pte20110914018 Technologie/Digitalisierung, Handel/Dienstleistungen

Apple verbannt Anti-iPhone-App

US-Konzern: Phone Story verstößt gegen Entwickler-Richtlinien


iPhone-Stapel: Moral versus Lifestyle (Foto: pixelio.de, Harald Wanetschka)
iPhone-Stapel: Moral versus Lifestyle (Foto: pixelio.de, Harald Wanetschka)

Cupertino/Pittsburgh (pte018/14.09.2011/12:05) Das Smartphone-Spiel "Phone Story", das die Produktionsbedingungen von Smartphones kritisiert, verschwindet nach wenigen Stunden aus Apples iTunes http://itunes.apple.com . Das zuletzt für 0,99 Dollar erhältliche Game verfolgt die Produktion eines Smartphones von der Erzgewinnung in Afrika über die Sweatshops in Asien bis zum Apple Store. Professor Paolo Pedercini von der Carnegie Mellon University http://cmu.edu , der Urheber des Spiels ist, wollte damit die sozioökonomischen Kosten der Herstellung von Smartphones anprangern und ein Diskussion auslösen. "Jetzt dreht sich die Diskussion um Marktzensur", so Pedercini.

Lose-Lose-Situation

Der Unternehmensberater Bernd Höhne http://jobdot.de bemerkt auf Nachfrage von pressetext dazu: "Man sollte Hersteller wie Apple zwingen, ihre Produktionsbedingungen offen zu legen. Das sollten auch die Kunden selbst verlangen." Letztlich importiere man Arbeitslosigkeit, sozusagen eine Lose-Lose-Situation. Höhne: "Die westliche Gesellschaft hat ihren Status erreicht, weil sie Ausbeutung durch politische Revolutionen ausgemerzt hat. Wenn Unternehmen weiter ausbeuten dürfen, unterminieren wir unsere eigene Lebensphilosophie." In dieser Hinsicht hat Apple, durch Steve Jobs scheinbar zum Lifestyle-Philosophie-Institution schlechthin aufgestiegen, einiges nachzuholen.

Nur drei Stunden nachdem Pedercini begann, Werbung für seine neue App zu machen, war diese plötzlich nicht mehr verfügbar. Apple führt mehrere Gründe an, warum das Game entfernt wurde: Die Entwickler-Richtlinien seien insofern verletzt worden, weil Inhalte, die grausam und anstößig sind und zusätzlich den Missbrauch von Kindern zeigen, abzulehnen sind. Zudem dürfen Apps nicht dazu gebraucht werden, um Spenden zu sammeln. Pedercini hatte angekündigt, die Einnahmen des Spiels Organisationen zu spenden, die sich gegen Ausbeutung in diesem Sektor richten.

Realer Hintergrund: Sweatshops

"Dieses Spiel ist auf einem intellektuellen Level durchaus verstörend. Schließlich bestehen Verbindungen zur Realität. Dennoch könnte das Spiel selbst nicht einmal ein Kind erschrecken", so Pedercini. Es sei eben schwarzer Humor notwendig, um die Pointe wirksam darstellen zu können. In einem Level muss der Spieler beispielsweise Mitarbeiter von sogenannten Sweatshops davon abhalten, per Fenstersturz Selbstmord zu begehen.

Der reale Hintergrund: Die Bedingungen in den asiatischen Fabriken des iPhone-Herstellers Foxconn hatten zu zahlreichen Selbstmorden durch Fenstersturz geführt (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20101130028 ). Foxconn hatte daraufhin Sicherheitsnetze installieren lassen. Trotzdem setzt bei Apple noch immer auf diese Fabriken in Südostasien: Foxconn hatte erst kürzlich angegeben, 150.000 iPhone 5 pro Woche liefern zu können.

(Ende)
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