pte20120522027 Forschung/Entwicklung, Medien/Kommunikation

Google und Co verweigern Zugriff auf interne Daten

Fehlende Transparenz bei wissenschaftlichen Studien in der Kritik


Schloss: Daten meist geheim (Foto: pixelio.de, Evi Hartmann)
Schloss: Daten meist geheim (Foto: pixelio.de, Evi Hartmann)

Palo Alto/Wien (pte027/22.05.2012/13:55) Große Technologie-Unternehmen wie Facebook, Google oder Microsoft stellen bei ihren wissenschaftlichen Veröffentlichungen immer öfter relevante Datensätze nicht zur Verfügung. Hauptgrund dafür ist der brancheninterne Konkurrenzdruck. Genaue Zahlen über Telefongespräche, Textnachrichten oder Klicks im Internet bleiben somit unbekannt. Dieser Umstand wird von vielen Forschern als schlechte Wissenschaft, Heimlichtuerei und potenzieller Betrug bekrittelt. Die Unternehmen argumentieren, dass eine vollständige Quellenangabe den Schutz von persönlichen Daten verletzt.

Unternehmenszweig Wissenspolitik

"Wenn wichtige Quellen vorsätzlich geheim gehalten werden, besteht die Gefahr, dass eine wissenschaftliche Publikation zu einem Marketinginstrument verkommt", schildert Maximilian Fochler vom Institut für Wissenschaftsforschung der Universität Wien http://sciencestudies.univie.ac.at gegenüber pressetext. Unternehmen entdecken nun immer mehr die Wissenschaft als nützliches Feld und wollen dadurch gezielt Wissenspolitik betreiben, so Fochler weiter.

Die Entwicklung dieses Geschäftszweigs verläuft äußerst dynamisch. Andreas Weigend, ehemaliger Chef der wissenschaftlichen Abteilung von Amazon http://amazon.de , meint dazu: "In der Internet-Ära bewegt sich Forschung weg von den Universitäten hin zu den Goggles, Amazons und Facebooks dieser Welt."

Nachholbedarf bei Journals

Das Problem der schwierig nachvollziehbaren Studien von Unternehmen betrifft sämtliche Wissenschaftsdisziplinen. Ein aktueller Bericht hat ergeben, dass 44 von 50 führenden, wissenschaftlichen Journals ihre Autoren über die Notwendigkeit frei zugänglicher Datensätze unterrichten. Weniger als 30 Prozent der darin veröffentlichten Papers entsprechen jedoch dieser Anforderung.

Bei einer Konferenz im französischen Lyon hat sich unlängst die wissenschaftliche Community demonstrativ gegen eine solche Vorgehensweise gestellt. Ein Wissenschaftler hat dort im Auftrag von Google ein Paper zur Popularität von YouTube-Videos in verschiedenen Ländern präsentiert. Der Zugang zu den Quellen ist verwehrt geblieben. Man werde diese Art von Paper zukünftig nicht mehr akzeptieren, sagte der Vorsitzende Bernardo A. Huberman.

(Ende)
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