pte20110928007 Auto/Verkehr, Politik/Recht

Fahrradpolitik muss Schweinehund besiegen

Gewinner des VCÖ-Mobilitätspreises fordert City-Maut


Radfahren in Salzburg: Beste nachhaltige Verkehrsinitiative (Foto: Info-Z/Hauch)
Radfahren in Salzburg: Beste nachhaltige Verkehrsinitiative (Foto: Info-Z/Hauch)

Salzburg/Wien (pte007/28.09.2011/09:30) "Um Bürgern das Radfahren schmackhaft zu machen, müssen Politiker ihnen dabei helfen, den inneren Schweinehund zu überwinden." Das erklärt Peter Weiß, Leiter der Radverkehrskoordination der Stadt Salzburg http://www.stadt-salzburg.at , im pressetext-Interview. Salzburg wurde am gestrigen Dienstagabend vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) http://vcoe.at als Gesamtsieger des Mobilitätspreises 2011 gekürt. "Die meisten nutzen bei städtischen Alltagswegen das Rad nur bei Schönwetter. Der Faktor Bequemlichkeit spielt eine große Rolle - und muss gezielt angesteuert werden", so der Experte.

Alltagsprobleme lösen

Statt mit großen Happen gewinnt Salzburg seine Bürger bisher mit vielen kleinen Maßnahmen gegen Radler-Alltagsprobleme für das Rad. Das "Nextbike"-Verleihsystem bietet konventionelle und elektrische Räder, Servicestationen liefern Druckluft und Werkzeug, auch ein Schlauchautomat wurde installiert. Firmen unterstützen den Radweg-Ausbau finanziell und verleihen dessen Streckenabschnitten ihre Namen, während ein Wegweiser-System Klarheit schafft. Zudem verbindet ein neuer Steg über den Salzachfluss Wohngebiete mit einem Einkaufszentrum.

Ein zentrales Thema sind Abstellmöglichkeiten, berichtet Weiß. "High-End- und E-Bikes werden immer beliebter. Deshalb gibt es hohe Nachfrage bei Radboxen, um Räder etwa an Bahnstationen nachts oder am Wochenende vor Vandalismus zu schützen." Bei großen Veranstaltungen wie etwa den Festspielen kommen mobile Radständer zum Einsatz, die Salzburg anlässlich der EM 2008 selbst entwickelt hat. Dieselben Klappständer nutzt Weiß auch, um neue Abstell-Standorte auf ihre Akzeptanz zu testen. Dies gelang bisher problemlos und vor allem unbürokratisch, was Weiß bei Fahrrad-Maßnahmen als besonders wichtig sieht.

Autofahren schwerer machen

Salzburg und Graz sind mit 16 Prozent Radanteil am Gesamtverkehr Spitzenreiter in Österreich, wenngleich europaweite Vorbilder noch in weiter Ferne sind. "Holländische Städte wie etwa Groningen erreichen 50 Prozent und darüber. Das Radfahren hat dort mehr Tradition, doch zeigen auch Maßnahmen wie etwa die Innenstadt-Durchfahrtssperre für Autos Wirkung." Ähnliche Formen der Kfz-Einschränkung wünscht Weiß auch für Salzburg. "Der Wirtschaft käme eine City-Maut sicher billiger als die Staus. Politiker müssen aber mehr Mut zeigen, um die festgefahrene Automobil-Denkweise zu überwinden."

Klima braucht mehr Fahrrad

Österreich muss seine Verkehrsemissionen in Österreich bis 2050 um 75 Prozent gegenüber dem heutigen Stand verringern, um das EU-Klimaschutzziel zu erreichen. Laut einer aktuellen VCÖ-Studie gelingt das erst, wenn Öffis, Radfahren und Gehen ihren Anteil an den zurückgelegten Kilometern von derzeit 24 auf 58 Prozent erhöhen. Ein Schritt in diese Richtung ist der Mobilitätspreis, der jährlich die besten Initiativen für klimafreundliche Mobilität auszeichnet. 261 Initiativen aus Österreich, Deutschland und anderen Ländern bewarben sich diesmal für den Preis.

(Ende)
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