pte20120130027 Auto/Verkehr, Medizin/Wellness

Asthma durch Verkehrsabgase weit unterschätzt

Feinstäube verursachen außer COPD- auch immense Asthmakosten


Verkehr: Luftverschmutzung kommt teuer (Foto: pixelio.de/Abel)
Verkehr: Luftverschmutzung kommt teuer (Foto: pixelio.de/Abel)

Amherst/St. Gallen (pte027/30.01.2012/13:30) Feinstäube aus dem Straßenverkehr sind ein wesentlicher Faktor für die Entstehung und Verschlimmerung von Asthma. Die Kosten, die sie durch diese Krankheit verursachen, wurden bisher deutlich unterschätzt, berichten Schweizer und US-Forscher im "European Respiratory Journal". Bis zur Hälfte der finanziellen Last, die Asthma für die Gesundheitsversorgung bedeutet, ist direkt und indirekt auf Abgase aus dem Verkehr zurückzuführen, so das Ergebnis der ersten Asthma-Kostenrechnung.

Kostenfaktor bisher vernachlässigt

Bisher ist vor allem der Zusammenhang von Feinstaub und dessen Beitrag zur Entstehung von COPD (Raucherlunge) gut untersucht. "Dass auch Asthma durch Luftverschmutzung moduliert wird, ist bekannt. Dass es in derart hohem Ausmaß geschieht, ist aber neu und die berechneten Kosten erstaunlich hoch", urteilt der Pneumologe Martin Brutsche vom Kantonspital St. Gallen http://pneumologie.kssg.ch gegenüber pressetext. Plausibel ist der Zusammenhang allerdings - da Stickoxide, Ozon sowie die feinen Partikel der Abgase aufgrund von Entzündungsreaktionen durchaus zu Asthmaschüben beitragen dürften.

Von Schul-Fernbleiben bis Krankheits-Anfälligkeit

Die Studienautoren schätzten auf Basis früherer Studien alle direkten und indirekten Kosten von Asthma, die sich durch Verkehrsfeinstäube verschlimmert haben oder durch sie erst entstanden sind. Beziffert wurden dabei etwa Kosten der Arztbesuche und anderer Gesundheitsdienste, das Asthma-bedingte Fernbleiben von der Schule als auch die in Folge nötigen Fehlzeiten der Eltern im Job. Oft gehören zu einer "Asthmakarriere" jedoch auch erhöhte Krankheitsanfälligkeit, Sinus- und Ohrinfektionen und regelmäßige Medikation, die allesamt ebenfalls zur Kostenseite zu rechnen sind.

Was dies in Geldwerten kostet, haben die Forscher um Sylvia Brandt für Riverside und Long Beach berechnet. Die beiden 400.000-Einwohner-Städte im Großraum von Los Angeles geben jährlich je 18 Mio. Dollar für Asthma aus. Fast die Hälfte davon ist direkt auf den Verkehr zurückzuführen, so die Bilanz der Forscher. "Die Gesamtlast von Asthma von bis zu acht Prozent des durchschnittlichen Haushaltseinkommens als auch die Kosten der Krankheit in Folge von Luftschadstoffen wurden beide bisher unterschätzt", so die Studienleiterin von der University of Massachusetts Amherst http://umass.edu .

Weg von der Straße

Viel besser dürfte die Situation jedoch auch in Europa nicht sein: Mehr als die Hälfte der Bevölkerung von zehn europäischen Großstädten lebt näher als 150 Meter an vielbefahrenen Straßen. "Die US-Daten sind durchaus übertragbar. Zwar sank die Schadstoffbelastung im Verkehr mit der Katalysatoren-Einführung um ein Drittel. Viele Hotspots bestehen jedoch weiter", erklärt Brutsche.

Ebenso wie die US-Kollegen hält auch Brutsche Maßnahmen für nötig. Diese sollten über die Einführung von Hybrid- und Elektroautos oder Katalysatoren in der Landwirtschaft hinaus reichen. "Die Gesellschaft muss entscheiden, inwiefern der Autobahn-Ausbau oder das Pendlerwesen überdacht werden sollten. Aus der Sicht des Lungenfacharztes ist der beste Verkehr der, der gar nicht erst entsteht", betont der Experte.

Abstract der Studie unter http://erj.ersjournals.com/content/early/2012/01/19/09031936.00157811.abstract

(Ende)
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