pte20111122002 Umwelt/Energie, Politik/Recht

Klimawandel: Zwei-Grad-Ziel "noch erreichbar"

Nachhaltige Zukunft nur bei CO2-Rückgang schon in nächsten Jahren


Kondensstreifen: Minus drei Prozent CO2 pro Jahr nötig (Foto: pixelio.de/Bührke)
Kondensstreifen: Minus drei Prozent CO2 pro Jahr nötig (Foto: pixelio.de/Bührke)

Exeter/Zürich (pte002/22.11.2011/06:05) Zwei Grad darf die Globalerwärmung gegenüber dem Niveau vor der Industrialisierung maximal betragen, lautet das im Vorjahr in Cancun von allen 194 Staaten verabschiedete Ziel. Dass dieses noch zu erreichen ist, bestätigt nun ein internationales Forscherteam in der Zeitschrift "Nature Climate Change". Die Auswahl der Optionen dafür ist allerdings sehr beschränkt: "Die CO2-Emissionen müssen schon in den nächsten beiden Jahrzehnten zurückgehen und auf Null absinken", berichtet Studienautor Reto Knutti von der ETH Zürich http://iac.ethz.ch im pressetext-Interview.

Jährlich drei Prozent weniger

Eine Woche vor der diesjährigen Klimakonferenz im südafrikanischen Durban aktualisieren die Klimaforscher Szenarien, die auf Basis mathematischer Modelle Möglichkeiten des Erreichens der Zwei-Grad-Vorgabe prüfen. "Die Grundannahme ist, dass die Menschheit noch eine beschränkte Menge CO2 ausstoßen kann und aufteilen muss, wer dies tun darf und wie. Die Variablen dafür sind vor allem, wann die Reduktion der Emissionen beginnt, wie steil sie verläuft und auf welchem Niveau sich der Ausstoß langfristig einpendelt", erklärt Knutti.

Jedes Jahr um drei Prozent CO2-Ausstöße weniger, so lautet das von den Forschern als "durchführbar" bezeichnete Ergebnis. "Wenn man die Kurve auf diesen Kurs bereits in den kommenden fünf bis zehn Jahren schafft, so dürften die zwei Grad erreichbar sein. Auch ökonomischen Modellen zufolge wäre dies noch zu tolerieren", so der Klimaforscher. Die Zeit eile jedoch - denn jedes Jahr Verspätung erhöht die zu reduzierende CO2-Menge, bringt zusätzliche Kosten und erhöht die Abhängigkeit der schnellen Verfügbarkeit von noch nicht existierenden, technischen Lösungen des Problems.

Gefährliche Trägheit der Politik

Fragwürdig ist angesichts dieser Ergebnisse der Reduktions-Fahrplan der Industriestaaten, die für den Löwenanteil der Emissionen zuständig sind. In den Absichtserklärungen nimmt sich etwa die USA bis 2020 eine CO2-Verringerung um 17 Prozent und die EU um 20 bis 30 Prozent vor. "Schon heute kann man sagen, dass damit nicht einmal die Hälfte des Ziels gelingt. Bei pessimistischer Betrachtung nur ein Viertel oder gar nur zehn Prozent, da viele ihre Politik vom Verhalten anderer abhängig machen", betont Knutti. Verschiedene NGOs haben hier bereits eingehakt und zu mehr Ehrgeiz aufgerufen (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20111118002 ).

Nicht übersehen darf man zudem die immense Bedeutung der Klimapolitik über das Jahr 2020 hinaus, wozu es jedoch derzeit noch kaum konkrete Angaben gibt. Der Züricher Klimaexperte betont, dass es langfristig keine Alternative zur CO2-Reduktion auf einen Wert nahe Null oder sogar auf negative Emissionen gebe. "Auch finanziell dürfte es künftig günstiger werden, Emissionen durch erneuerbare Energien völlig zu vermeiden. Wo dies wie etwa in der Flugfahrt unmöglich ist, wird man dann auf Techniken wie die CO2-Sequestrierung angewiesen sein", urteilt der Experte.

Abstract des Originalartikels unter http://www.nature.com/nclimate/journal/vaop/ncurrent/full/nclimate1302.html

(Ende)
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