pte20120802004 Unternehmen/Wirtschaft, Umwelt/Energie

Indiens Stromausfall: Symbol für BRIC-Einbruch

Anschluss an Boom-Jahre nicht mehr in Sicht, sagt Analystin


Zug in Mumbai: Schwellenländer drosseln Geschwindikeit (Foto: Flickr/Lascar)
Zug in Mumbai: Schwellenländer drosseln Geschwindikeit (Foto: Flickr/Lascar)

Manchester/Wien (pte004/02.08.2012/06:15) Die dieswöchigen Rekord-Stromausfälle in Indien mit jeweils bis zu 600 Mio. Betroffenen sind ein Symbol für den Einbruch der Schwellenländer. Zu diesem Schluss kommt Jim O'Neill von Goldman Sachs Asset Management in einer CNN-Analyse http://bit.ly/Oo93mN . "Die gebremste Entwicklung der sich entwickelnden Welt ist global schlimmer als die derzeitige Krise der Eurozone", so der Finanzexperte, der den Ausdruck "BRIC" (Brasilien, Russland, Indien und China) entscheidend geprägt hat.

Geknickter Aufstieg

Nach 2008/2009 waren es erstmals in der Geschichte Indien und China, die dank ihrem Wachstum die Welt aus der Rezession zogen, begründet O'Neill seine Besorgnis. "Die Entwicklungsländer generieren schneller zusätzlichen Wohlstand als Europa und Nordamerika zusammen - im Vorjahr mit 2,2 Bio. Dollar so viel wie die Wirtschaft Italiens als achtgrößte Wirtschaft." Die weitere Entwicklung der vier BRIC-Staaten sei für das Schicksal der Welt von immenser Wichtigkeit.

Das bisherige Wachstum ist jedoch keine Fortsetzungsgeschichte. In Indien musste die Reserve Bank of India am Dienstag, dem zweiten Tag des Stromausfalls, die Prognose für das Land um ein Prozent auf nunmehr 6,5 Prozent zurückschrauben, nachdem es 2010 noch 10,1 Prozent gewesen waren. Ähnliche Neuigkeiten liefert Brasilien mit 2,7 Prozent Wachstum für 2011 nach zuvor noch 7,5 Prozent, oder China, wo mit dem 7,5-Prozent-Ziel erstmals seit acht Jahren die Acht-Prozent-Marke unterschritten wurde.

Problem der Infrastruktur

"Für die BRIC-Staaten dürfte derzeit im Sommer der Tiefpunkt der diesjährigen Konjunkturentwicklung erreicht sein", erklärt Nina Kukic, Emerging-Markets-Analystin bei Raiffeisen Research http://raiffeisenresearch.at , im pressetext-Interview. Für die kommenden Monate sei eine Erholung in Sicht, da neue fiskale und geldpolitische Maßnahmen in den Ländern nun allmählich zu greifen beginnen. "Wenn auch die Wachstumsdifferenz zu den etablierten Märkten hoch bleibt, wird man an die Ergebnisse der vergangenen Jahre nicht mehr anschließen können."

Auch andere Länder wie Brasilien leiden durch die mit der Eurokrise rückläufigen Exporte, wobei der Handel zwischen Schwellenländern - vor allem zwischen Asien und Lateinamerika - einiges abfedere. Das Infrastruktur-Problem sei jedoch überall präsent - teils in Form fehlender Transportwege wie Straßen und Häfen, teils durch den Mangel an Fachkräften oder zu schnell gestiegener Löhne. "Der steigende Energiehunger ist zudem überall Thema. Die BRIC-Staaten alleine konsumieren ein Drittel der weltweiten Energie", so Kukic.

Keine Überraschung

Der indische Zusammenbruch des Stromnetzes war "bemerkenswert, jedoch nicht unerwartet", so das Urteil des New Yorker Ökonomen Arun Sundararajan gegenüber der CNN. Der Energiehunger des Subkontinents habe längst das Angebot überschritten. Als einzige Lösung sieht der Experte den Ausbau der Energienetze durch eine Öffnung der Regierung für Public-Private-Partnerschaften, wie in der boomenden Telekommunikationsbranche schon geschehen sei.

(Ende)
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