pte20120813020 Sport/Events, Medizin/Wellness

Ärzte warnen vor Sportlermagersucht

Leistungs-Hungern bringt Knochen und Hormone in Gefahr


Rhythmische Gymnastik: Viele hungern für das Turnier (Foto: Flickr/Takasu)
Rhythmische Gymnastik: Viele hungern für das Turnier (Foto: Flickr/Takasu)

Heidelberg (pte020/13.08.2012/13:55) Viele Sportler hungern, um für ästhetik-betonte Disziplinen wie Kunstturnen, rhythmische Sportgymnastik, Synchronschwimmen oder auch Ausdauersport ihren Körper auf Höchstleistungen zu trimmen. Die Taktik ist gefährlich, kann sie doch oft zur Entwicklung einer gravierenden Essstörung führen, die hier auch "Sportlermagersucht" oder "Anorexia athletica" genannt wird. Davor warnen Experten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) http://www.endokrinologie.net in einer aktuellen Aussendung.

Osteoporose-Gefahr

"In manchen Sportarten weisen bis zu 80 Prozent der Top-Athleten eine Sportlermagersucht auf", sagt Birgit Friedmann-Bette, Sportmedizinerin am Uniklinikum Heidelberg http://klinikum.uni-heidelberg.de , im pressetext-Interview. Dabei können neben einem Body-Mass-Index von unter 17,5 hormonelle Störungen beobachtet werden, die sich bei Sportlerinnen in Menstruationsstörungen bis hin zum Ausbleiben der Regelblutung äußern. Oft kommt es auch zu einer fortschreitenden Entkalkung der Knochen.

Die Risikofaktoren zur Entstehung des Leidens sind unterschiedlich. Wie bei der Anorexia nerviosa spielen oft pubertätsbedingte Verunsicherungen gegenüber dem eigenen Körper eine Rolle, doch kommen auch vermeintliche Erwartungen von Außen und Leistungsdruck hinzu, sobald niedriges Gewicht Vorteile bringt. Übersehen wird dabei, dass der Hormonhaushalt durch das Hungern tiefe Störungen erleidet und die Knochendichte sinkt, was in Folge oft zu Osteoporose und häufigen Knochenbrüchen führt.

Unliebsame Therapie

"Die Anorexia athletica ist meist nicht so 'böse' wie das Vollbild einer Magersucht. Die Rückkehr zum normalen Körpergewicht und Essrhythmus gelingt den meisten nach Ende der Sportlerkarriere wieder, manchen jedoch nicht", so Friedmann-Bette. Kurzfristig ist die Therapie allerdings kaum einfacher, gilt doch die schwer zu vermittelnde Gewichtszunahme als beste Behandlung. "Betroffenen verabreicht man oft Kalzium und Vitamin D zum Schutz der Knochen und Frauen einen östrogenhaltigen Olvulationshemmer, der aber aufgrund einer möglichen Gewichtszunahme von ein bis zwei Kilogramm für viele eine hohe Belastung darstellt."

Verbände in Pflicht nehmen

Aufklärung ist die beste Prävention, sagt die Heidelberger Medizinerin. "Noch immer gibt es vierlerorts das öffentliche Wiegen, bei dem Athleten vor andern als 'fett' beschimpft werden, sowie Reduktionsdiäten bei minderjährigen Sportlern." Aufklärung täte auch bei den Betreuern und Eltern Not, zudem sollte man generell bei Symptomen wie geringem oder stark schwankendem Körpergewicht, Diäten, hoher Stress sowie bei weiblichen Zyklusstörungen hellhörig werden.

Dass Athleten durchaus vor ungesundem Hungern der Leistung zuliebe geschützt werden können, hat der Skisprungverband unter Beweis gestellt: Sportlern mit einem BMI unter 20,5 kürzt man die Skiers, was für weite Sprünge ungünstig ist. "Auch in anderen Sportarten wären regulatorische Maßnahmen wie etwa über den BMI denkbar. Jegliche Bestimmungen müssen aber international geschehen, um zu greifen", betont Friedmann-Bette.

(Ende)
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