pte20120529014 Politik/Recht, Bildung/Karriere

Millionen Kinder in reichen Ländern leben arm

UNICEF: Mehr relative Armut bei Jüngsten als in Gesamtbevölkerung


Mädchen am Fenster: Mio. Kinder leben ausgeschlossen (Foto: UNICEF/Breloer)
Mädchen am Fenster: Mio. Kinder leben ausgeschlossen (Foto: UNICEF/Breloer)

Genf/Berlin (pte014/29.05.2012/12:00) Nicht allein Jobverlust der Eltern, fehlende Bildung, Migration und Einelternhaushalte, sondern auch falsche Politik ist schuld daran, dass Millionen Kinder in reichen Ländern arm sind. Daten dazu liefert das Kinderhilfswerk UNICEF http://unicef.org : 13 Mio. Minderjährige in der EU leiden an Entbehrungen, 30 Mio. in den OECD-Staaten leben in Armut. Um Gesellschaftsfolgen wie Produktivitätsverluste, mehr Arbeitslose sowie Kostenexplosionen für Sozialausgaben, sozialen Schutz und Justizsystem abzuwenden, sollte die Politik mehr um Wohl und Rechte der Kinder bemüht sein, fordern die Experten.

Teilhabe entscheidet

"In den meisten OECD-Ländern liegt die Rate der Kinderarmut über jener der generellen Armut", berichtet UNICEF-Sprecherin Helga Kuhn http://unicef.de im pressetext-Interview. Zwar fehlt armen Kindern in Industrieländern nicht wie anderswo das saubere Trinkwasser oder das Dach über dem Kopf, doch geht es auch hier um Teilhabe oder Ausgeschlossensein in der Gesellschaft. "Kinderarmut ist einer der wichtigsten Indikatoren für den gesamten Zustand einer Gesellschaft. Kinder sind die Zukunft jedes Landes, und selbst die reichsten Länder müssen noch viel dafür tun, dass jedes Kind eine gute Ausbildung erhält", so Kuhn.

Fehlende Mahlzeiten und Schuhe

Erhoben wurde einerseits, wie viele der 14 Voraussetzungen fehlen, die die Sozialwissenschaft für Kinder als notwendig erachtet, darunter etwa drei Mahlzeiten täglich, zwei Paar Schuhe, altersgerechte Bücher und Spielzeuge, die Möglichkeit des Geburtstagfeierns bis hin zum Internetanschluss und einem ruhigen Hausaufgaben-Platz: Jedem siebten Kind - insgesamt 13 Mio. in den 29 untersuchten Industrieländern - fehlt es an zwei oder mehr Punkten. In Rumänien liegt diese Quote bei 72 Prozent, dahinter Bulgarien und Ungarn, doch selbst in Deutschland und Österreich zählt jedes elfte Kind zu dieser Gruppe.

Misst man die relative Armut - also den Anteil, der unter der Hälfte des mittleren verfügbaren Haushaltseinkommens lebt - sind 30 Mio. Kinder in den OECD-Staaten betroffen, zeigt eine weitere Erhebung. Island, Skandinavien und Zypern schneiden hier hervorragend ab und auch Österreich liegt mit 7,3 Prozent im Vorderfeld, während der Anteil in Deutschland bereits 8,5 Prozent beträgt. Drastisch mit Raten über 16 Prozent sind die Zustände in Italien, Griechenland, Spanien, Bulgarien und Lettland, besonders aber in den USA und Rumänien, wo jedes vierte Kind arm ist. "Die unterschiedlichen Ergebnisse ähnlich reicher Länder wie Deutschland und Schweden zeigen den hohen Einfluss der Politik", betont Kuhn.

Aufgaben für die Politik

Auch in Zeiten der Finanzkrise muss die Politik Kindern Vorrang geben, fordert die UNICEF: Aufwendungen für Kinder wirken sich laut den Daten eindeutig positiv aus, da etwa die deutsche Armutsrate bei Familien mit Kindern ohne Maßnahmen wie Kindergeld, Steuererleichterungen und Sozialleistungen statt 8,5 bei 17 Prozent liegen würde, in Österreich sogar bei 17,5 statt 7,3 Prozent. Dennoch stehen auch hier noch viele Aufgaben an. Günstig wäre zudem eine nationale Agenda jedes Landes, bei der benachteiligte Kinder oberste Priorität haben, sowie häufigere und bessere Erhebungen zur Lage der Kinder als Basis für politische Entscheidungen.

Detailergebnisse unter http://www.unicef.de/presse/2012/vergleichsstudie-kinderarmut/

(Ende)
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