pte20120112018 Medizin/Wellness, Politik/Recht

Österreich: Tabakgesetz gescheitert

Verqualmte Wirtshäuser und steigender Raucheranteil


Aschenbecher: Lokale weiter voller Passivrauch (Foto: aboutpixel/MrNico)
Aschenbecher: Lokale weiter voller Passivrauch (Foto: aboutpixel/MrNico)

Wien (pte018/12.01.2012/13:45) Das Tabakgesetz hat sein Ziel, die Nichtraucher zu schützen, klar verfehlt. "80 Prozent der Wirte verstoßen gegen die derzeitigen Vorgaben. Selbst in Nichtraucherräumen der Gastronomie liegen die Feinstäube und Nikotinwerte jenseits den Grenzwerten", betont Robert Rockenbauer von der Österreichischen Schutzgemeinschaft für Nichtraucher am heutigen Donnerstag in Wien. Ein komplettes Rauchverbot in geschlossenen Räumen des Gastgewerbes würde das Ziel, Nichtraucher vor Passivrauch zu schützen, viel eher erreichen.

Passivrauch ist Regel

Dass das 2009 in Kraft getretene Gesetz ohne Wirkung blieb, zeigt Rockenbauer durch drei unabhängige Erhebungen in Wien und Graz. "In der Praxis sind die Türen bei räumlicher Trennung von Raucher- und Nichtraucherbereich meist offen. Oft ist der Hauptraum noch der Raucherraum oder es fehlt die Kennzeichnung." Das komplizierte Gesetz verzerre den Wettbewerb der Wirte, da es jene mit größeren Einzimmerlokalen benachteiligt. Viele würden lieber Strafe zahlen, statt teure Trennwände aufzustellen, was durch mangelnde Kontrolle nur verstärkt wird.

Ein Scheitern auch beim Raucheranteil belegt Manfred Neuberger, Facharzt für Hygiene und Präventivmedizin und Vertreter der Ärzteinitiative http://aerzteinitiative.at , durch Zahlen des Eurobarometers. "Während in der EU die Raucherquote fällt und derzeit bei 29 Prozent hält, stieg sie in der Alpenrepublik auf 34 Prozent. Weiterhin ist das Land EU-Schlusslicht beim Nichtraucherschutz der Jugend als auch beim Anteil rauchfreier Heime von Rauchern." Das bekommt außer den Gästen besonders das Personal im Gastgewerbe zu spüren, das ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfall und Krebserkrankungen hat.

Unwissen und falsche Rücksicht

Dass es vielen auch an Sachverständnis mangelt und mehr Aufklärung nötig ist, zeigt sich in der fehlenden Zivilcourage der Bevölkerung. "Die Mehrheit ist in schafsähnlicher Duldsamkeit bereit, den Rauch auf sich zu nehmen. Nichtraucher begleiten Raucher in Raucherlokale und üben in ihrer Unwissenheit Toleranz, die jedoch nicht angebracht ist", beklagt Rockenbauer gegenüber pressetext. Dabei sei Nikotin die "weltweit gefährlichste Droge", Rauchen die wichtigste vermeidbare Krankheits- und Todesursache und Passivrauch "Körperverletzung", behauptet der Experte.

Ein komplettes Rauchverbot in geschlossenen Räumen, das die Experten favorisieren, könnte durchaus Rückhalt bekommen, sind doch sowohl Gäste als auch Gastwirte mit der heutigen Regelung mehrheitlich unzufrieden. In Ländern, die ein einheitliches Rauchverbot einführten - etwa England, Ungarn, Italien Bayern und einzelne Schweizer Kantone - gab es schon bald darauf selbst unter Rauchern hohe Zustimmung, in Irland sogar 98 Prozent. Auch der Kontrollaufwand sei nach dem Einführungsjahr minimal. "Der Nutzen für Mensch, Wirtschaft und Gesundheitswesen wäre riesig", betont Rockenbauer.

(Ende)
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