pte20111104015 Medizin/Wellness, Kultur/Lifestyle

Modewort Burnout: Depression steckt dahinter

Stiftung Deutsche Depressionshilfe formuliert fünf Gegenargumente


Erschöpfung: Depression häufig auf Burnout reduziert (Foto: pixelio.de, Altmann)
Erschöpfung: Depression häufig auf Burnout reduziert (Foto: pixelio.de, Altmann)

Heidelberg (pte015/04.11.2011/12:00) Burnout ist ein Modewort, kritisiert Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe http://deutsche-depressionshilfe.de . "Der Begriff klingt zunächst harmlos - er führt aber in die Irre. Es gibt auch keine Behandlung für Burnout, weil es auch keine Definition gibt", sagt Hegerl im pressetext-Interview. Früher habe man von Erschöpfungsdepressionen gesprochen. Inzwischen versuchen selbsternannte Burnout-Kliniken Manager mit Privatversicherungen in ihre Häuser zu locken.

Keine klare Klassifikation

Um der inflationären Verwendung des Begriffes Burnout Einhalt zu gebieten, hat die Stiftung fünf Gründe gegen den Modebegriff formuliert: Erstens, der Begriff ist nicht in den maßgeblichen internationalen Klassifikationssystemen definiert. Dementsprechend gibt es keine Diagnose. Zweitens: Ein Großteil der Menschen, die wegen "Burnouts" eine längere Auszeit nehmen, leiden an einer depressiven Erkrankung. "Alle für die Diagnose einer Depression nötigen Krankheitszeichen liegen vor, wozu immer auch das Gefühl tiefer Erschöpftheit gehört." Drittens: Der Begriff wird oft unbewusst als weniger stigmatisierende, alternative Bezeichnung für Depression verwendet.

Problematisch ist den Fachleuten nach jedoch, dass der Begriff eine Selbstüberforderung oder Überforderung von außen als Ursache suggeriert. Dabei sei nur bei einer Minderheit der depressiv Erkrankten eine tatsächliche Überforderung der Auslöser der Erkrankung. Wäre Burnout die Folge einer beruflichen Überforderung, dann sei kaum zu erklären, warum Rentner, Studenten oder Nicht-Berufstätige auch angeblich an einem Burnout leiden.

Depression geht mit auf Reisen

Als vierten Grund gegen den Modebegriff Burnout führen die Experten an, dass viele dem Trugschluss verfallen, längerer Schlaf und Urlaub seien gute Bewältigungsstrategien. Ist der Mensch aber depressiv erkrankt, sind diese Maßnahmen nicht empfehlenswert und oft sogar gefährlich. Denn Menschen mit Depressionen reagieren auf längeren Schlaf und eine längere Bettzeit nicht selten mit Zunahme der Erschöpftheit und Stimmungsverschlechterung. Dagegen ist Schlafentzug eine etablierte antidepressive Behandlung bei stationärer Behandlung. Auch sei ein Urlaub für depressiv Erkrankte nicht förderlich. Denn die Depression reist mit.

Fünftens: Eine Vermengung von Stress, Burnout und Depression könnte zu einer Verharmlosung der Depression führen. Stress, gelegentliche Überforderungen und Trauer seien Teil des oft auch bitteren und schwierigen Lebens und müssten nicht medizinisch behandelt werden. Depression dagegen ist den Forschern nach eine schwere, oft lebensbedrohliche Erkrankung. Depression unterscheidet sich wesentlich von dem Gefühl der Erschöpftheit, das wohl jeder Mensch bisweilen morgens vor dem Aufstehen und auch nach einem langen Arbeitstag kennt. Der beste Weg zu einem optimalen Umgang mit der Erkrankung sei es, eine Depression auch Depression zu nennen.

(Ende)
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