pte20121213023 Unternehmen/Wirtschaft, Bildung/Karriere

Deutsche Mittelschicht bricht zunehmend weg

Auch bei guter Bildung ist gesicherter Wohlstand nicht garantiert


Fünf-Euro-Schein: Mittelschicht schrumpft (Foto: pixelio.de/Dr. K.-U. Gerhardt)
Fünf-Euro-Schein: Mittelschicht schrumpft (Foto: pixelio.de/Dr. K.-U. Gerhardt)

Berlin (pte023/13.12.2012/13:55) Der Anteil der Mittelschicht an der deutschen Gesamtbevölkerung ist seit dem Jahr 1997 von 65 auf 58 Prozent gesunken. In absoluten Zahlen bedeutet dies einen Rückgang um 5,5 Mio. Bundesbürger. Diese Zahlen gehen hervor aus einer heute, Donnerstag, veröffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung http://bertelsmann-stiftung.de in Kooperation mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung http://diw.de . "Immer weniger Menschen gelingt der Aufstieg aus den unteren Einkommen in die Mittelschicht", lautet die nüchterne Erkenntnis der Studie.

Soziale Ängste weit verbreitet

Das Klettern auf der Einkommensleiter wird zunehmend zum Balanceakt. "Die Mitte wächst nicht mehr durch einen Zustrom aus unteren Einkommensschichten", sagen die Studienleiter. Und selbst eine gute Ausbildung sei heute kein Garant mehr für ein Leben in gesichertem Wohlstand. 25 Prozent der Mittelschicht leben mit dem vagen Verdacht, ihren erreichten Status künftig verlieren zu können. Hinzu kommt die wachsende Gefahr, dass bereits schwache Einkommenssegmente in noch tiefere Sphären abdriften.

Die Mittelschicht schrumpft auch deshalb, weil Menschen der Aufstieg in ein noch besseres Leben mit mehr finanzieller Freiheit gelingt. Beruflicher Erfolg und gute Ausbildung sind dafür unabdingbar. Doch die Forscher betonen, dass dieser Abfluss nach oben weit geringer ist als jener nach unten.

Politik hat Notwendigkeit verschlafen

Das durch die Studie gezeichnete Bild nährt Sorgen in der Bevölkerung. Der Rückgang um sieben Prozentpunkte innerhalb der vergangenen 15 Jahre spiegelt das subjektive Empfinden vieler Betroffener wider. Hauptverantwortlich dafür ist die langfristige Politik. Sie hat es über die Jahre verabsäumt, die Mittelschicht durch Steuerreformen in dem ausreichenden Maß zu entlasten. Vor allem Reiche hätten von den verabschiedeten Gesetzen der 1990er-Jahre profitiert.

Neben dem Thema Steuern spielt auch der Arbeitsmarkt eine gewichtige Rolle in diesem Zusammenhang. "Die entstandenen atypischen Beschäftigungsverhältnisse sind in der Regel durch eine unterdurchschnittliche Entlohnung gekennzeichnet", heißt es hierzu in dem Bericht. Auch der zunehmende Anteil von Single-Haushalten hat einen Einfluss auf die Zahlen, da keine Ersparnisse durch gemeinsames Wirtschaften wie in größeren Haushalten geschaffen werden können. Dies begünstige eine größere Einkommensungleichheit. Zur Mittelschicht gehören all jene, die über 70 bis 150 Prozent des mittleren Einkommens verfügen. Bei einer Familie mit zwei minderjährigen Kindern wären das 2.400 bis 5.100 Euro pro Monat.

(Ende)
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