pte20120509033 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Unbewusstes Wissen wirkt bewusst

Auch unbewusste Erfahrungen leiten unsere Entscheidungen


Gehirn: Hirnaktivierung im Hippokampus (Foto: CCLM, Universität Bern)
Gehirn: Hirnaktivierung im Hippokampus (Foto: CCLM, Universität Bern)

Bern (pte033/09.05.2012/16:30) Unsere Entscheidungen werden auch von unbewussten Gedanken beeinflusst. Das haben der Berner Psychologe Thomas Reber und sein Team an der Universität Bern http://unibe.ch herausgefunden. Die unbewussten Abläufe laufen demnach ohne unser Wissen im Bewusstsein ab. Bisher wurden in der Psychologie bewusste und unbewusste Entscheidungen unterschiedlich eingeschätzt. "Eine neuere Theorie würde nicht mehr unterscheiden zwischen bewussten und unbewussten Gedächnissystemen", sagt Reber gegenüber pressetext.

Hippokampus speichert Unbewusstes

Die Forscher des Centers for Learning, Memory and Cognition http://www.cclm.unibe.ch konnten zeigen, dass unbewusst erlebte Situationen auch unbewusst analysiert, miteinander verglichen und abgespeichert werden. Das unbewusst erworbene Wissen kann sogar in bewusst erlebten Situationen wieder hervorgeholt werden. Unbewusstes Wissen beeinflusst unser Entscheidungsverhalten ebenso wie bewusstes Wissen.

Das bewusste Gedächtnissystem, der Hippokampus, ermöglicht komplexes Lernen und Erinnern. Die Wissenschaftler machten ein Gedächtnis-Experiment mit Versuchspersonen. Den Probanden wurden verschiedene Situationen dargestellt: "Wir sehen unseren jungen Nachbarn in einem neuen Sportwagen vorbeirauschen. Später sehen wir einen uns unbekannten älteren Herrn am Steuer desselben Sportwagens sitzen", lautet etwa eine Beschreibung innerhalb des Experiments.

Gängige Gedächtnistheorien erweiterbar

Die Versuchspersonen verbinden im Gedächtnis diese beiden Situationen - das passiert bewusst. Deswegen reagieren die Probanden nicht überrascht, wenn der "Nachbar" später neben dem älteren Herrn im Kino sitzt. In dieser Weise wirken bewusst erinnerte Situationen auf unser bewusstes Verhalten. Nun kann das Ganze auch unbewusst ablaufen - aber dennoch unser bewusstes Verhalten beeinflussen. Dafür zeigten die Experten den Versuchspersonen die Situation "Nachbar im neuen Sportwagen" und "Nachbar mit älterem Herren" nur unterschwellig.

Das Bild wird den Versuchspersonen nur in einigen Tausendstel einer Sekunde gezeigt. Dadurch konnten die Probanden die Situationen nur unbewusst erfassen. Die Situation "Nachbar mit älterem Herren im Kino" wurde hingegen normal lange gezeigt. Diese Situtation verlangte von den Versuchspersonen eine bewusste Entscheidung. Die Situation wurde bewusst und unbewusst gleich beurteilt. "Diese Ergebnisse erweitern gängige Gedächtnistheorien und relativieren die Bedeutung des Bewusstseins beim Lernen", meint Reber.

(Ende)
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