pte20120315001 Umwelt/Energie, Technologie/Digitalisierung

E-Waste: Druck auf Hersteller wächst

UN-Experte nimmt auch Hilfsorganisationen in die Pflicht


Elektromüll: Globale Probleme nehmen weiter zu (Foto: Flickr/Curtis Palmer)
Elektromüll: Globale Probleme nehmen weiter zu (Foto: Flickr/Curtis Palmer)

Bonn (pte001/15.03.2012/06:00) Elektronikhersteller sollen sich um die Entsorgung von gespendetem, aber unerwünschten Equipment kümmern. Entsprechende Gesetze fordert die britische Charity-Organisation Computer Aid http://computeraid.org . Denn die unfachgerechte Entsorgung von Elektroschrott führt in Schwellen- und Entwicklungsländern teils zu erheblichen Problemen, weswegen etwa Nepal solche Spenden mittlerweile ablehnt. Rüdiger Kühr, Leiter der UN-Initiative "Solving the E-Waste Problem" (StEP) http://step-initiative.org , sieht neben den OEMs auch karitative Organisationen in der Pflicht, und fordert globale Anstrengungen zur Bekämpfung des Problems.

Recycling-Infrastruktur fehlt

Der Himalaya-Staat ist längst nicht die einzige Region, in der E-Waste zu Problemen führt. "Die Menge an Elektronikschrott nimmt weltweit zu", gibt Kühr zu Protokoll. So haben ihn etwa unlängst auch alarmierende Zahlen aus Sri Lanka erreicht. Und auch in Teilen Afrikas kämpft man mit erheblichen Schwierigkeiten (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20111031009 ).

Während der Experte die Einfuhr von gebrauchten, funktionstüchtigen Computern in Entwicklungsländern zur Schließung des digitalen Grabens prinzipiell befürwortet, attestiert er einigen "schwarzen Schafen" Kurzsichtigkeit, was die Entsorgung dieser angeht. "Es handelt sich um Hardware, deren Lebensspanne absehbar kurz ist. Und in den Zielländern fehlt meist die nötige Infrastruktur für fachgerechte Entsorgung", schildert er im pressetext-Interview.

Die Trennung von giftigen und ungiftigen Elementen der Hardware erfolgt in einem industrialisierten Prozess. Über entsprechende Anlagen verfügen weltweit nur eine handvoll Unternehmen. Nur ein geringer Teil der Gebrauchtgeräte wird dorthin zurückgeführt. Nicht fachgerecht entsorgte Hardware birgt Gefahren für Umwelt und Menschen.

Kaum Daten zu E-Waste

Neben der Verseuchung von Grundwasser und Boden wird von der lokalen Bevölkerung oft versucht, die im Schrott vorhandenen Edelmetalle auf primitive Weise rückzugewinnen. Zu Lasten der eigenen Gesundheit werden Kabel verbrannt, um die Plastikummantelung zu entfernen und an die Kupferstränge zu gelangen. Die gesundheitlichen Risiken sind oft bekannt und unmittelbar zu spüren, E-Waste-Scavenging bietet jedoch oft eine von nur wenigen Einnahmequellen, um zu überleben.

Der UN-Fachmann fordert globale Initiativen. So sollen Akteure mit karitativem Anspruch sich mehr Gedanken um die Entsorgung ihrer Hilfsgüter machen und mit Recyclingdienstleistern und anderen Institutionen kooperieren. Für die massenhafte Einfuhr von generalüberholter Hardware sind die Hersteller selbst nur selten verantwortlich. In der Regel werden im Westen zurückgegebene Geräte von Brokern günstig aufgekauft oder von Hilfsorganisationen übernommen, weswegen eine strengere Gesetzgebung für die OEMs nicht viel bewirken würde.

Holland: Mehr E-Schrott als angenommen

Die UN University http://unu.edu hat heute, Donnerstag, eine Studie zu E-Waste anhand des Fallbeispiels der Niederlande veröffentlicht. Hierbei hat man schwerpunktmäßig versucht, die anfallenden Mengen des Elektroschrott auf Basis eines realistischen Modells zu quantifizieren. Demnach fällt im kleinen Land an der Nordsee jährlich um 20 Prozent mehr Hardware-Müll an als ursprünglich angenommen.

Verursacht wird dies unter anderem durch die immer kürzer werdenden Lebensspannen von Geräten wie Mobiltelefonen sowie der rasant ansteigenden Nachfrage nach mobiler Elektronik. Die Forscher gehen davon aus, dass die 65-prozentige Sammelquote für den Elektroschrott der drei vorangehenden Jahre, die EU-weit 2021 eingeführt wird, nicht ohne weitere Reglements und Verpflichtungen für die Hersteller und Verkäufer entsprechender Produkte zu erreichen sein wird.

Nach einer Schätzung der US-Umweltbehörde landet global nur ein Viertel der recycelbaren Elektronikabfälle tatsächlich im Wiederverwertungs-Kreislauf. Eine Zahl, die Kühr weder bestätigen noch verneinen möchte. "Ich kann mir vorstellen, dass diese Annahme in die richtige Richtung geht, jedoch ist die Datenlage viel zu dünn. Selbst in der EU, wo seitens der Hersteller verschiedene Meldeauflagen zu erfüllen sind, wissen wir noch viel zu wenig."

(Ende)
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