pts20160929025 Medizin/Wellness, Sport/Events

45 Jahre Österreichischer Herzfonds: Neuer Arbeitsschwerpunkt Prävention

Kampf gegen die Adipositas im Jugendalter soll Herzinfarkte der Zukunft verhindern


Logo Österreichischer Herzfonds
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Wien (pts025/29.09.2016/14:30) PA zum Weltherztag 2016 und zum 45. Gründungstag des Österreichischen Herzfonds, 29.9.2016

"Der 45. Geburtstag des Österreichischen Herzfonds ist sicherlich ein geeigneter Anlass für einen Rückblick, und der Erfolg lässt sich in Zahlen festmachen: Bei der Gründung des Herzfonds ist noch fast jeder Dritte, der es nach einem Herzinfarkt ins Krankenhaus geschafft hat, gestorben. Heute sind es weniger als fünf Prozent. Erfolge wie diese haben ganz massiv zur Steigerung der Lebenserwartung beigetragen, an der die Herzmedizin stärker beteiligt ist als jedes andere Fach der modernen Medizin", so Univ.-Prof. Dr. Otmar Pachinger, Präsident des Österreichischen Herzfonds, anlässlich des heutigen Weltherztages 2016.

Dieser Trend drückt sich auch in der Todesursachen- Statistik aus: Verstarben im Jahr 1997 in Österreich fast 43.000 Menschen an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, waren es 2015 mit 35.537 deutlich weniger, trotz höherer Bevölkerungszahlen. Prof. Pachinger: "Weil wir heute Gefahr laufen, einen Teil der gewonnenen Lebensjahre durch einen ungesunden Lebensstil wieder zu verlieren, hat der Herzfonds vor zwei bis drei Jahren begonnen, seine Schwerpunkte neu zu definieren und sich neuen Herausforderungen zu stellen: der Prävention."

Mehr als 20 Prozent übergewichtige Heranwachsende - immer häufiger Mega-Adipositas

Ganz oben steht der Kampf gegen das Übergewicht. Aktuelle Daten bestätigen mehr als 20 Prozent übergewichtige Heranwachsende in Österreich. "Wir gehen davon aus, dass die Hälfte dieser übergewichtigen jungen Menschen fünf bis sieben Jahre früher sterben wird, als die Generation ihrer Eltern", so Prof. Pachinger. "Adipositas-Folgen sind für 6 Prozent der Gesundheitskosten verantwortlich. Hält der Trend an, ist eine Zunahme in den zweistelligen Bereich wahrscheinlich."

So zeigt die im August auf dem ESC-Kongress vorgestellte deutsche PEP Family Heart Study, bei der insgesamt 22.051 Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 18 Jahren untersucht wurden, dass in der Gruppe der Übergewichtigen doppelt so viele Teilnehmer Bluthochdruck hatten wie ihre normalgewichtigen Altersgenossen. Auch ihre Blutfettwerte waren deutlich ungünstiger. Das Vorhandensein von Risikofaktoren stieg bei männlichen wie weiblichen Jugendlichen in Abhängigkeit des Adipositas-Grades an. Mädchen in der Gruppe mit dem höchsten BMI hatten ein 17-fach höheres Hochdruck-Risiko als in der Gruppe mit dem niedrigsten BMI. (Haas et al.,2016)

Dass Adipositas fast endemische Ausmaße annehmen konnte und auch "Mega-Adipositas" keine Seltenheit sind, hat mit der zunehmend urbanisierten Lebensweise zu tun. "Doch es gibt wirksame Methoden, um gegen zu steuern", so Prof. Pachinger. "Zahlreiche Studien machen deutlich, dass Programme zur Vorbeugung und Behandlung von kindlichem Übergewicht immer wichtiger werden."

Pilotprojekt EDDY zeigt: Herzmedizin beginnt lange vor dem Infarkt

Der Herzfonds hat deshalb vor zwei Jahren ein Pilotprojekt mit starker ernährungsmedizinischer Ausrichtung gestartet. Ziel der EDDY-Studie ist, den Gesundheits- und Ernährungsstatus von Schülerinnen und Schülern im Alter von 11 bis 14 Jahren zu erheben und die Auswirkungen einer Intervention mit Ernährungs- und Bewegungsschulungen auf die Körperzusammensetzung, metabolische Faktoren und das Ernährungsverhalten zu erfassen. Dazu erhielten die Teilnehmer über zwei Semester eine altersgerechte Ernährungsschulung im Ausmaß von 20 Stunden sowie eine medizinische Schulung und eine 20-stündige Sport- und Bewegungsintervention. Dabei wurde nicht nur Theorie gepaukt, sondern das erworbene Wissen auch in praktischen Übungen vertieft.

