pte20120215021 Medien/Kommunikation, Kultur/Lifestyle

Wien bläst zum Kampf gegen sexistische Werbung

Werbewatchgroup ergänzt Österreichischen Werberat


Nackte Damen: Hirt steht zu seinen Fasstypen (Foto: Hirter Bier/M. Steinthaler)
Nackte Damen: Hirt steht zu seinen Fasstypen (Foto: Hirter Bier/M. Steinthaler)

Wien (pte021/15.02.2012/13:50) Werbung ist Marktkommunikation und dient überwiegend der Verkaufsförderung. Anstößig oder gar schockierend sollte sie also nicht sein. Die Stadt Wien hat heute, Mittwoch, eine sogenannte Werbewatchgroup http://werbewatchgroup-wien.at ins Leben gerufen, um vor allem sexistische Werbung zu bekämpfen. In Graz und Salzburg ist man schon weiter. Dort wird nicht nur an den Pranger http://watchgroup-sexismus.at gestellt, sondern Firmen auch "Prechecks", Mitarbeiterschulungen bis hin zu "Wahrnehmungsrundgängen" angeboten.

Verheerende Auswirkungen

Schlüpfrige Werbung kommt immer wieder vor und ist zumeist frauenfeindlich. In noch guter Erinnerung sind etwa das Recruiting-Video 2010 des Österreichischen Bundesheeres, wo "Mädls" nach der "Lust auf eine "Spritztour" gefragt werden. Oder auch der 2011 auf das Christkind einprügelnde Weihnachtsmann eines Mobilfunkanbieters. Die Proponenten der einschlägigen Watchgroups hierzulande wenden sich darum gegen eine Pornografisierung der Werbung, die Verharmlosung von Gewalt und tradierte Rollenbilder.

"Sexistische Werbung ist keine Frage des Geschmacks oder der Ästhetik", findet die Wiener Frauenstadträtin Sandra Frauenberger, "sondern hat verheerende Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft". Die Wiener Watchgroup stelle eine Möglichkeit dar, Bewusstsein zu schaffen und sei neben den Initiativen von Graz und Salzburg ein weiterer Schritt zu sexismusfreier Werbung. Frauenberger erneuerte zudem die Wiener Forderung nach einem österreichweiten Verbot. "Es ist nicht hinnehmbar, wenn Frauen aus wirtschaftlichen Interessen permanent in ihrer Würde verletzt werden."

Keine Zweigleisigkeit

Über "keine Zweigleisigkeit, sondern ein harmonisches Nebeneinander" freut sich Michael Straberger, Präsident des Österreichischen Werberates http://werberat.or.at , der langjährigen und seit 2010 quasi gesetzlichen Selbstregulierungsbehörde aus 165 Branchenmitgliedern. "Der Werberat kümmert sich um Werbung in der Wirtschaft", so der Experte, "die nach liberalen Spielregeln verläuft". Die Wiener Watchgroup hingegen setze (gesellschafts-)politische Akzente. 2011 griff der Österreichische Werberat 278 Beschwerden auf und sprach zehn Ermahnungen aus. "Die betroffenen Firmen stoppen dann in der Regel die Kampagne", weiß Straberger.

Patricia Kaiser, Miss Austria 2000 und als "Grilled Chicken" ein betroffenes Model, betont im pressetext-Interview den schmalen Grat zwischen Kundenwunsch via Agentur und der Selbstachtung als Model. "Man muss sich auch trauen, zweideutige Dinge bereits beim Foto-Shooting nicht zu machen. Gegen das Plakat nachher ist man oft machtlos." Die telegene Sportreporterin regt an, dass Werbeagenturen bereits im Vorfeld abklären, "wo für Models die Reise genau hingeht". Als Testimonial mit Namensnennung habe man noch eher Mitspracherechte, weiß Kaiser.



(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Jürgen Molner
Tel.: +43-1-81140-310
E-Mail: molner@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|