantwortlich ist.

In den Jahren nach der Entnahme der Nebenschilddrüsen kam es bei der Patientin zu wiederholten generalisierten Krampfanfällen mit lebensbedrohlichen Krampfattacken. Wie bei einigen anderen Betroffenen auch, wurden diese zunächst fälschlicherweise als Epilepsie eingestuft und behandelt. Konservative Therapieansätze, bei denen zur Behandlung der Hypokalzämie beispielsweise Kalzium und Vitamin D gegeben werden, sprachen nicht oder mit nur geringem Erfolg an.

2,5-Zentimeter-Schnitt am Hals

Die Experten konzipierten ein Verfahren, um Nebenschilddrüsengewebe eines lebenden Fremdspenders zu transplantieren. Nach Prüfung der Gewebeeigenschaften stellte sich der Bruder der Patientin als geeigneter Spender heraus. Durch einen 2,5 Zentimeter großen Schnitt am Hals wurden dem Spender zwei gesunde Nebenschilddrüsen entfernt. Diese wurden der Empfängerin durch einen kleinen Schnitt am Unterarm reimplantiert. Die Reimplantation am Unterarm ist deutlich risikoärmer als am ursprünglichen Ort, dem Hals.

Die Transplantation verlief für Spender und Empfängerin gut. Drei Wochen nach der OP stiegen bei der Empfängerin der Parathormonspiegel sowie der Kalziumspiegel an. Ab diesem Zeitpunkt konnte auf die zusätzliche Gabe von Kalzium und Vitamin D verzichtet werden. Der Spender wurde bereits zwei Tage nach der Operation mit normalem Kalzium- und Parathormonspiegel entlassen. Auch der Langzeitverlauf beim Spender ist mit den zwei verbliebenen Nebenschilddrüsen hinsichtlich Kalzium-und Parathormon unauffällig.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Florian Fügemann
Tel.: +43-1-81140-313
E-Mail: fuegemann@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|