Die Kontrollmessungen zeigen deutlich, dass bereits einfache Maßnahmen große Wirkung erzielen können. Prof. Pachinger: "Am Ende des Projektes hatten die Schülerinnen und Schüler ohne weiteres Zutun ihr Ernährungsverhalten deutlich verändert und nahmen weniger Fast Food-Produkte, Süßigkeiten oder salzige Snacks zu sich. Die Folgen konnten sie am eigenen Körper erleben: Hatten die Teilnehmer in der Interventionsgruppe noch zu Projektbeginn einen deutlich höheren Körperfettanteil als jene in der Kontrollgruppe, waren schon nach drei Monate keine Unterschiede mehr feststellbar. Nach einem Jahr wiesen die ehemaligen Problem-Kinder sogar einen, wenn auch nicht signifikant, niedrigeren Körperfettanteil auf. Das sind Ergebnisse, die mich optimistisch für die Zukunft stimmen."

Finanzreferent Dr. Kraft-Kinz: "Investieren Sie in die Gesundheit unserer Kinder"

Der Herzfonds finanziert sich so gut wie ausschließlich aus Spenden. "Wir sind daher auf Spenden angewiesen, und um die bitte ich auch", so Finanzreferent Dr. Georg Kraft-Kinz (GD Stv. Raiffeisenlandesbank NÖ Wien). Auch wenn in wirtschaftlich schwieriger werdenden Zeiten die Spendenbereitschaft eher abnimmt, haben die Österreicherinnen und Österreicher immer wieder bewiesen, dass sie zu Recht als Spenden-Weltmeister gelten, wenn es um wichtige Anliegen geht. "Beim Herzfonds kann jede Spenderin und jeder Spender sicher sein, dass jeder Euro vorsichtig, solide und zielführend investiert wird", so Dr. Kraft-Kinz. "Ich kann daher nur dringend appellieren: Fassen Sie sich ein Herz und investieren Sie mit uns in die Kindergesundheit."

Spenden als Geschenk an die nächste Generation:
http://www.herzfonds.at/meine-spende.html

Das sei gleich in zweierlei Hinsicht eine gute Investition: "Neben der 'Wohlfühl-Rendite', die gute Taten jedem Spender und jeder Spenderin bringen, haben die Investitionen in Aufklärung und Prävention auch einen hohen volkswirtschaftlichen Nutzen. Nur wenn wir früh und ausreichend Einzahlungen auf das Gesundheits-Konto unserer Kinder leisten, können wir persönliches Leid und Schaden für die Allgemeinheit gleichermaßen verhindern. So bringt jeder gespendete Euro eine volkswirtschaftliche Rendite, von der wir alle profitieren werden."

Möglichkeiten, den Herzfonds bei seiner Arbeit zu unterstützen, gibt es viele. Details, weitere Anregungen und die Kontonummer gibt es auf: http://www.herzfonds.at/meine-spende.html

Als der Herzfonds in den Gründungsjahren gemeinsam mit dem ORF die Kampagne "Schach dem Herztod" ins Leben rief, war das bahnbrechend. "Es wäre höchst an der Zeit, eine Neuauflage der legendären Kampagne ins Auge zu fassen", so Dr. Kraft Kinz. Sollten sich TV-Sender oder Print-Medien dafür zur Verfügung stellen, wäre "der Herzfonds für jede solche Initiative dankbar und würde selbstverständlich als kompetenter Partner zur Verfügung stehen."

Bürgermeister Mag. Stadler: "Die Stadt als Fitnesspfad - St. Pölten als Partner des Herzfonds"

"Die Stadt St. Pölten und der Österreichische Herzfonds verfolgen das gleiche Ziel: die Verbesserung der Herzgesundheit", so Bürgermeister Mag. Matthias Stadler. "In St. Pölten tun wir das so ambitioniert, dass wir uns im Visionsprozess 2020 das Ziel gesetzt haben, 'Fittest City of Austria' zu werden. Natürlich ist die Gesundheit einer der wesentlichsten Eckpfeiler für dieses Ziel und aktive Gesundheitsvorsorge für uns daher ein vorrangiges politisches Thema."

Gesundheitsförderung könne nicht alleine von herkömmlichen Gesundheitseinrichtungen wie z. B. den Krankenkassen geleistet werden. Vielmehr bietet die Kommune, also das unmittelbare Lebensumfeld der Bürgerinnen und Bürger, den geeigneten Ort für die Förderung und den Erhalt der Gesundheit, sagt Mag. Stadler: "Das belegen unsere Erfahrungen der letzten Jahre. In Städten steht den Menschen ein beträchtlicher Gestaltungsspielraum für die Organisation ihres Leben und der Qualität des Zusammenlebens zur Verfügung. Als Stadtregierung können und wollen wir eine Reihe von Institutionen, Fachleuten und engagierten Bürgerinnen und Bürgern bei der Umsetzung ihrer Zielvorstellungen unterstützen." Nur wenn der Rahmen passt, könne die "Bevölkerung mit Appellen an das Gesundheitsbewusstsein auch etwas anfangen und entsprechend handeln".

