pte20160113016 Technologie/Digitalisierung, Politik/Recht

Niederländische Polizei knackt sichere BlackBerrys

Nederlands Forensic Institute gibt zu, Nachrichten auslesen zu können


BlackBerry: PGP-Verschlüsselung geknackt (Foto: flickr.com/Karlis Dambrans)
BlackBerry: PGP-Verschlüsselung geknackt (Foto: flickr.com/Karlis Dambrans)

Den Haag (pte016/13.01.2016/11:30) Die niederländische Polizei kann verschlüsselte Nachrichten auf den sichersten BlackBerrys http://de.blackberry.com auslesen. Laut dem Nederlands Forensic Institute (NFI) http://forensicinstitute.nl wurde dies im Dezember 2015 in einem Verfahren gegen einen Drogenkurier praktiziert. Wie genau das Verfahren funktioniert, ist unklar. Fest steht aber, dass die Experten auf Inhalte zugreifen konnten, die mit dem als besonders sicher beworbenen PGP-Verschlüsselungs-Tool geschützt waren.

Keine Details zu Vorgehen

"Wir sind in der Lage, an verschlüsselte Daten von BlackBerry-PGP-Geräten heranzukommen", zitiert die Hightech-Seite "Motherboard" den NFI-Sprecher Tuscha Essed. Details, wie die Behörde die Verschlüsselung knacken konnte, werden aber nicht verraten. Bekannt ist nur, dass das NFI seine forensische Beweissuche auf den betroffenen Handys auch durchführen kann, ohne physischen Zugang zum Gerät zu haben. Der Bericht geht deshalb von der Verwendung einer Forensik-Software aus, die zum Einsatz gekommen sein soll.

Bei BlackBerry selbst sieht man die aktuelle Meldung eher pragmatisch: "Wir sind zuversichtlich, dass BlackBerry die weltweit sicherste Kommunikationsplattform für Regierungs-, Militär- Unternehmenskunden darstellt", heißt es sporadisch in einer ersten Reaktion. Da zum genauen Vorgehen des NFI keine Details vorliegen würden, könne man diese Behauptung auch nicht kommentieren, so BlackBerry weiter.

Software stark nachgefragt

Interessant ist, dass der niederländische Blog "Misdaadnieuws" schon im Dezember 2015 angeblich als geheim eingestufte Unterlagen veröffentlichte, die belegen sollen, dass das NFI ein Entschlüsselungs-Tool eines israelischen Anbieters http://cellebrite.com für seine Ermittlungen einsetzt. Derartige Software ist bei Vollzugsbehörden immer gefragter, weil Unternehmen seit dem NSA-Skandal (pressetext berichtete: http://pte.com/news/20140827018 ) dazu übergegangen sind, sowohl ihre firmeninternen als auch ihre Kundendaten zu verschlüsseln.

Den Behörden ist diese Praxis ein Dorn im Auge. Sie sehen dadurch die Möglichkeiten zur Überwachung von Terroristen, Kidnappern und anderen Kriminellen empfindlich eingeschränkt und suchen verstärkt nach Möglichkeiten, die Verschlüsselungstechnologien zu umgehen.

(Ende)
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