"FrauenHerz" und "BEE and ME"

Unter diesem Motto wurde in St. Pölten das Projekt "FrauenHerz" begonnen. Mag. Stadler: "Insgesamt wurden schon im ersten Jahr gemeinsam mit zwölf Kooperationspartnern fast 80 Kurse und Initiativen angeboten, mit denen die Klassiker der Vorsorgemedizin leicht und schwungvoll in den Alltag von mittlerweile mehr als 12.000 Frauen integriert werden konnten."

Die Zusammenarbeit mit dem Herzfonds wird aktuell auch mit dem Projekt "BEE and ME" fortgesetzt. Dieses speziell für die erste Grundstufe (Vorschule, 1. und 2. Klasse) der Volksschule konzipierte Vorsorgeprojekt wirkt auf mehreren Ebenen. Die Befähigung und Motivation zu einem gesunden Lebensstil und die effektive Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen dabei im Vordergrund. Bewegung, Ernährung und Entspannung wird spielerisch in den Schulalltag integriert. Seit April 2016 haben sieben Klassen an zwei Schulen mit etwa 150 Kindern teilgenommen, für das laufende Schuljahr sind bereits sechs Klassen gebucht.

Prof. Ludvik: "Effektivere Prävention durch gezieltes Management der Risikofaktoren"

"Sowohl beim Diabetes als auch bei der Behandlung überhöhter Cholesterinwerte haben wir Fortschritte erzielt, die uns ein wirklich gezieltes Management der Risikofaktoren und damit eine weit effektivere Prävention als bisher ermöglichen", so Prim. Univ.-Prof. Dr. Bernhard Ludvik, Kuratoriumsmitglied des Herzfonds (Vorstand der 1. Medizinischen Abteilung mit Endokrinologie, Diabetologie, Nephrologie, KA Rudolfstiftung). Voraussetzung dafür, dass Menschen von wirksamen Therapien von Risikofaktoren profitieren können, sei eine konsequente Diagnostik: "Nur wenn Arzt und Patient von der Erkrankung wissen, kann diese kompetent behandelt werden, nur dann ist eine weitere Reduktion der Mortalität durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erwarten."

Lebensrettung durch innovative Diabetesmedikamente

Inzwischen stehen zwei neue Substanzklassen zur Verfügung, die zu einer weiteren deutlichen Senkung des Herz-Risikos bei Diabetikern führen werden. Die SGLT2-Inhibitoren bewirken ein verstärktes Ausscheiden von Glucose über den Harn. Die zweite Arzneimittel-Gruppe imitiert das Darmhormon Glucagon-like Peptide 1 und muss - wie Insulin - gespritzt werden. GLP1-Agonisten führen zu einer verstärkten Insulinausschüttung im Körper. Allerdings nur, wenn der Blutzuckerspiegel steigt oder bereits zu hoch ist. Genauso gezielt senken sie die Ausschüttung des blutzuckererhöhenden Hormons Glucagon nur dann, wenn der Blutzucker nicht ohnehin schon zu tief ist. Prof. Ludvik: "Mit beiden Medikamenten konnte das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und, wie im Fall der SGLT2-Inhibitoren gezeigt wurde, sogar die Sterblichkeit gesenkt werden."

Aktuell: Hocheffiziente Cholesterin-Senker endlich verschreibbar

"Eine ebenso signifikante Verbesserung erwarte ich mir von der neuen Gruppe der PCSK9-Inhibitoren, die wir zur Behandlung der Hypercholesterinämie zur Verfügung haben", sagt Prof. Ludvik. Diese monoklonalen Antikörper führen dazu, dass an der Zellmembran von Leberzellen mehr LDL-Rezeptoren aktiv sind und daher auch mehr des schädlichen LDL-Cholesterins abgebaut wird. Der Wirkstoff muss im Abstand von zwei Wochen injiziert werden und wurde bisher bei Hochrisiko-Patienten eingesetzt, bei denen die LDL-Konzentration trotz dem Einsatz cholesterinsenkender Statine mehr als die empfohlenen 70 Milligramm pro Deziliter Blut betrug.

"In den bisher vorliegenden Studien hat sich die Häufigkeit von Herzinfarkten, Schlaganfällen oder Angina pectoris etwa halbiert", sagt Prof. Ludvik. "Auch wenn abschließende, prospektive Endpunkt-Studien vermutlich erst im kommenden Jahr vorliegen werden, bin ich mehr als optimistisch, dass wir mit diesen neuen Möglichkeiten deutlich zur Lebensrettung von Herz-Risiko-Patienten beitragen werden." Erfreulich sei, dass diese teuren, bereits seit längerem zugelassenen Medikamente nun auch Kassenpatienten unter bestimmten Voraussetzungen zur Verfügung stehen.

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(Ende)
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